Finals am Abend:26 Jahre später

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Hanna Klein erreicht als erste deutsche 1500-Meter-Läuferin seit 1991 ein WM-Finale und wird Elfte. Besser platziert war hingegen Dreispringerin Kristin Gierisch, die ihren Endkampf mit 14,33 Meter auf Rang fünf beendet.

Von Joachim Mölter, London

Es ist lange her, dass eine deutsche 1500-Meter-Läuferin in ein WM-Finale vorgedrungen ist, zuletzt gelang das der Dresdnerin Ellen Kießling kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands. 1991 in Tokio wurde sie Fünfte. Hanna Klein hat das auch nicht gewusst, die Pfälzerin war damals noch gar nicht auf der Welt. Und weil sie in ihrem ganzen Leben noch keine Landsfrau gesehen hat, die in einem WM-Endlauf die dreidreiviertel Runden durchs Stadion gedreht hat, hat sie das halt selbst gemacht bei den Titelkämpfen in London. Dass die 24-Jährige von der SG Schorndorf 1846 ins Finale gekommen war, war aller Ehren wert. Mehr war nicht drin. Das dritte Rennen innerhalb von vier Tagen bewältigte sie am Montagabend als Elfte in 4:06,22 Minuten, knapp zwei Sekunden hinter ihrer just aufgestellten Bestzeit (4:04,15) und knapp vier Sekunden hinter Siegerin Faith Kipyegon, Kenia (4:02,59).

Dass wieder einmal eine deutsche Mittelstrecklerin als WM-Finalistin firmiert, war eher der nationalen Meisterin Konstanze Klosterhalfen aus Leverkusen zugetraut worden. Die 20-Jährige hat in diesem Jahr bereits die Vier-Minuten-Marke unterboten (3:59,30), auch das hatte nach der Wende keine mehr geschafft. Aber Klosterhalfen zahlte Lehrgeld im Halbfinale, in dem sie zwar couragiert die Führung übernahm, aber am Ende vom Feld überholt wurde. "Ich hätte so nie laufen können", gab Klein nachher zu. Sie war in ihrem Halbfinale taktisch klüger gerannt und hatte sich im Windschatten der breitschultrigen 800-Meter-Olympiasiegerin Caster Semenya, Südafrika, fürs Finale qualifiziert.

Die bestplatzierte Repräsentantin des deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war an diesem Abend die Chemnitzerin Kristin Gierisch, deren Trainingspartner Max Heß zuvor die Qualifikation verletzungsbedingt abgesagt hatte. In dem von Yulimar Rojas (Venezuela/14,91) gewonnenen Dreisprung-Finale kam sie als Fünfte auf 14,33 Meter. Für Neele Eckhardt (Göttingen) war der Wettbewerb schon nach dem Vorkampf vorbei: Ihre 13,97 reichten zu Platz zwölf. Nur geringfügig besser erging es der Frankfurterin Kathrin Klaas, der vierten DLV-Finalistin am vierten Wettkampftag: Mit 68,91 wurde sie Elfte.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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