Fußball-Champions-League:Pause im Wortgewitter

Lesezeit: 2 min

Die Freude über Schalkes 1:0-Sieg gegen Porto fällt verhalten aus. Das liegt vor allem daran, dass die Slomka-Elf nur eine Hälfte lang stark spielte - dann aber deutlich nachließ und einen Vorgeschmack auf das Rückspiel bot.

Kajo Fritz

Vielleicht hätte man nur die Halbzeiten vertauschen müssen. Schalke hätte mit der zweiten Hälfte angefangen und mit der ersten aufgehört. Dann wäre es vor der Pause so gekommen, wie alle gesagt hatten: Der FC Porto dominant, die Gastgeber unter Druck. Nach der Pause plötzlich die sensationelle Wende. Schalke spielt frech, mutig, kreativ, und Kevin Kuranyi, zuletzt stark in der Kritik, schießt das 1:0! Unendlicher Jubel nach dem Schlusspfiff, wilde Freude.

Jermaine Jones (links) absolvierte im defensiven Mittelfeld eine gute Partie. (Foto: Foto: ddp)

Da aber auch dieses Spiel mit dem ersten Abschnitt begann, wurde es in den meisten Nachbetrachtungen ein glückliches Gelsenkirchener 1:0. Deswegen lagen sich die Schalker Fans unter den 53.951 Zuschauern nachher auch nicht freudig in den Armen, sondern applaudierten artig. Die Freude über die Chance, in die Runde der besten acht europäischen Mannschaften einzuziehen, war überschaubar. Manager Andreas Müller zuckte vor dem Abklatschen mit seinem Trainer Mirko Slomka mit den Schultern, als wollte er sagen: Schwamm drüber.

Enorme Präsenz am Anfang

"Zu gewinnen war das große Ziel, zu Null spielen das noch größere", sagte Slomka, und als müsse er sich entschuldigen, fügte er an: "Natürlich hatten wir gute Möglichkeiten für ein zweites Tor, aber Porto kann halt auch ein bisschen Fußball spielen." Die Gäste haben den FC Liverpool, Marseille und Besiktas Istanbul in der Gruppenphase der Champions League hinter sich gelassen, sind in der heimischen Meisterschaft seit dem zweiten Spieltag Erster.

Schalkes Präsenz war anfangs enorm. In der vierten Minute kam Rafinha nach Doppelpass mit Jermaine Jones zum Schuss, den Portos Schlussmann Hélton nur eingeschränkt abwehren konnte. Zum Vorteil von Kevin Kuranyi, der einschoss. "Das war eine gute Halbzeit, wir waren sehr konzentriert", sagte der 25-Jährige. Die Schalker Achtsamkeit führte sogar dazu, dass der portugiesische Radioreporter Mitte der Halbzeit drei Sekunden lang nichts sagte. Zeit für wortloses Kopfschütteln inmitten des Wörtergewitters. Erst in der 25. Minute schafften es die Gäste überhaupt, mit dem Ball am Fuß den Schalker Strafraum zu erreichen. Drei weitere gute Torgelegenheiten hatte Schalke vor der Pause, allein der emsige Ivan Rakitic zwei.

Aber: Auch nach dem Wechsel zerbrach das Schalker Spiel nicht, es fing nur ordentlich an zu bröseln. Nach vorne ging nichts mehr, doch die Defensive stand. "Wir haben ein bisschen den Faden verloren", erklärte Jermaine Jones, der zusammen mit Fabian Ernst das defensive Mittelfeld beherrschte. Wenn man strenge Maßstäbe ansetzte, belief sich die Anzahl der Gäste-Großchancen auf eine einzige: In der 80. Minute verpasste Lisandro López aus vier Metern frei vor dem Tor.

Ansonsten blieb der befürchtete portugiesische Angriffswirbel aus. "Dennoch ist mein Puls ordentlich gestiegen", sagte Slomka. Schalke stellte sein Pressing ein und tauschte feinsinniges Kombinationsspiel gegen blindes Anrennen aus. "Wir müssen darüber reden, was in der zweiten Hälfte passiert ist", sagte Marcelo Bordon, der nach der Pause ein ums andere Mal in der Innenverteidigung grätschen musste.

Zuletzt hatte Schalke in sieben Pflichtspielen immer mindestens ein Gegentor zugelassen. Diese Serie ist nun gebrochen, nachdem in den vergangenen Tagen immer wieder an die Zeit von Huub "Die Null muss stehen" Stevens erinnert wurde. "Schaffen wir das auch in Porto, sind wir weiter", sagte Schalkes Torwart Manuel Neuer lachend. Er erlaubte sich eine kleine Schwäche in der ersten Hälfte des Spiels, ansonsten blieb er tadellos.

"Jetzt stehen unsere Chancen gut", sagte Torschütze Kuranyi, "wir müssen in Porto nur gehörig aufpassen und so gut spielen wie heute." Weitere sieben Millionen Euro würde die nächste Runde einbringen. Am 5. März findet das Rückspiel statt und Gelegenheit, vorher unter Wettkampfbedingungen zu testen, hat Schalke auch. Die nächsten Gegner in der Bundesliga sind Leverkusen und der FC Bayern. "Und sechs Punkte", sagte Kuranyi, "sind die beste Vorbereitung."

© sueddeutsche.de/aum/mikö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: