Fußball-WM 2006:"Zickenkrieg" beim FC Deutschland 06

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Das Geschäft mit der Fußball-WM: Regierung, Unternehmen und Werbeagenturen versuchen das Ereignis für sich zu nutzen - und werkeln an einer Image-Kampagne für die Bundesrepublik.

Von Ulrich Schäfer

Man kennt die unscharfen Schwarzweiß-Bilder, auf denen ein junger Mann auf einem holprigen Fußballplatz zu sehen ist: Gerhard Schröder, genannt "Acker". Der Mann, der einst für den TuS Talle als Mittelstürmer Tore schoss, ist heute Bundeskanzler und macht aus seiner großen Liebe zum Fußball kein Hehl.

Lichtprobe für den Fußball-Globus in Dortmund. (Foto: Foto: dpa)

Gelegentlich ist der Regierungschef auf der Tribüne von Hannover 96 zu sehen, früher auch bei Energie Cottbus oder Borussia Dortmund. Er kann die Spieler der Weltmeister-Elf von 1954 mühelos aufzählen und würde gern auch nach dem Finale 2006 elf Freunden die Hand drücken: den Jungs von Jürgen Klinsmann.

Der Kanzler und seine Getreuen erhoffen sich, ähnlich wie einst Helmut Kohl, von der Fußball-WM einen Stimmungsschub für die Bundestagswahl, die nur wenige Woche später ansteht: Ist die deutsche Elf erfolgreich, rückt das Land zusammen - und im Zweifel hinter den Kanzler. Seit Monaten beratschlagen die rot-grünen Strategen, wie sie das Ereignis für den Regierungschef, aber auch für Deutschland nutzen können.

Im Kern der Überlegungen steht eine Werbekampagne, wie es sie noch nie gegeben hat. Gemeinsam wollen Regierung und Wirtschaft für den Fußball, aber auch für das "Land der Ideen" werben.

So jedenfalls lautet der Slogan, den die federführende Werbeagentur Scholz & Friends entwickelt hat und zusammen mit den Kollegen von "Zum goldenen Hirschen" und Lowe umsetzen soll.

Min destens zehn Millionen Euro wird die Regierung bereitstellen, mindestens ebenso viel sollen die Unternehmen beisteuern, der Wunsch-Etat von Schröders Planern liegt aber noch weitaus höher: bei 80 bis 100 Millionen Euro.

Die Zahl der Interessenten, versichert der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der die Beiträge der Wirtschaft bündelt, sei immens. "Wir haben eine riesige Nachfrage", sagt Verbandssprecher Albrecht von der Hagen.

Schon in diesem Frühsommer, passend zur WM-Generalprobe, dem Confederations Cup, soll die Kampagne starten und ein Jahr laufen. Für 100.000 Euro kann eine Firma dabei sein. Zeitungen und Fernsehsender sollen günstige Werbeplätze bereitstellen.

Noch aber streiten die Auftraggeber mit den Agenturen, wie die Werbung eigentlich aussehen soll. Von einem "Zickenkrieg" berichtet einer der Beteiligten.

So ist längst noch nicht klar, welchen Anteil die einzelnen Agenturen an dem Projekt erhalten werden - und welches Motto auf Anzeigen und Plakaten prangen wird. Die Regierung hält noch an dem von ihr ersonnenen Arbeitstitel "FC Deutschland 06" fest. Das Bundespresseamt würde gerne den Fußball stärker in den Mittelpunkt rücken, was aber dem Welt-Fußballverband Fifa, der die WM selber vermarktet, nicht passt.

Vorsorglich ließ die Fifa prüfen, wie sie sich die Rechte an hunderten artverwandten Namen sichern kann; selbst den Begriff WM 2006 wollte sie schützen lassen, was das Patentamt jedoch ablehnte.

Auch der BDI besteht darauf, dass es sich bei dem Vorhaben nicht um eine WM-Kampagne handele oder gar um Werbung für den Bundeskanzler, sondern um eine Standort-Imagekampagne.

Am 28. Februar wollen Regierung und BDI erneut mit den Agenturen beraten und die Details der Kampagne endgültig festlegen. Spätestens dann soll auch der "Zickenkrieg" ein Ende haben.

© SZ vom 24.2.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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