Fußball-Länderspiel:Für Paris

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Vier Tage nach den Anschlägen von Paris verliert Frankreich in London ein Länderspiel gegen England. Doch das Ergebnis ist zweitrangig, die denkwürdigen Bilder entstehen vor dem Anpfiff.

Arm in Arm standen sie jetzt am Spielfeldrand. Frankreichs Olivier Giroud stützte Englands Kyle Walker, Joe Hart hielt Bacary Sagna, so verharrten sie für ein, zwei Minuten, während der warme Applaus von den Rängen auf sie niederregnete. Gerade hatten beide Mannschaften die Marseillaise gesungen, Frankreichs Nationalhymne, unterstützt von einem Chor aus 90 000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion, vier Tage nach den Anschlägen von Paris. So laut wie an diesem Abend haben sie vermutlich noch nie eine Hymne des Gegners in einem Fußballstadion intoniert. Und dann saugten beide Mannschaften am Spielfeldrand eben noch ein wenig diese flirrende Atmosphäre auf, gaben sich Halt an einem Abend in Zeiten, in denen jeder andere Halt gerade zu entgleiten scheint.

Es war ein denkwürdiger Länderspielabend, den die Nationalmannschaften Frankreichs und Englands am Dienstagabend aufführten. England gewann 2:0, Dele Alli und Wayne Rooney trugen die Tore bei. Wobei die denkwürdigen Bilder vor dem Anpfiff entstanden, als der Sport vereinte, nicht in zwei gegnerische Parteien trennte. Englands Fans hatten sich mit französischen Flaggen und Bannern ausgestattet, "Pray for Paris" stand auf einem. Prinz William, der britische Premierminister David Cameron, die Nationaltrainer Didier Deschamps (Frankreich) und Roy Hodgson (England) legten Blumen am Spielfeld nieder. Frankreichs Lassana Diarra und Antoine Griezmann saßen zunächst auf der Bank; Diarra hatte bei den Anschlägen seine Cousine verloren, Griezmanns Schwester war aus dem Inferno im Konzertsaal Bataclan geflohen. Bei den Anschlägen während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland am Freitag waren mehr als 120 Menschen ums Leben gekommen. Sowohl Diarra, der später eingewechselt wurde, wie auch Griezmann waren nun freiwillig nach London gereist. Deschamps hatte es seinen Spielern freigestellt, am Länderspiel mitzuwirken.

Am Dienstagabend herrschte dann in Hannover Terroralarm, die Polizei sagte das Länderspiel Deutschland gegen Niederlande nach Hinwiesen auf einen Sprengstoffanschlag ab. Am Ende des Tages blieben aber nicht nur die Bilder von Polizisten in Deutschland im Gedächtnis haften, sondern vor allem von zwei Mannschaften am Spielfeldrand in London, Arm in Arm.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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