Flugunfall:Zweiter Yankees-Star mit Flugzeug verunglückt

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Drei Tage nach dem Tod von Cory Lidle ist ein weiterer Baseball-Star des US-Rekordmeisters New York Yankees einem Flugzeugunglück nur knapp entgangen.

Third Baseman Alex Rodriguez saß offenbar an Bord eines Privatjets, der nach dem Anflug auf den Bob-Hope-Airport von Los Angeles über die Landebahn hinausschoss und nur durch ein spezielles Bremssystem gestoppt werden konnte. "A-Rod" überstand den Zwischenfall wie die sechs anderen Passagiere unverletzt.

Cory Lidle war am Mittwoch mit seinem Flugzeug in ein 50-stöckiges Hochhaus in New York geflogen und tödlich verunglückt. Der Pitcher, der erst im Februar seine Fluglizenz erhalten hatte, war mit seinem Fluglehrer in einer einmotorigen Maschine unterwegs, die offenbar einen Motorschaden hatte.

Kein Notruf aus der Unglücksmaschine

Der Todesflug des Baseball-Profis hatte den Ermittlern nach dem Unglück Rätsel aufgegeben. Der 34-Jährige war am Mittwoch zusammen mit seinem Fluglehrer mit einer einmotorigen Kleinmaschine in Manhattan in ein 50-stöckiges Hochhaus in der Nähe des East River gerast. Die beiden Männer starben, 16 Menschen wurden in dem brennenden Wohngebäude verletzt, darunter 11 Feuerwehrleute.

Experten der amerikanischen Flugsicherheitsbehörde NTSB versuchten am Donnerstag, den Grund des Unfalls zu ermitteln. Der Pilot habe entgegen ersten Informationen vor dem Einschlag in das Gebäude keinen Notruf abgesetzt, teilte ein Sprecher der NTSB mit. Am Vortag hatte es zunächst Berichte über Treibstoffprobleme der Maschine gegeben.

Gut fünf Jahre nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center vom 11. September 2001 weckte das Unglück in New York traumatische Erinnerungen.

In den Medien brach eine Debatte über die Notwendigkeit von Privatflügen über dem Stadtgebiet los. Gleichwohl kehrten die New Yorker am Donnerstag erleichtert zum Alltagsleben zurück. Millionen Berufstätige kamen am Morgen wie gewohnt zu ihren Arbeitsplätzen. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg hatte den Verdacht einer neuerlichen Terrorattacke schon wenige Stunden nach dem Unfall ausgeschlossen.

Weltweite Ikone des brennenden Hochhaus

Die enorme internationale Aufmerksamkeit für das Unglück ist aus Sicht der Politologin Marion G. Müller mit den Terroranschlägen von 2001 zu erklären. Im Umfeld der Attentäter könnte die Aufregung als nachträglicher Erfolg gewertet werden. "Die Terroristen haben es in Betracht gezogen, dass die Bilder von den brennenden Hochhäusern zu einer Ikone werden und eine weltweite Verbreitung finden", sagte die Professorin für Massenkommunikation an der International University Bremen.

Neben Cory Lidle, dem 34-jährigen Pitcher (Werfer) des Baseball- Teams der New York Yankees, war auch dessen Fluglehrer mit an Bord der Maschine vom Typ Cirrus SR-20. Lidle hatte erst Anfang 2006 die Flugprüfung gemacht. Die Tageszeitung "New York Daily News" zitierte die Flugsicherheitsexpertin Debbie Hersman mit den Worten: "Wir wissen nicht, wer die Maschine flog." Kurz nach dem Unglück wurde der Ausweis des Sportlers auf dem Bürgersteig vor dem Haus in den herabgestürzten Trümmern entdeckt.

Wie CNN berichtete, fanden Retter auch die Leichen der beiden Opfer vor dem Hochhaus. Das viersitzige Flugzeug sei am Mittwoch um 14.29 Uhr Ortszeit vom Flughafen Teterboro in New Jersey, etwa 15 Kilometer vom Unglücksort entfernt, gestartet, sagte Bloomberg. Es habe eine Runde um die Freiheitsstatue im New Yorker Hafen gedreht und dann Kurs in Richtung Norden genommen.

Es flog unter anderem am blauen Glaspalast der Vereinten Nationen vorbei, in dem tausende Diplomaten und UN- Mitarbeiter aus aller Welt arbeiten. Um 14.45 Uhr, nur 16 Minuten nach seinem Start und etwa einen Kilometer vom Hauptsitz der Vereinten Nationen entfernt, raste der Sportflieger in das Hochhaus. Mehrere Wohnungen im Bereich der Einschlagstelle gerieten in Brand. "Ich fühlte mich so sehr wie am 11. September", berichtete eine Augenzeugin nach Medienberichten. "Ich dachte: Oh, mein Gott, alles geht nochmal von vorn los."

Ein Handwerker, der in dem Haus drei Etagen über der Einschlagstelle gearbeitet hatte, sagte: "Ich guckte aus dem Fenster und sah das Flugzeug direkt auf mich zukommen. Ich hatte Angst. Die Explosion hat das ganze Gebäude zum Wackeln gebracht. Es war fürchterlich." Nach Angaben der Polizei war es besonders schwierig, die Bewohner in Sicherheit zu bringen, deren Wohnungen über dem getroffenen Gebäudeteil liegen.

Kampfflugzeuge über amerikanischen Städten

Die Feuerwehr brachte den Brand nach zwei Stunden unter Kontrolle. In dem 1988 errichteten Appartementhaus gleich gegenüber dem Auktionshaus Sotheby's gibt es 183 Wohnungen. Die Unglücksmaschine war auf Lidles Namen registriert. Er hatte die 2002 gebaute Cirrus SR-20 erst Anfang des Jahres gekauft. Kurz davor hatte er die Flugscheinprüfung bestanden.

Der Besitzer der New York Yankees, George M. Steinbrenner, sprach von einer "schrecklichen und schockierende Tragödie". Er drückte Lidles Frau Melanie und ihrem kleinen Sohn Christopher sein Beileid aus. In einer ersten Reaktion direkt nach dem Unglück hatte das Weiße Haus in Washington die Möglichkeit eines Terroranschlages zunächst nicht völlig ausschließen wollen.

Das Nordamerikanische Luft- und Weltraum-Verteidigungskommando (Norad) ließ Kampfflugzeuge starten, um den Luftraum über mehreren US-Städten abzusichern. Die US- Luftfahrtbehörde verhängte rund um die Unglücksstelle ein Flugverbot. Am 11. September 2001 hatten in New York El-Kaida-Terroristen zwei entführte Verkehrsflugzeuge in die beiden Türme des World Trade Centers gesteuert. Beide Türme stürzten ein, fast 3000 Menschen kamen ums Leben. (Berichtigung: In der achten und elften Zeile muss es NTSB (statt NTSC) heißen. Die Abkürzung steht für National Transportation Safety Board.)

(DPA/SID)

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