Freiburg-Berlin (15.30 Uhr):Achtung, Überfall!

Lesezeit: 2 min

Unzufrieden mit der Freiburger Abwehr: Trainer Christian Streich. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Das größte Problem der Saison beim SC Freiburg ist eine Flut an Gegentoren. Nun soll sie gestoppt werden.

Von Christoph Ruf, Freiburg

Spätestens zu Beginn der Saison 2020/2021 will der SC Freiburg seine Heimspiele im Nordwesten der Stadt austragen. Die Finanzierung steht, der Siegerentwurf ist gekürt. Und doch wäre es eine naive Vorstellung zu glauben, dass nun das Handwerk derer beginnen könne, die mit Wasserwaagen, Sand und Mörtel hantieren. Ähnlich wie in der nicht fernen Landeshauptstadt beim Bahnprojekt Stuttgart 21 gibt es auch im Freiburger Stadtteil Mooswald eine stattliche Anzahl von Zauneidechsen. Und da die Tierchen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten stehen, müssen sie von der Baustelle vertrieben werden. Das geschah in den vergangenen Wochen mit weißen Folien, vor allem aber - nomen est omen - mit Zäunen, die eine Rückkehr der Reptilien in die Gefahrenzone verhindern sollen. Der Biologe spricht bei diesem Vorgang von einer "Vergrämung" der Tierchen.

Das ist ein geradezu niedlicher Begriff im Vergleich zu den "Überfällen", die SC-Trainer Christian Streich als Markenzeichen des Berliner Fußballs ausgemacht hat. Gegen die dortige Hertha wird am Sonntag (15.30 Uhr) selbstredend noch im Schwarzwaldstadion gekickt. Tief stehen, schnell kontern, das umschreibt der Überfalls-Begriff in der Fußballersprache und gilt als - noch so ein Kraftwort - "eklige" Strategie, um den Gegner in fruchtlosen Offensivaktionen aufzureiben, ehe man dann selbst das Tor des Tages schießt. Für den SC im Herbst 2017 ist das insofern eine unbequeme Marschroute, als er sich zuletzt, beim 0:5 in München, gleich zweimal selbst auskonterte. "Wir waren im taktischen Bereich einfach nicht gut. Wir wollten hinten rausspielen, waren aber viel zu unkonzentriert", sagte Streich. "Ich war total unzufrieden."

Freiburgs Offensivspiel? Oft zu leicht auszurechnen

Tatsächlich trafen die Bayern-Spieler nach Belieben, weil Freiburger Kollegen so prächtige Ideen hatten wie Ryan Kent vor dem 0:1, als er gegen vier Gegenspieler ins Dribbling ging und überraschenderweise den Ball verlor. Überhaupt macht der Engländer, der für ein Jahr aus Liverpool ausgeliehen ist, zuweilen Dinge, die verwundern bei einem Spieler, der lange Jahre bei Top-Vereinen wie Liverpool ausgebildet wurde. Was ausgesprochen schade ist, denn mit seiner exzellenten Technik ist der Mann eigentlich wertvoll fürs Freiburger Offensivspiel, das manchmal leicht auszurechnen ist. Doch das größte Problem im bisherigen Saisonverlauf ist die Flut der Gegentore. Wenn der SC verliert, verliert er hoch. Vier Tore gegen Leipzig, vier gegen Leverkusen, fünf gegen München - das kann man nur bedingt damit rechtfertigen, dass es gegen Gegner ging, die nicht der Kragenweite eines Teams entsprechen, das sich vor der Saison nur das bescheidene Ziel gesteckt hat, nicht abzusteigen.

Doch selbst bei solch bescheidenen Vorhaben gibt es eben Gegner, gegen die man zu Hause gewinnen sollte. Hertha BSC Berlin gehört dazu. Auch wenn sich Streich sicher ist, dass die Berliner Niederlage gegen Sorja Luhansk am Donnerstag keine höhere Aussagekraft hat: "Hertha konzentriert sich eindeutig auf die Bundesliga." Sie ist damit wohl gut beraten. Bei einem Freiburger Sieg würde die Mannschaft von Pal Dardai in der Tabelle hinter dem Sportclub landen.

© SZ vom 22.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: