Fifa spricht Machtwort:Deutsche Elf muss WM in München eröffnen

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Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird am 9. Juni 2006 in München das Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft bestreiten. Mit diesem Machtwort beendete die Organisationskommission des Weltverbandes alle Diskussionen. Bundestrainer Klinsmann freute sich, verhalten reagierte DFB-Boss Mayer-Vorfelder.

Erstmals seit den Titelkämpfen 1970 wird damit eine Weltmeisterschaft wieder von der Mannschaft des Gastgebers und nicht mehr vom Titelverteidiger eröffnet.

Begehrtes Stück: Der Fifa-Pokal für den Fußball-Weltmeister (Foto: Foto: dpa)

"Wir freuen uns riesig, dass wir im neuen Fußball-Tempel in München das WM-Eröffnungsspiel bestreiten können. Wir begrüßen die frühe Fifa-Entscheidung, denn damit können wir nun unsere WM-Planungen konkretisieren", sagte Bundestrainer Jürgen Klinsmann in einer vom WM-OK verbreiteten Presseerklärung.

Im Vorfeld hatte jedoch gerade die neue sportliche Führung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) Bedenken gegen die Teilnahme an der WM-Eröffnung angemeldet. Unter dem Eindruck der EM in Portugal, wo der Gastgeber zum Auftakt 1:2 gegen den späteren Europameister Griechenland verlor, befürchtete man auch in Deutschland eine enorme Erwartungshaltung der Fans. Nach einem Gespräch mit Führungsspielern in Berlin am Rande des Testspiels gegen Brasilien hatte Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff deshalb vor sechs Wochen gemeint, man wolle lieber dem Titelverteidiger "den Vortritt lassen".

Daraus wird nun nichts: Als Kopf der Gruppe A bestreitet Deutschland seine weiteren Gruppenspiele am 14. Juni in Dortmund und am 20. Juni in Berlin. Die Gegner werden nach Abschluss der Qualifikation am 9. Dezember 2005 in Leipzig ausgelost. Die Vorrundenspiele werden um 15.00, 18.00 und 21.00 Uhr angepfiffen, die K.o-Spiele um 17.00 und 21.00 Uhr. Das Finale soll um 20.00 Uhr beginnen.

"Ich kenne die Bedenken der sportlich Verantwortlichen, weil Eröffnungsspiele in der Vergangenheit für den Favoriten oft nach hinten losgegangen sind", sagte Franz Beckenbauer bei einer Podiumsdiskussion in Eschborn. Dennoch begrüßte der OK-Chef das unter dem Vorsitz von UEFA-Präsident Lennart Johansson getroffene Votum: "Es ist eine großartige Entscheidung. Mit einem erfolgreichen Eröffnungsspiel hat unsere Mannschaft die Chance, die WM mit einem Knall zu beginnen."

Zur WM 1974 in Deutschland hatte die Fifa den zuvor gültigen Modus geändert und das Eröffnungsspiel dem Titelverteidiger übertragen.

Offizielle Namen der WM-Arenen festgelegt

Diese Entscheidung machte die Fifa nun rückgängig, weil der Weltmeister nicht mehr automatisch qualifiziert ist. Auch Bierhoff gewann der Entscheidung nun eine positive Seite ab. "Es ist ein Traum für jeden Fußballer, vor einem Millionenpublikum an den Bildschirmen in fast allen Ländern der Welt bei einem WM-Eröffnungsspiel einlaufen zu dürfen."

DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder stimmte nicht in den Jubelchor ein. "Bei einer solchen Entscheidung gibt es immer verschiedene Interpretations-Möglichkeiten. Faktum ist, die Entscheidung ist gefallen. Damit bedarf es keiner weiteren Diskussionen, und die Planungen können umgesetzt werden." Damit dürfte recht bald auch eine Entscheidung über das deutsche WM-Quartier fallen. Die ursprünglich vorgesehene BayArena in Leverkusen lehnen Klinsmann und Bierhoff ab.

Die Fifa legte sich am Mittwoch außerdem auf die offiziellen Namen der zwölf WM-Stadien fest. Berlin (Olympiastadion), Dortmund (Westfalenstadion), Frankfurt (Waldstadion), Gelsenkirchen (Arena Auf Schalke), Kaiserslautern (Fritz-Walter-Stadion), Leipzig (Zentralstadion), Nürnberg (Frankenstadion) und Stuttgart (Gottlieb- Daimer-Stadion) behalten ihre Namen. Die nach Werbepartnern benannten Arenen in München, Hamburg, Köln und Hannover heißen allesamt "Fifa WM-Stadion".

© Von Oliver Hartmann,dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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