Freiburgs Serie hält:Unheimlich heimstark

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Hübscher Abschluss eines Konters: Nils Petersen überwindet Augsburgs Torwart Marwin Hitz und trifft zum 2:0 für Freiburg. (Foto: Michael Kienzler/Bongarts/Getty)

Beim 2:1 gegen Augsburg gelingt den Breisgauern der (saisonübergreifend) zehnte Heimsieg in Serie. Ein Mann namens Jonathan Günther-Schmidt hätte das verhindern können.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Zugegeben, an Jan-Ingwer Callsen-Bracker kommt dieser Mann nicht heran, der am Samstagnachmittag zum ersten Mal Bundesligaluft schnuppern durfte. Doch im Vergleich zu Kollegen wie Daniel Baier hat Jonathan Günther-Schmidt halt doch einen Namen, der nachhallt. Am Samstag dürfte der 22-jährige Jungspund darüber allerdings nicht sonderlich beglückt gewesen sein.

Kurz nach seiner Einwechslung vergab er bei seinem Ligadebüt die riesige Chance, seinen Augsburgern noch ein 2:2 zu bescheren. Dominik Kohr, eben genesen von seiner üblen Verletzung aus dem Mainz-Spiel, hatte aus der Distanz einen Frustschuss abgelassen, den Freiburgs Caglar Söyüncü so abfälschte, dass Keeper Alexander Schwolow den Ball nach vorne prallen lassen musste. Und dann kam der Mann mit dem markanten Doppelnamen und drosch den Ball aus zehn Metern fast genauso weit übers Tor. Man schrieb die 88. Minute, kurz darauf war Schluss, und Altintop bilanzierte nüchtern: "Wir hätten hier mindestens einen Punkt verdient gehabt, die Chance war da."

"Vielleicht macht er es am Mittwoch gegen die Bayern besser"

Augsburgs Trainer musste dennoch lachen, als ihn ein Journalist bat, doch noch etwas zur "tragischen Person" zu sagen. Also, eine Tragik könne er nicht erkennen, antwortete Dirk Schuster, der erneut ohne die verletzten Offensivkräfte Alfred Finnbogason und Caiuby auskommen musste. Ein junger Bursche habe durchaus das Recht, in seiner dritten Bundesliga-Minute noch nicht ganz so abgezockt vorm Tor zu sein wie Robert Lewandowski. "Und lange nachdenken kann er jetzt ja auch nicht. Vielleicht macht er es am Mittwoch gegen die Bayern besser." Acht Punkte haben die Augsburger nach acht Spielen nun auf dem Konto, da dürfte man allerdings gegen die Bayern auch verlieren, ohne dass Krisengerede und Panik Einzug halten.

Es war also nicht sonderlich überraschend, dass sich kurz nach 18 Uhr zwei Trainer herzlich umarmten, für die sich die Saison bislang doch ganz gut angelassen hat. Der Sportclub hat gegen Augsburg schon den vierten Heimsieg der Saison in Serie eingefahren, saisonübergreifend sind es zehn.

"Wenn man immer gewinnt, wird einem nicht unheimlich"

Und da vier Saisonsiege zu Hause hintereinander trotz vier Auswärtsniederlagen in Serie für ein 12-Punkte-Polster sorgen, durfte man im Breisgau schon mal zufrieden auf die Tabelle gucken. Die zeigt jedenfalls, dass man schon jetzt, Ende Oktober, zehn Zähler mehr auf dem Konto hat als Ingolstadt und der HSV auf den Abstiegsrängen. Wie das zustande kam, sei deshalb auch noch schnell erzählt: Nach wenig unterhaltsamem erstem Durchgang zirkelte Standard-Spezialist Vincenzo Grifo einen Freistoß auf den langen Pfosten, wo Maximilian Philipp nur noch die Fußspitze zur Freiburger 1:0-Führung hinhalten musste und Nils Petersen einen hübschen Konter zum 2:0 abschloss, bevor Altintop auf 2:1 verkürzte und Julian Günther-Schmidt den emotionalen Höhepunkt seines neunminütigen Arbeitstages verbringen musste.

Als die Causa Günther-Schmidt abgehandelt war, wurde dann Freiburgs Trainer Christian Streich noch gefragt, ob ihm die Siegesserie seiner Elf nicht allmählich unheimlich werde. "Unheimlich?", fragte er zurück. "Wenn man immer gewinnt, wird einem nicht unheimlich. Wenn man zehn Mal hintereinander verliert, fühlt man sich unheimlich."

© SZ vom 23.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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