Fußball:Erste Festnahmen im Bestechungs-Skandal

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In fünf Zweit- und Drittliga-Partien soll es Bestechungsversuche gegeben haben. Betroffen sind die Sportfreunde Siegen und der 1. FC Eschborn.

In den Skandal verstrickt sein sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main unter anderem Zweitligist Sportfreunde Siegen und der hessische Regionalligaclub 1. FC Eschborn.

Vor allem Torhüter stehen im Verdacht, sich bestochen haben zu lassen. (Foto: Montage: sueddeutsche.de)

Ausgelöst wurde die neuerliche Affäre durch eine Selbstanzeige des 1. FC Eschborn beim Deutschen Fußball-Bund (DFB), der den Fall der Frankfurter Staatsanwaltschaft meldete.

Ermittelt werde "gegen eine Gruppierung, die durch Ergebnismanipulation bei Sportwetten hohe Gewinne zu erzielen versuchte".

Mitglieder der Gruppierung hätten Spieler verschiedener Vereine angesprochen und ihnen für erwünschte Spielergebnisse Geldbeträge in Höhe von mehreren tausend Euro versprochen worden, hieß es in der Mitteilung der Frankfurter Staatsanwaltschaft. In mindestens einem Fall sei das Angebot angenommen worden, und die Gruppierung habe gezahlt.

Vier Drahtzieher festgenommen

Am 6. März seien nach zielgerichteten Ermittlungsmaßnahmen durch das Hessische Landeskriminalamt vier Personen der Gruppierung festgenommen worden. Gegen sie habe das Amtsgericht Frankfurt am 7. März Haftbefehl wegen gemeinschaftlich begangenen Versuchs der Bestimmung anderer Personen zu gewerbsmäßigem und bandenmäßigem Betrug erlassen.

Zwei der Festgenommenen haben nach Bild-Angaben einen ausländischen Pass, bei den beiden anderen sei die Nationalität noch nicht bekannt. Ziel der Bestechungsversuche seien vor allem Torhüter und Verteidiger gewesen.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt sagte, es gehe um Manipulationen durch Spieler, "nach den bisherigen Erkenntnissen ist von einer Manipulation der jeweiligen Schiedsrichter nicht auszugehen."

Der Vizepräsident des Regionalligisten 1. FC Eschborn, Thorsten Schröder, bestätigte einen Bestechungsversuch. "Es ist Geld geboten worden. Ja. Über die Höhe mag ich keine Auskunft zu geben", sagte Schröder sagte dem Nachrichtensender N24.

Siegens Torwart wehrt sich gegen Vorwürfe

"Ein Spieler hat einen Anbahnungsversuch gemeldet. Nachdem er diesen natürlich sofort abgelehnt hatte, ist er zur Vereinsführung gegangen. Wir haben unsere Aufgabe darin gesehen, unmittelbar und sofort und umfänglich den DFB als unsere Kontrollinstanz zu informieren." Der Spieler sei in seinem privaten Umfeld angesprochen worden und habe sofort reagiert.

Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel wollte nicht bestätigen, dass der Torwart des Regionalligisten Sportfreunde Siegen, Adnan Masic, in den Fall verwickelt ist.

Laut Siegens Vorstandsmitglied Holger Rathke haben jedoch zwei Fahnder des hessischen Landeskriminalamts am Donnerstagabend auf der Geschäftsstelle des Zweitligisten ihre Ermittlungen gegen den 30-jährigen gebürtigen Bosnier aufgenommen.

Masic soll sich vor dem am 26. Februar ausgetragenen Spiel Hansa Rostock - Siegen (2:0) mit mutmaßlichen Drahtziehern der Affäre getroffen haben. "Masic hat uns gegenüber bestätigt, dass er einen der vier Beteiligten kennt. Das hat er den Ermittlern bei seiner Vernehmung durch das LKA am Freitag auch mitgeteilt", sagte Rathke, der vorerst keine Konsequenzen ziehen will.

Hohe Wetten im Ausland abgeschlossen

Rathke sagte, dass Masic dem Verein gegenüber seine Unschuld beteuert habe und deshalb bis auf weiteres Siegens Torhüter bleiben werde. Eschborns Pressesprecher Ralf Kissau erklärte zur Selbstanzeige des Vereins: "Wir haben auf einen Manipulationsversuch sofort reagiert und den DFB informiert."

Nach Informationen des hessischen Privatsenders HIT-RADIO-FFH wollten zwei Wettbetrüger einen Eschborner Abwehrspieler zwingen, das Heimspiel gegen den FC Augsburg am 26. November 2005 zu manipulieren. Sie sollen dem Verteidiger bis zu 40.000 Euro geboten haben, wenn er im Spiel dafür sorge, dass Augsburg klar gewinnt.

Sie hätten im Ausland hohe Wetten abgeschlossen. Die fragliche Begegnung hat bisher nicht stattgefunden, da sie wegen der schlechten Witterung schon zwei Mal abgesagt werden musste.

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