Fußball-Weltverband:Niederlage auf großer Bühne

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Abgeschmettert: Der Versuch von Sepp Blatter (hier im August in Lausanne), seine Sperre verkürzen zu lassen, ist gescheitert. (Foto: Valentin Flauraud/dpa)

Der Sportgerichtshof Cas lehnt Sepp Blatters Einspruch ab - der ehemalige Fifa-Präsident bleibt sechs Jahre gesperrt.

Von Thomas Kistner, München/Lausanne

Sepp Blatter hat sein letztes Match im Fußball verloren, am Montagnachmittag wies der Internationale Sportgerichtshof Cas den Einspruch des langjährigen Fifa-Präsidenten gegen seine Ethiksperre von sechs Jahren ab. Dies nachzuvollziehen falle ihm schwer, ließ der 80-Jährige per Statement verlauten, aber "aufgrund des Verlaufs des Prozesses war kein anderes Verdikt zu erwarten".

Ganz so düster hatte es aber nicht mal ausgesehen. Immerhin hat der Cas im Mai dem Mann, mit dem Blatter einen anrüchigen Millionen-Deal vollzogen hatte, die Ethik-Sperre von sechs auf vier Jahre verkürzt: dem Franzosen Michel Platini. Im Fall des Schweizers Blatter aber, der den Weltverband Fifa von 1981 bis 1998 als Generalsekretär und danach bis Februar 2016 als Präsident beherrscht hatte, sah der Cas ganz offenkundig keinen Anlass für mildernde Umstände.

Die Fifa-Ethiker hatten Sepp Blatter vor einem Jahr wegen einer Zahlung von zwei Millionen Franken aus der Fifa-Kasse an den damaligen Uefa-Chef Michel Platini für acht Jahre verbannt und somit von allen Fußball-Aktivitäten ausgeschlossen. Eine Berufungskommission reduzierte die Sperre später auf sechs Jahre, dabei verwies sie auf die nach ihrer Ansicht großen Verdienste des ewigen Vorsitzenden.

Weiterhin völlig ungeklärt sind die Hintergründe der Millionenzahlung, die im März 2011 geflossen war. Das ist bezeichnend für den Fall. Damals stand Blatter in einem heftigen Wahlkampf mit dem Katarer Mohamed Bin Hammam, der ihm den Fifa-Thron bei der Wahl Anfang Juni streitig machen wollte - und der schon auf bestem Wege war, den einstigen "Bruder" an der Verbandsspitze zu übertrumpfen. Die im Frühjahr, kurz nach der Überweisung, von Platini öffentlich bekundete und durch die Mehrheit der Uefa abgesicherte Unterstützung des Kandidaten Blatter hielt den Schweizer auf Kurs.

Erst kurz vor der Fifa-Kür im Mai 2011 fiel der Rivale Bin Hammam einer Korruptions-Orgie in der Karibik zum Opfer, die er selbst angezettelt hatte - und die von Parteigängern Blatters heimlich mitgefilmt worden war.

Blatters Millionenzahlung an Platini allerdings, so stellen es bisher die beiden gestürzten Fußball-Granden dar, habe nichts mit der Unterstützung im damaligen Fifa-Wahlkampf zu tun. Sie soll vielmehr als eine verspätete Gehaltszahlung geflossen sein, für Beratertätigkeiten des Franzosen um die Jahrtausendwende.

Dieser Vortrag hakt an vielen Ecken und Enden; etwa, weil arbeitsrechtliche Vorgaben so einer Zahlungen entgegenstünden, weil es nicht ein Dokument dafür gibt und weil sich der Zwei-Millionen-Betrag nicht aus den damaligen Gehaltsvereinbarungen ableiten lässt. Nun fanden auch die drei Cas-Richter unter Vorsitz des Niederländers Manfred Nan die Version für unglaubwürdig, dass es einen "mündlichen" Vertrag für die Zahlung gäbe. Ihr Schluss: Blatter habe die Fifa-Ethikregeln verletzt und Platini ein "unangemessenes Geschenk ohne Vertragsgrundlage" gemacht.

Ob Blatters Drahtzieherrolle nun mit sechs Jahren schärfer bewertet wurde oder der Umstand, dass es hier um erkaufte Dienstleistungen geht, ließ das Panel unkommentiert. Der Cas wies aber darauf hin, dass Blatter keine Strafreduzierung, sondern nur einen Freispruch beantragt habe. Der nun endgültig für lange Zeit aus allen Fußballbereichen Verbannte beklagt zwar, dass "das Prinzip der Rechtsprechung, wonach die Schuld von der Anklage bewiesen werden muss, nicht angewendet" worden sei. Der Cas-Spruch beruht allerdings nicht auf strafrechtlichen Grundlagen, sondern auf Basis der Verhaltensregeln des Fifa-Ethikcodes.

Eine strafrechtliche Aufarbeitung der Millionen-Zahlung läuft ebenfalls. Im Herbst 2015 hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft diese Ermittlungen nach einer Razzia bei der Fifa publik gemacht, sie lösten auch das Ethikverfahren aus. Die Strafuntersuchung läuft gegen Blatter, Platini gilt als Auskunftsperson. Blatters schwerstes Spiel wartet noch.

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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