FSV Mainz 05 im Uefa-Pokal:Nur 40 Stunden Pause

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Der punktlose Tabellenletzte der Bundesliga trifft im Europapokal auf den spanischen Topclub FC Sevilla. Aber für den Mainzer Manager Christian Heidel ist überzeigt, dass dem Verein die Doppelbelastung nicht schaden werde.

Ulrich Hartmann

Christian Heidel regt sich auf, wenn einer behauptet, der Europapokal schade dem FSV Mainz 05. Der Bundesligist ist ja derzeit punktloser Tabellenletzter, und da sieht mancher wohl eine belastende Ablenkung im aufreibenden Gastspiel auf internationaler Bühne. "Das ist Quatsch", sagt der Mainzer Manager und erzählt begeistert von der Vorfreude der Fußballer, der Euphorie der Fans und den nicht zu verachtenden Einnahmen aus den beiden Heimspielen in der Uefa-Cup-Qualifikation. "Ich bin schon glücklich, dass wir überhaupt im Uefa-Pokal sind", sagt Heidel, "das ist ein tolles Erlebnis und eine einmalige Chance."

Die Mainzer bejubeln den Sieg auf Island und den Einzug in die Hauptrunde des Uefa-Pokals (Foto: Foto: dpa)

Keine Live-Übertragung des Hinspiels

Es gibt aber zwei Sachen, die Heidel stutzig machen: Erstens, dass das Erstrunden-Hinspiel der Mainzer am Donnerstag beim spanischen Topklub FC Sevilla als einziges der fünf Uefa-Pokal-Spiele mit deutscher Beteiligung nicht live im Fernsehen gezeigt wird, und zweitens, dass unter diesem Spiel, dem Höhepunkt der 100-jährigen Vereinsgeschichte, womöglich die Konzentration der Spieler leidet.

Denn nur 40 Stunden und 15 Minuten nach dem Abpfiff in Sevilla empfangen die Mainzer zum fünften Saisonspiel der Bundesliga am Samstag den VfB Stuttgart im Bruchwegstadion, und dieser Partie wohnt angesichts der bisherigen vier Mainzer Niederlagen eine besondere Brisanz bei. "Das Spiel in Sevilla kann für uns zum Problem werden", sagt der Trainer Jürgen Klopp, "wenn wir da mit fünf oder sechs Verletzten rausgehen."

Überstehen die Mainzer Hin- und Rückspiel indes körperlich unversehrt, dann, glaubt Heidel, wird der Uefa-Pokal als wunderbare Referenz in die Klubhistorie eingehen. "Niemand wäre böse, wenn wir gegen Sevilla ausscheiden", sagt er.

Willkommene Mehreinnahmen

Nach der Auslosung hatte der Manager den Gegner gleich als "Traumlos" eingestuft, woran sportlich kein Zweifel besteht, allerdings reduziert die Qualität des Kontrahenten die Chance auf den von Heidel einst erhofften "warmen Geldregen in der Gruppenphase des Uefa-Pokals" auf ein Minimum. Mainz ist klarer Außenseiter und muss mit dem Verpassen der Gruppenphase rechnen, die zwei Heimspiele und damit deutlich höhere Einnahmen garantiert.

Heidel ist allerdings auch so schon zufrieden mit dem, was der Europapokal bislang abgeworfen hat. Die Netto-Einnahmen im Frankfurter Stadion, in welches der FSV aufgrund des reduzierten Sitzplatzkontingents im heimischen Bruchwegstadion zwei Mal umgezogen war, beliefen sich auf jeweils knapp 300.000 Euro, und das, sagt Heidel, "ist für Mainzer Verhältnisse eine ganze Menge".

Dabei waren zum ersten Spiel gegen Ashtarak/Armenien gerade 22.000 sowie zum zweiten Spiel gegen Reykjavik/Island nur 18.000 Zuschauer gekommen, weshalb bei einer hoffnungsvollen Ausgangssituation nach dem Hinspiel in Sevilla zum Rückspiel am 29. September deutlich mehr Menschen ins Frankfurter Stadion kommen werden.

Dank Fair Play nach Europa

Aus der Live-Übertragung des Rückspiels dürften etwa 400.000 Euro fließen, und wenn eine ähnliche Summe aus den Zuschauer-Einnahmen hinzu käme, dann hätte sich der Europapokal-Auftritt, der durch die gute Platzierung des DFB in der Uefa-Fair-Play-Liste sowie per Auslosung überhaupt erst zustande gekommen war, sowohl für den Haushalt als auch fürs Renommee des kleinen Klubs gelohnt.

Auf Europas Fußball-Landkarte spielte Mainz bislang nämlich keine Rolle. Sevillas Trainer Juan de Ramos sagte nach der Auslosung: "Ganz ehrlich, mir sagt die Mannschaft von Mainz nicht gerade viel", weshalb Trainer Klopp am Dienstag witzelte, nach dem Versand eines Mainzer Spielvideos gen Spanien sei ein Anruf aus Sevilla eingegangen mit der Frage, welche der beiden Mannschaften auf dem Video denn bitteschön der FSV sei. Frotzeleien, die die Mainzer zu ertragen gelernt haben.

© SZ vom 15.9.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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