Flügelflitzer:Schachmatt mit Waldi

Lesezeit: 2 min

Alkohol ist nicht erst seit den Äußerungen von Waldemar Hartmann Teil des Sports - so schlief kürzlich ein Schachspieler seinen Rausch während einer Partie aus.

A. Thieme und D. Prantl

In einigen entscheidenden Lebensfragen ist der Sportreporter Waldemar Hartmann eine unumstrittene Kapazität. Erst kürzlich vertraute er dem in Lebensfreuden mindestens ebenso versierten Männermagazin Playboy an: "Der Mensch hat die Pflicht zum Rausch." Jawoll, Herr Hartmann, wird gleich erledigt! Aber erst noch ein paar erheiternde Zeilen, bevor der Sportpraktikant wie üblich das Herrengedeck reicht.

Hartmann in Höchstform: Der Sportreporter (links im Bild) beim Weißbiergenuss mit Trainer Felix Magath. (Foto: Foto: imago)

Um Waldis Erfahrungen nachzuvollziehen, ist so ein langer Zug aus dem Flachmann wirklich ratsam. Man lerne Leute erst richtig kennen, wenn man sie unter Alkoholeinfluss erlebe, stellte er im Playboy nüchtern fest. Hartmann ist jener Sportreporter, der Rudi Völler einst am 6. September 2003 so richtig kennenlernte, als der sich in Rage redetete und ihn des Weißbierkonsums vor dem Interview bezichtigte: "Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl und hast schon drei Weizen getrunken."

"Sauft's weiter"

Aber natürlich ist der Dreisatz "Playboy, Alkohol, Fußball" keiner, der sich ausschließlich auf Sportjournalisten beschränkt. Verschwommen in Erinnerung ist etwa der Satz des nordirischen und ManU-Fußballidols George Best, der vor vier Jahren verstarb: "Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und Autos ausgegeben, den Rest habe ich einfach verprasst." Und einer der erfolgreichsten deutschen Vereinstrainer, Udo Lattek, war nicht nur an der Taktiktafel ein ganz Großer: "Ich brauche halt ab und zu mal einen Schluck gegen den Stress." Überhaupt hätten alle großen Trainer gesoffen. Max Merkel wiederum beschwor die isotonische Wirkung des Alkohols und setzte auf das Leistungsprinzip: "Sauft's weiter", befahl er beschwingt, nachdem die Trinker im Trainingsspiel die Abstinenzler wie im Rausch mit 7:1 (!) abfertigten.

Ja, sogar vor der Schiedsrichterzunft machte das Laster nicht halt: "Ein Bier und ein Malteser zum Mittagessen, das wird doch wohl erlaubt sein", befand Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder im Anschluss an seine erst dritte Bundesligapartie, in der er bereits nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff. Und an medial inszenierten Fußballstammtischen empören sich Experten und Szenebeobachter unter dem Logo eines großen Bierbrauers über Christoph Daums Kokainkonsum oder den sündigen "Promille-Pizarro". Mit Ende der Sendung gibt es erst einmal einen kräftigen Schluck - natürlich vor laufender Kamera.

Unerreicht ist jedoch die Leistung des Schachgroßmeisters Vladislav Tkachiev aus Frankreich. Der nahm seine Pflicht zum Rausch etwas zu ernst, und schlief diesen vergangene Woche auf einem Tisch aus - leider während eines Schachturniers, wo er nur elf Züge schaffte. Auch mehrere Weckversuche schlugen fehl - 90 Minuten später wurde das Spiel durch Offizielle "aus technischen Gründen" für Tkachiev als verloren gewertet. Er hatte das Zeitlimit überschritten. Zumindest die Schmach eines Fußballers blieb ihm erspart. Als solcher hätte er auch noch anschließend zum Interview mit Waldi antreten müssen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Der Fußballcomic
:DSDST - die zweite Staffel

Robert Enke und seine Konkurrenten im Kampf um den Stammplatz im Tor müssen sich einer prominenten Jury stellen. Aber ein wichtiger Juror fehlt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: