Fußball:Bracker, "wie Mecklenburg"

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Jan-Ingwer Callsen-Bracker: Ein Name, der nicht jedem leicht über die Lippen geht. Sein Träger, Bayer Leverkusens Innenverteidiger, kann das nicht verstehen und würde lieber mit Fußball Schlagzahlen machen.

Interview: Christoph Biermann

SZ: Herr Callsen-Bracker, mögen Sie Ihren Namen nicht?

(Foto: Foto:)

Callsen-Bracker: Doch, den finde ich sogar sehr gut.

SZ: Aber seit Tagen läuft die Aktion "Ein Künstlername für Jan-Ingwer Callsen-Bracker" auf ihrer Homepage, wo zur Suche eines neuen Namen für Sie aufgefordert wird.

Callsen-Bracker: Das hatten sich die Web-Redakteure als Gag zum Start der Seite ausgedacht.

Die Idee kam daher, dass die Brasilianer mit ihren langen Namen fast alle auch Künstlernamen haben. Bislang sind 150 Vorschläge eingegangen, der beste wird mit einem Trikot prämiert.

SZ: "Leider kann ich mir Deinen Namen nicht merken und finde die Namensänderungsaktion gut", hat ein Besucher ihrer Homepage geschrieben. Empfinden viele Ihren Name als zu kompliziert?

Callsen-Bracker: Wenn ich mich am Telefon melde, verstehen die Leute meinen Namen oft falsch. Aber wer ihn ein-, zweimal gehört hat, dürfte ihn auch behalten, so schwierig ist er schließlich nicht.

SZ: Aber sogar Reiner Calmund hatte Schwierigkeiten. Nach ihrem Profidebüt für Leverkusen im Februar 2003 hat er Sie Gedönsheimer-Schmallenberg genannt. Lustig?

Callsen-Bracker: Geht so. Ich fand komisch, dass er mich nicht kannte, immerhin bin ich auch da schon ein Leverkusen-Spieler gewesen. Außerdem finde ich es generell nicht gut, wenn mein Name verhohnepiepelt wird. Zumal Jan-Ingwer in Schleswig-Holstein ein ganz normaler Vorname ist und mein Familienname von der Zahl der Silben her auch nicht so lang ist. Übrigens ist das "c" in meinem Namen ein Dehnungskonsonant, Bracker spricht man lang aus wie Mecklenburg.

SZ: Auch Ihre Familie hat sich zu Ihrer Namenssuche geäußert. "Sind wir denn so schrecklich, dass Du Dir einen neuen Namen suchen musst?", hat Ihre Cousine Laura geschrieben.

Callsen-Bracker: Niemand in der Familie muss sich Sorgen machen. Ich bin stolz darauf, dass ich mit allen Callsen-Brackers verwandt bin, die es in Deutschland gibt. Und das sind so wenige nicht, denn mein Vater hat sechs Geschwister. Den Familiennamen haben wir übrigens, weil mein Großvater Bracker von meinem Urgroßonkel Callsen adoptiert worden ist, nachdem dessen Sohn im zweiten Weltkrieg gefallen war. So konnte mein Großvater als Bauer den "Callsenhof" weiterführen.

SZ: Können die Fans in Leverkusen eigentlich Ihren Namen singen?

Callsen-Bracker: Klar, nach der Melodie von "Vamos a la Playa". Das finde ich echt super, auch deshalb will ich meinen Namen behalten.

SZ: Das bedeutet, dass wir Sie demnächst nicht Brackinho, Janni, Cracker, Ginger, Zenzero nennen müssen, oder welche Vorschläge auch immer noch kommen werden?

Callsen-Bracker: Nein, ich bin nicht so verrückt, dass ich mir mit 20 einen Künstlernamen zulegen will.

SZ: Wie rufen Sie ihre Mannschaftskameraden?

Callsen-Bracker: Das ist unterschiedlich, ob sie aus Deutschland, Südamerika oder Osteuropa kommen. Wie, das möchte ich aber nicht sagen.

SZ: Weil es Ihnen peinlich ist?

Callsen-Bracker: Nein, aber wenn ich "Franz" gerufen werde, werde ich mir doch nicht anmaßen, mich mit Franz Beckenbauer zu vergleichen. Ich möchte auch nicht wegen meines Namens in der Zeitung stehen, sondern wegen meiner Leistung auf dem Platz.

(SZ vom 12.5.2005)

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