Fußball-Doku:Im Auge der Elf

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Die Nationalelf kämpft und spielt und siegt. Und einer ist immer dabei. Der Filmemacher Sönke Wortmann begleitet die deutsche Nationalmannschaft auf Schritt und Tritt. Das Resultat sollen die Zuschauer noch in diesem Jahr zu sehen bekommen.

Wenn es so etwas gibt wie den deutschen Fußballfilmemacher, dann ist es wohl Sönke Wortmann. In "Das Wunder von Bern" bekamen sogar Fußballmuffel feuchte Augen. Der Filmemacher lieferte damit die perfekte Ouvertüre für die WM im eigenen Land.

Und vielleicht wird es ja wahr, das Wunder von Bern reloaded und Deutschland wird auch 2006 Fußballweltmeister. Dann dürfte Sönke Wortmann einen Coup gelandet haben.

Seit einem Jahr ist er mit der Nationalmannschaft unterwegs. Mit seiner Kamera wirft er einen Blick hinter die Kulissen, zeigt, wie ein Training abläuft und was in der Halbzeitpause in der Kabine so alles passiert.

Am Ende, am besten natürlich inklusive Finale am 9. Juli 2006, soll ein Dokumentarfilm entstehen, der im Spätsommer auf DVD erscheinen und auch in die Kinos kommen soll.

Drehen darf der 46-Jährige in Absprache mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann auf Reisen, im Hotel, während des Trainings und im Stadion. Das hatte auch schon letztes Jahr beim Confederations Cup gut geklappt, als Wortmann die Mannschaft zum ersten Mal begleitete und das Ergebnis beim Team gut angekommen war.

Da steht er im Trainingsanzug und scheint fast zum Team zu gehören. Er plaudert vertraut mit Jürgen Klinsmann und Michael Ballack oder scherzt mit Bastian Schweinsteiger. Und auch im Mannschaftsbus ist er dabei - meist sitzt er ganz vorne.

Wortmann, der 1992 mit "Kleine Haie" den Durchbruch schaffte, geht es nicht darum, die Spieler bloßzustellen. Dies sei kein Film, der Zoff in der Kabine zeigen wolle, erklärt er. Vielmehr wolle er den Alltag der Nationalspieler zeigen und die Wirklichkeit einfangen.

"Wenn er störe, gebe es ein Zeichen und er sei weg"

Auch der DFB würde von einem solchen Film profitieren und einen Imagegewinn haben. Die Verabredung sei: Wenn er störe, dann gebe es ein Zeichen und er sei weg, sagt Wortmann. Aber das habe es bis jetzt noch nicht gegeben.

Was den Sachverstand betrifft, so hat der Filmemacher früher einmal bei einem Zweitligisten gespielt. Früher spielte er selbst beim damaligen Zweitligisten Westfalia Herne und bei Erkenschwick Fußball. Diese Vergangenheit habe ihm sicherlich geholfen, den Zuschlag für das Projekt zu bekommen, sagt Wortmann.

Schließlich hätten noch andere Kollegen die Filmidee gehabt. Er selbst sei noch zu Amtszeiten von Rudi Völler darauf gekommen. Doch bevor dieser ihm habe absagen können, sei er nicht mehr Teamchef gewesen. Mit Jürgen Klinsmann und Manager Oliver Bierhoff hätte er sich schnell geeinigt. "Beide sind sehr offen."

Das Team ist mit Wortmann zufrieden. Bierhoff lobt: "Sönke ist in das Team hineingewachsen und absolut kein Störenfried." Ziel des Filmprojekts sei es, den Fans einen Blick hinter die Kulissen der DFB-Truppe zu ermöglichen.

Wortmann, der seit 2002 mit der Schauspielerin Cecilia Kunz verheiratet ist und Vater von Zwillingen ist, hat ein Vorbild für sein Projekt. 1998 begleitete der Filmemacher Stéphane Meunier die französische Equipe auf ihrem Weg zum Titelgewinn bei der WM im eigenen Land. "Das Ergebnis war sehr bewegend", sagt Wortmann.

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