Formel 1 in Monaco:Heidfeld hält das deutsche Fähnchen hoch

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Gemischte Gefühlslage: "Iceman" Kimi Räikkönen gibt weiter den Ton an, Nick Heidfeld schnappt sich kurz vor Schluss Rang zwei, während Michael Schumacher wieder hinterher fährt.

Am Jubeltag der deutschen Motorenbauer in Monaco ist Michael Schumacher abgehängt worden und hat schon nach dem ersten Saisondrittel alles verspielt. Dem Rekord-Weltmeister blieb beim neuerlichen Start-Ziel-Sieg von Kimi Räikkönen als Siebtem nur die Rolle des tragischen Verlierers.

Nick Heidfeld im BMW-Williams raste dagegen ausgerechnet beim Formel-1-Klassiker erstmals in seiner Karriere auf Platz zwei. Sein Teamkollegen Mark Webber vervollständigte als Dritter den großen Sonntag für Mercedes und BMW.

Triumph deutscher Motorenbauer

WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Renault wurde in dem spannenden Grand Prix auf den letzten Runden auf den vierten Rang verdrängt und wäre beinahe auch noch von dem fünftplatzierten Kolumbianer Juan Pablo Montoya im zweiten McLaren-Mercedes abgefangen worden. "Das war ein Superrennen für die deutsche Automobil-Industrie", freute sich Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach den Paukenschlägen.

Sein BMW-Kollege Mario Theissen war ebenfalls zufrieden: "Wir sind dabei, den Rückstand zur Spitze zu verkürzen." "Vielleicht ist jetzt bald der erste Sieg fällig", kündigte sein Pilot Heidfeld weiter Großtaten an. Im Fürstentum hatte der Mönchengladbacher noch nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun, denn Silberpfeil-Pilot Räikkönnen gewann den Großen Preis von Monaco beim 200. Grand Prix für Mercedes in 1:45,15,556 Stunden mit einem Vorsprung von fast 14 Sekunden höchst souverän.

Der siebenmaligen Weltmeister Schumacher musste sich mit zwei WM-Punkten zufrieden geben.

"Es kam alles zusammen, was gegen mich sprechen könnte", sagte Schumacher und stellte fest: "Es ist nicht schön, was im Moment passiert, aber Rennfahren macht auch so Spaß." Seine letzten Hoffnungen auf einen Sieg in seinem 150. Grand Prix für Ferrari und die Wende im Titelkampf musste er nach einem unglücklichen Auffahrunfall frühzeitig beenden.

Vor seinem Heimauftritt am Sonntag auf dem Nürburgring hat der 36 Jahre alte Schumacher nur eine theoretische WM-Chance. "Ferrari hat den Titel endgültig verloren. Nicht Michael, sondern Kimi Räikkönen und ich sind jetzt zu schlagen", verkündete der dreimalige Saisongewinner Alonso das Ende der seit einem halben Jahrzehnt währenden Schumacher-Herrschaft und stellte das Titel-Duell mit dem Finnen in den Vordergrund.

In der Fahrerwertung liegt der Spanier (49 Punkte) vor Räikkönen (27) und Toyota-Mann Jarno Trulli (26). Schumacher dagegen hat nach dem sechsten von 19 Grand-Prix' mit zwölf Zählern als Neunter zu großen Rückstand. Etwas besser im Rennen liegen Nick Heidfeld (17) und der in Monaco sechstplatzierte Ralf Schumacher im Toyota (17) nach ihren starken Fahrten an der Cote d'Azur auf den Rängen fünf und sechs.

Nach der Gedenkminute für den verstorbenen Fürst Rainier gewann Räikkönen den in den engen Gassen so wichtigen Start gegen Alonso und setzte sich ab. Der aus der vierten Reihe gestartete Schumacher gab alles, und sorgte mit einer Attacke bei rund 250 Stundenkilometern gegen seinen Bruder Ralf kurz vor der Zieldurchfahrt für böses Blut.

"Für mich hat er sie nicht alle. Aber darüber müssen wir nicht reden. Einsehen tut er es eh nicht. Manchmal schaltet er sein Gehirn nicht ein", kritisierte der Toyota-Pilot. "Wir fahren Rennen und machen keine Kaffeefahrt. Die Attacke war gerechtfertigt", konterte Michael Schumacher seinen Bruder. Das schwache Ferrari-Abschneiden vervollständigte Rubens Barrichello als Achter.

Beim Jubiläumsrennen dagegen durfte Mercedes so richtig feiern. Unbeirrt spulte Räikkönen sein Pensum ab und war auf den 260,520 Kilometern nicht zu bremsen. "Kimi war einfach exzellent und ein Granatenrennen war es obendrein mit Spannung pur", freute sich Haug. Für Kollege Theissen war sogar mehr drin: "Unsere beide Piloten sind fast über das gesamte Rennen von langsameren Fahrern aufgehalten worden."

Der von Platz sechs gestartete Heidfeld nutzte seine Chance und überholte Alonso sechs Runden vor Schluss mit einem gewagten Manöver. "Ich habe alles riskiert und alles gewonnen. Es ist fantastisch", freute er sich. Der fünfmalige Monaco-Gewinner Schumacher dagegen wurde auch auf dem fahrerisch anspruchsvollsten Kurs in der Formel 1 vom Pech verfolgt. In der 24. Runde verlor er nach der Loews-Kurve seinen Frontflügel, nachdem Minardi-Pilot Christian Albers gestrandet war.

Der Weltmeister rutschte dem vor ihm fahrenden Schotten David Coulthard (Red Bull) ins Heck und musste an die Box. Als das Safety-Car das Rennen wieder freigab, war sogar der aus der letzten Reihe gestartete Bruder Ralf in seinem Toyota an ihm vorbeigezogen. Die Brüder kämpften um die Plätze, den Sieg machten die anderen unter sich aus.

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