Finale der Männer:Der Junge und das Biest

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Die beiden Finalisten Daniil Medwedew und Rafael Nadal sind von sehr unterschiedlicher Statur. (Foto: dpa/getty)

Herausforderer Daniil Medwedew trifft im Finale auf den großen Favoriten Rafael Nadal - der eine Bilanz zu verteidigen hat: Seit 2016 hat kein Spieler außerhalb der großen Drei des Männertennis ein Grand-Slam-Turnier gewonnen.

Die neue Tennis-Generation setzt die großen Drei immer mehr unter Druck und stellt in Daniil Medwedew endlich den ersten Finalisten bei einem Grand-Slam-Turnier. Der 23 Jahre alte Russe fordert im Endspiel der US Open in New York am Sonntag (22 Uhr MESZ/Eurosport) den Spanier Rafael Nadal heraus, der die Ehre der drei Musketiere nach dem frühen Aus von Novak Djokovic und Roger Federer verteidigt. Zum ersten Mal hat sich damit ein Spieler der sogenannten Next Generation in die Position gebracht, eines der vier wichtigsten Turniere auf der Welt zu gewinnen. Neben Medwedew gehören auch Alexander Zverev oder der Grieche Stefanos Tsitsipas zu den großen Hoffnungen für die Zukunft. Aber im Moment ist Medwedew am weitesten. "Das ist schon ein besonderes Gefühl", sagte der Russe nach seinem Dreisatz-Sieg über den Bulgaren Grigor Dimitrov am Freitag zu seinem ersten Grand-Slam-Finale.

Doch die Aufgabe für den Shootingstar des Sommers ist riesig. Während es für Medwedew die Premiere in einem ganz großen Endspiel ist, steht Nadal bereits zum 27. Mal in Melbourne, Paris, Wimbledon oder New York im Finale. 18 dieser Partien hat er gewonnen, acht Mal als Verlierer den Platz verlassen. Sieben Mal gegen Djokovic oder Federer, nur einmal bei den Australian Open 2014 gegen den Schweizer Stan Wawrinka.

Der letzte Grand-Slam-Sieger, der nicht Djokovic, Federer oder Nadal hieß, war Wawrinka 2016 in New York. In den dann folgenden elf Grand-Slam-Turnieren kam der Gewinner immer aus dem Kreis der drei Spieler, die das Welttennis seit Jahren dominieren.

Natürlich möchte er Roger Federer überflügeln

Im Rennen um einen Platz in den Geschichtsbüchern als Spieler mit den meisten Grand-Slam-Titeln pushen sich die drei Superstars immer wieder zu Höchstleistungen. Noch führt Federer das Ranking mit 20 Titeln an, doch Nadal rückt ihm mit aktuell 18 Siegen immer näher. "Ich sage es immer wieder: Na klar möchte ich derjenige sein, der die meisten Siege bei den Grand Slams hat", sagte Nadal nach seinem Dreisatzsieg gegen den Italiener Matteo Berrettini. Doch zusätzlichen Druck spürt er deshalb vor dem Endspiel am Sonntag nicht. "Du kannst nicht den ganzen Tag enttäuscht sein oder den ganzen Tag darüber nachdenken, was dein Nachbar mehr oder besser hat als du", sagte der 33 Jahre alte Mallorquiner. "Du musst dich so gut vorbereiten, wie es geht, mehr kannst du nicht tun."

Richtig gut vorbereitet sein muss Nadal auch gegen Medwedew. "Er spielt das beste Tennis auf der Tour in diesem Sommer", sagte der Weltranglisten-Zweite über den Russen, der in Washington und Montreal im Finale stand und die Generalprobe in Cincinnati sogar gewann. Kein Spieler hat in diesem Jahr mehr Matches gewonnen als Medwedew, der 50 Mal den Platz als Sieger verließ. Dass er die ganz Großen schlagen kann, bewies Medwedew bei seinem Triumphzug beim Masters in Cincinnati. Trotz Satzrückstands rang er im Halbfinale den Weltranglistenersten Novak Djokovic 3:6, 6:3, 6:3 nieder. "Er ist momentan definitiv einer der besten Spieler der Welt", lobte der Serbe anschließend. Am Sonntag will Medwedew dies auch Nadal spüren lassen.

Doch der wird sicherlich die größte Herausforderung für ihn in diesem Jahr. Schon in Montreal siegte der Spanier vor einigen Wochen klar in zwei Sätzen. Die Aufgabe wird für Medwedew noch größer als der Versuch, das New Yorker Publikum für sich zu gewinnen, nachdem er sich in den ersten Runden immer wieder mit den bekannt kritischen Zuschauern angelegt hatte. Nach seinem Sieg gegen Dimitrov jubelten ihm aber auch die New Yorker zu.

Das wäre also geklärt, doch Nadal wird nicht so schnell klein beigeben. "Er ist einer der größten Champions in der Geschichte unseres Sports", sagte Medwedew über seinen Finalgegner. "Er ist eine Maschine, ein Biest auf dem Platz. Die Energie, die er zeigt, ist unglaublich."

© SZ vom 08.09.2019 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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