Fußball droht neuer Wettskandal:Teure Tipps

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Der Betrugsverdacht gegen Schiedsrichter Robert Hoyzer bringt den deutschen Fußball erneut in Misskredit und zeigt, dass Sportwetten ein kaum kontrollierbares Milliardengeschäft sind.

Von Klaus Ott

Fußball und Glücksspiele sind wie geschaffen füreinander. Keiner weiß, wer gewinnt, bevor die Spiele beginnen oder die Roulettekugel rollt; so sollte es jedenfalls sein. Das erhöht die Spannung, den Reiz - und den Einsatz. Es geht um viel Geld, da wächst manchmal die Versuchung, ein bisschen nachzuhelfen, um für den richtigen Tipp kassieren zu können. Der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer soll im August vergangenen Jahres das Pokalspiel SC Paderborn gegen den Hamburger SV manipuliert haben. Paderborn gewann gegen den favorisierten Bundesligisten.

Sorgt Robert Hoyzer für einen neuen Bundesliga-Skandal? (Foto: Foto: dpa)

Nun gibt es Hinweise, Hoyzer habe bei Toto-Gesellschaften auf den Sieg des Außenseiters gewettet und an seinen Elfmeter-Pfiffen für Paderborn kräftig verdient. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ermittelt; der Nationalsport steht womöglich vor dem größten Betrugsfall seit dem Bundesliga-Skandal von 1971, als reihenweise Spiele verschoben wurden. Damals dauerte es Jahre, bis sich die Liga von diesem Schlag erholt hatte. Nun gerät die Fußballszene erneut in Misskredit. Es ist ja nicht der erste Verdacht, der dem DFB in diesen Monaten zugetragen wurde.

Die Sportwetten-Branche hat sich längst zu einem Milliardenmarkt entwickelt. In Glücksspielbüros und vor allem im Internet wird auf alles gesetzt, was sich denken lässt: Wer gewinnt, wer verliert, wer schießt das nächste Tor, mit welchem Ergebnis endet die Begegnung, dazu noch Kombi-Tipps. Je komplizierter die Wette und je höher die Summe, desto höher der Gewinn, wenn alles richtig war.

Längst zocken die Fans online live während des Spiels mit, oder per Handy und SMS sogar vom Stadion aus. Der traditionelle Totoschein mit der einst üblichen Elfer-Wette hat ausgedient, so lässt sich die Computer-Generation nicht mehr locken. An dem boomenden Geschäft wollen auch die Vereine und ihr Verband, die Deutsche Fußball-Liga (DFL), gern mitverdienen. Doch manche Partnerschaften sind umstritten.

Kürzlich musste der DFB seine Zusammenarbeit mit einem privaten Wettanbieter aufgeben. Sonst hätten die Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer nicht erlaubt, dass ihre staatliche Sportwette Oddset das Rahmenprogramm des DFB für die Weltmeisterschaft 2006 mit zusätzlichen Millionenbeträgen fördert.

Auch als Sponsor von Franz Beckenbauers WM-Organisationskommitee engagiert sich Oddset, umgekehrt wirbt der OK-Chef nun für die staatliche Sportwette. Deren Präsident Erwin Horak sagt, Oddset biete nur im Ausnahmefall Wetten für einzelne Spiele an. Die Regel seien Tipps für mindestens drei Begegnungen, und die ließen sich dann nicht gleichzeitig manipulieren. Diese Vorsichtsmaßnahme sei der "Unterschied zwischen uns und anderen, privaten Anbietern".

Doch die Konkurrenz ist groß. Eine Hand voll Privatfirmen agiert noch mit gerichtlich höchst umstrittenen Lizenzen aus der ehemaligen DDR. Andere Anbieter, die sich im Internet tummeln, sitzen auf Malta oder in Asien und sind kaum zu fassen. Fußball ist eben ein Glücksspiel, auch bei der WM 2006. OK-Partner Oddset verlost an seine Wettkunden 9000 Karten für die besten Spiele, inklusive Finale.

© Süddeutsche Zeitung vom 24.1.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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