Fortuna gewinnt hoch:Mit Mut und mit den Beatles

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Trainer Friedhelm Funkel freut sich mit einem seiner "Jungs": Doppeltorschütze Benito Raman. (Foto: imago/Jan Huebner)

Düsseldorf gelingt es, seine 217 Minuten andauernde Torlos-Serie zu stoppen. Nach dem fulminanten 4:1 gegen Hertha BSC wächst die Hoffnung, nun doch in der Bundesliga mitzuhalten.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Es war kein Zufall, dass vor dem Anpfiff "Help" von den Beatles über die Lautsprecher geschickt wurde. Im Düsseldorfer Stadion verbinden sie gute Musik gern mit Botschaften oder, wie in diesem Fall, mit einer Art Fürbitte an höhere Mächte.

56 Tage lang hatte die Fortuna kein Bundesligaspiel mehr gewonnen, 217 Minuten lang hatten sie kein Bundesliga-Tor mehr geschossen und die allgemeinen Zweifel an der Wettbewerbstauglichkeit des Aufsteigers waren gefühlt auf das Maximum gestiegen, als am Samstag um 15.30 Uhr das elfte Saisonspiel gegen Hertha BSC angepfiffen wurde. Um 16.55 Uhr sang das halbe Stadion: "Wir sind wieder da." Das war kurz nach dem zwischenzeitlichen 2:0 angesichts eines sich abzeichnenden Heimsieges zwar immer noch eine gewagte Feststellung, doch der 4:1 (0:0)-Sieg gegen Berlin bedeutete für die Fortuna zumindest mal wieder ein Lebenszeichen - nach zuvor sechs Bundesliga-Niederlagen in Serie und 2:20 Toren in diesen sechs Spielen. "Wir haben das Potenzial, in der Bundesliga mitzuhalten", sagte hinterher der Kapitän Adam Bodzek.

Auflösungserscheinungen - die Hertha rutscht ab

Die Berliner hingegen haben seit ihrem Heimsieg gegen Bayern München Ende September in der Bundesliga zunächst drei Mal nur remisiert und nun zwei Mal nacheinander verloren: 0:3 gegen Leipzig und jetzt 1:4 in Düsseldorf. Sie zeigten in beiden Spielen Auflösungserscheinungen und rutschen sukzessive ins Mittelfeld der Tabelle ab. "Nach den beiden Niederlagen kommt uns die Länderspielpause jetzt ganz gelegen", sagte Herthas Trainer Pal Dardai.

Nach einer ersten Halbzeit, die kaum mehr als ein paar unergiebige Fernschüsse durch den Düsseldorfer Dodi Lukebakio und eine gelb-rote Karte für den Berliner Maximilian Mittelstädt (Foul gegen Lukebakio und Foul gegen Jean Zimmer) erbracht hatte, nutzten die Fortunen in der zweiten Halbzeit alsbald die durch die Überzahl entstandenen Räume. In der 50. Minute flankte Adam Bodzek aus dem Zentrum hinaus auf die linke Seite, wo der aufgerückte Linksverteidiger Niko Gießelmann den Ball einfach nur in den Strafraum zurückprallen ließ und ihn dort Takashi Usami vorlegte. Der 26-jährige Japaner drosch die Kugel von halblinks ins lange obere Eck des Berliner Tors. Es war das erste Düsseldorfer Bundesliga-Tor nach 4:27 Stunden Flaute.

Fortuna trifft fast so oft wie in den letzten zehn Spielen

Die Berliner wehrten sich kaum. Auch nach dem zweiten Düsseldorfer Tor, zu dem Lukebakio mit einer flachen Hereingabe am zweiten Pfosten Rouwen Hennings bediente (63.), schien das dritte Fortuna-Tor näher zu sein als das erste für die Hertha. Der Eindruck täuschte nicht. In der 83. Minute erzielte Benito Raman das 3:0 gegen schwer enttäuschende Berliner, die nach dem 1:3 durch Davie Selke (88.) in der Nachspielzeit sogar noch das 1:4, wieder durch Raman, zuließen. "Die Niederlage tut weh", gestand Dardai, "aber wir akzeptieren es."

Fortunas Trainer Friedhelm Funkel freute sich "für die Jungs", die in einem Spiel fast so viele Tore geschossen haben wie in den zehn Spielen zuvor zusammen. Funkel hofft, dass das der Mannschaft gut tut. "Ich hoffe, dieser Sieg gibt uns Mut." Die Mannschaft sei sehr gut mit den Niederlagen in den Wochen zuvor umgegangen. "Mit den Fans zusammen hat das dazu geführt, dass solch ein Spiel zustande kommen konnte." Er habe in seiner Karriere selten eine solche Harmonie in solch einer schwierigen Situation erlebt, sagte der 64-Jährige. "Eigentlich müssten wir jetzt direkt im nächsten Spiel nachlegen", sagte Funkel, "aber das wird schwer." Die nächste Aufgabe führt die Düsseldorfer nach der Länderspielpause zum FC Bayern München.

© SZ vom 11.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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