Fussball:Vogts mag kein Braveheart mehr sein

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Die Arbeit des deutschen Trainers in Schottland stand unter keinem guten Stern. Nun hat Berti Vogts seinen Rücktritt erklärt. Hauptgrund sei die "schimpfliche Behandlung" auf der Insel.

Damit ist der Mann aus Kleinenbroich in Schottland endgültig gescheitert. Nach teilweise verheerenden Ergebnissen und heftiger Kritik trat der 57-Jährige am Montagabend als Trainer der schottischen Fußball-Nationalmannschaft zurück und setzte damit einen Schlusspunkt unter wochenlange Spekulationen.

Trennung "im gegenseitigen Einverständnis"

Die Trennung erfolgte "in gegenseitigem Einverständnis", teilte der schottische Fußball-Verband (SFA) mit. Damit hat Vogts schon zum zweiten Mal als Coach einer Nationalmannschaft das Handtuch geworfen: Auch als DFB-Bundestrainer war der Fußball-Lehrer am 7. September 1998, angesichts des großen öffentlichen Drucks zurückgetreten. Er habe damals nach dem Scheitern bei der WM "den letzten Rest Menschenwürde" verteidigen wollen. Es folgte ein glückloses Intermezzo beim Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen.

Vogts machte diesmal seine "schimpfliche Behandlung" durch einzelne Fans sowie eine Hetzkampagne der Boulevardpresse für seinen Schritt verantwortlich. In schottischen Presseberichten war schon vor Wochen über eine Entlassung des Deutschen spekuliert worden. Wegen der fast verspielten Qualifikation für die WM 2006 war der Weltmeister von 1974 in Ungnade gefallen. Schottland hatte aus den ersten drei WM- Qualifikationsspielen nur zwei Punkte geholt.

In insgesamt 31 Länderspielen errang Vogts, der im Februar 2002 nach Schottland gekommen war, nur acht Siege.

In einer persönlichen Erklärung teilte der frühere Bundestrainer mit, er schließe das schottische Kapitel seiner Fußballkarriere "mit großem Zögern" und "schweren Herzens" ab: "Ich muss sagen, dass der Hauptfaktor bei dieser Entscheidung die schimpfliche Behandlung gewesen ist, die ich vor allem in letzter Zeit durchlitten habe."

Er sei sogar bespuckt worden. "Das ist kein akzeptables Verhalten in einer zivilisierten Gesellschaft." Zwar müsse man sich als Person des öffentlichen Lebens vieles gefallen lassen, "aber mittlerweile hat dies ernsthafte Auswirkungen auf mein Privatleben".

Scharfe Medienkritik

Scharf griff Vogts die Medien an: "Was diese Handlungen bewiesen haben, ist die unakzeptable Macht der Boulevardpresse, die Leserschaft zu beeinflussen. Die Meinungen, die meist von Journalisten mit nur begrenztem Fußballverstand geäußert wurden, hatten auf einige Fans eine enorme Auswirkung.

Im öffentlichen Leben sind die Medien in der Lage, eine Person hochzuschreiben oder auch zu brechen, und das ist nicht zu rechtfertigen." Von seinen Spielern habe er jedoch immer vorbehaltlose Unterstützung erfahren: "Ich bin wirklich stolz auf sie alle und auf ewig dankbar. Good luck, boys."

Der britische Fernsehsender BBC kommentierte den Rücktritt mit den Worten: "Dem schottischen Fußball zum Erfolg zu verhelfen, war eine nahezu unmögliche Aufgabe für Berti Vogts. Er hatte dafür nie die nötigen Spieler." Mittlerweile sei ein Wechsel aber unvermeidlich geworden. Auch Vogts sei am Ende desillusioniert gewesen. Als Nachfolger wurden der frühere Rangers-Trainer und jetzige Everton-Coach Walter Smith sowie Gordon Strachan gehandelt.

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