Fußball-Nationalmannschaft:Merkel findet Klinsmann gut

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Fast klang es wie eine Regierungserklärung, was Angela Merkel Bundestrainer Jürgen Klinsmann sagte: "Wankelmut schafft kein Vertrauen. Und täglich wechselnde Entscheidungen führen nicht zum Erfolg."

Neue Methoden und das Abschneiden alter Zöpfe fänden stets breite Zustimmung, solange der Erfolg anhalte. Wenn nicht, hagele es Kritik. Klinsmann solle sich daher von den jüngsten Angriffen nach dem 1:4-Debakel in Italien nicht beirren lassen, riet Merkel. Das wisse sie aus eigener Erfahrung. "Ich bin überzeugt, dass Jürgen Klinsmann und sein Team auf dem richtigen Weg sind", sagte die CDU-Chefin.

Es sei richtig, auf junge, entwicklungsfähige und begeisterungsfähige Spieler zu setzen, meinte Merkel. Sie appellierte an Medien und Fans, die Nationalelef "nicht in Grund und Boden zu reden" und sagte: "Lassen wir uns doch überraschen, was in uns steckt." Schließlich sei Deutschland immer eine Turniermannschaft gewesen.

Merkels Aufgabe "gleichsam ein Nichts"

Die Bundesregierung werde sich in sportliche Belange nicht einmischen, versicherte die Politikerin augenzwinkernd. Ihre Regierung habe sich zum Ziel gesteckt, Deutschland weltweit wieder an die Spitze zu führen. Doch erscheine ihr das "gleichsam als Nichts" gegenüber der Aufgabe, die Klinsmanns Kicker vor sich haben. Es gehe nun nicht um Deutschlands Zukunft, sondern die Zukunft des deutschen Fußballs. "Und die ist bekanntlich wichtiger", sagte Merkel im Spaß.

Merkel hatte Klinsmann, den WM-Organisationschef Franz Beckenbauer und DFB-Präsident Theo Zwanziger schon vor längerem zum Abendessen eingeladen. Auch Teammanager Oliver Bierhoff, DFB-Geschäftsführer Horst Schmidt und WM-OK-Vize Wolfgang Niersbach waren dabei.

Merkel zeigte sich überzeugt, dass die WM "politisch, kulturell, wirtschaftlich" ein Erfolg wird. Ausdrücklich bedankte sie sich beim OK und speziell bei Beckenbauer. "Ohne Sie hätte Deutschland wohl kaum den Zuschlag für die WM bekommen".

"Wir blamieren uns nicht"

Beckenbauer bezeichnete die WM im eigenen Land als große Chance. Er versicherte Merkel, seine Welcome-Tour durch alle 31 Teilnehmer-Staaten laufe nach Plan. "Wir blamieren uns dabei nicht."

In einem Seitenhieb auf Klinsmann sagte er: "Ich freue mich, dass er seinen Wohnsitz in Kalifornien aufgegeben hat. Er hat offenbar von der Sonne genug." Der sichtlich nervöse Klinsmann konterte: "Wir werden unser Ding durchziehen, egal wo der Wohnsitz ist."

Wenn man wie er Neues wage, müsse man einkalkulieren, "dass man was auf die Mütze kriegt", so wie nach der Niederlage in Florenz. Klinsmann bedankte sich bei Merkel für die Aufmunterung und versprach, die Nationalelf wolle bei der WM "richtig was reißen".

Auch DFB-Chef Zwanziger versicherte, der Verband stehe "zu dieser Mannschaft und ihrem Trainer Klinsmann". An die Medien und Fans appellierte er: "Es macht jetzt keinen Sinn, Alles zu zerreden." Klinsmann war zuletzt unter Beschuss geraten, nachdem die deutsche Elf beim 1:4 in Italien eine desolate Leistung gezeigt hatte.

Danach hatte insbesondere Beckenbauer Klinsmann angegriffen, weil dieser nicht an einem Workshop in Düsseldorf teilgenommen hatte, sondern in seine kalifornische Heimat abgereist war.

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