Freiburg gewinnt 2:1:Gnadenvolle Aussichten

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Trainer Christian Streich freut sich über den ersten von drei erhofften Siegen, den er vor allem Nils Petersen zu verdanken hat, seinem Alleinunterhalter im Sturm. "Toll, dass er so vorangeht."

Von Christoph Ruf, Freiburg

Freiburgs Trainer Christian Streich hatte in der Pressekonferenz vor dem Spiel einen frommen Wunsch formuliert. Neun Punkte gegen die drei kommenden Gegner aus Mainz, Hamburg und Köln dürften es gerne sein - zumindest werde dann das Weihnachtsfest so harmonisch ausfallen wie ein Krippenspiel im Münster zu Freiburg. "Dann wird meine Beruhigung nicht zu überbieten sein."

Nun, zu immerhin einem Drittel sind die neun Punkte nach dem 13. Spieltag bereits eingefahren, denn im ersten der drei als schicksalhaft auserkorenen Spiele gelang der erste Dreier. Und nach dem 2:1-Sieg gegen Mainz schoben auch nur miesepetrige Menschen nach, dass das eben auch erst der zweite Saisonsieg insgesamt war. Zu groß war die Freude bei den Freiburgern, die in dieser Saison bislang selten richtig gut gespielt, aber selbst die wenigen Spiele, in denen sie überzeugten, meist verloren hatten. Ein solches 30-Mann-Knäuel, wie es nach dem entscheidenden 2:0 aus Spielern, Ersatzspielern, Cheftrainern und Betreuern gebildet wurde, sieht man in der Regel nur vor Meisterfeiern - oder wenn irgendwo tief im Westen ein Team im wichtigsten Spiel des Jahres einen 0:4-Rückstand dreht.

Der Mainzer Treffer kommt zu spät: eine Minute vor Schluss

Zur Beruhigung des Publikums trug vor Anpfiff des Spiels dabei allerdings auch schon bei, dass Streich seine Startelf im Vergleich zum 1:3 in Wolfsburg auf zwei entscheidenden Positionen verändert hatte. Statt Karim Guédé und Eigengewächs Florian Kath, die in Wolfsburg schwach gespielt hatten, liefen Marco Terrazzino und Bartosz Kapustka hinter Nils Petersen auf. Und prompt kam der Freiburger Alleinunterhalter im Sturm zu Torchancen. Er war es auch, der nach einem grandios missglückten Rückpass von Danny Latza den Führungstreffer erzielte (51.), Kath, dessen Fünf-Minuten-Einsatz diesmal unter einem glücklicheren Stern als in Wolfsburg stand, traf zum 2:0 (90.). Eine Minute vor Abpfiff verkürzte der Mainzer Emil Berggreen zum 1:2.

Er trifft auch, wenn er in der Startaufstellung steht: Torschütze Nils Petersen, sonst als Joker bekannt, erzielt das 1:0 und verhilft Freiburg damit zum zweiten Saisonsieg. (Foto: Ulf Schiller/imago)

Doch der Treffer kam zu spät, um die Aussichten auf geruhsame Weihnachten im Hause Streich noch relativieren zu können. Zumal das Spiel ja auch so einiges hergab, auf dem sich aufbauen ließ. Allein im zweiten Durchgang hatte der vergleichsweise heimstarke Sportclub mehr Chancen als in allen bisherigen Auswärtsspielen zusammen. Doch Terrazzino (46./50.) und der eingewechselte Ryan Kent (49.) machten nichts daraus. Einerlei, wie Streich nach dem Spiel fand: "Da haben wir drei richtig gute Chancen vergeben. Aber wichtiger war, dass wir danach in der Spannung geblieben sind."

Petersen läuft so viel wie nie

Das galt vor allem für Petersen, der zu Saisonbeginn kaum einmal längere Einsatzzeiten hatte, nach der Verletzung von Florian Niederlechner aber wieder erste Wahl ist. Schon in Wolfsburg war er einer der wenigen Lichtblicke im Team, gegen Mainz war er der beste Mann auf dem Platz. Und das nicht nur wegen seines Tores. "Toll, dass er so vorangeht", lobte sein Trainer, den sein inoffizieller Lieblingsspieler auch im hohen Alter von 28 Lenzen noch mit seinem Fleiß und seinem Willen überraschen kann: "Er wusste vielleicht bis heute selbst nicht, dass er so viele Läufe in einem Spiel machen kann."

Auch beim 2:0 wird der Mainzer Torwart Robin Zentner von seinen Kollegen völlig im Stich gelassen. Florian Kath ist der Nutznießer. (Foto: Patrick Seeger/dpa)

Doch trotz allem Einsatz und trotz der Tatsache, dass der Sportclub mal wieder über 120 Kilometer an Laufpensum abspulte - die Szene, über die die Zuschauer nach dem Spiel am meisten sprachen, durfte ein Mainzer Individualist für sich beanspruchen: Nach einem Zusammenprall zwischen Stefan Bell und Terrazzino reklamierten die Freiburger noch ein Foulspiel, als Jean-Philippe Gbamin den Ball aus der eigenen Hälfte Richtung Freiburger Tor schlug, SC-Keeper Schwolow überlupfte, doch das Pech hatte, dass der Ball auf die Latte plumpste. Den Abpraller - und das war nun noch wesentlich schwerer als was Kollege Gbamin vorher vollbracht hatte - köpfte Kenan Kodro in die Arme des Freiburger Torwarts (74.). Wie gesagt: Am Samstag deutete ziemlich viel auf eine gnadenvolle Vorweihnachtszeit im Badischen hin.

© SZ vom 26.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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