Fehlstart für Tiger Woods:Kampf um den Cut

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Die 76er Auftaktrunde des Weltranglistenersten bei der US Open war die zweitschlechteste seiner Karriere - er folgte dem Ball hinter Büsche und Bäume.

Petra Himmel

Manchmal entlockt man ihm ein breites Lächeln. Dann ist er ganz der britische Gentleman: freundlich, witzig, unterhaltsam.

Es braucht Spitzenergebnisse, um einen Colin Montgomerie so zu erleben. Seine 69er Auftaktrunde bei der diesjährigen US Open, die einzige bei einem Feld von 156 Spielern die unter Par blieb, war ein solches.

"Ich würde jetzt nicht von mir behaupten, dass ich besonders gut gespielt habe, aber ich habe zumindest keine größeren Dummheiten gemacht", sagte der 42-Jährige kokett.

"Bei diesem Platz geht es nicht nur ums Putten. Hier geht es darum die Grüns in der vorgegebenen Anzahl der Schläge zu treffen - und darin war ich schon immer besonders gut."

Die Auftaktrunde ist wieder einmal Anlass zur Hoffnung für den Schotten, der noch immer auf den ersten Majorsieg wartet und vor allem bei der US Open schon oft gute Chancen hatte.

1997 wurde er in Congressional Zweiter hinter Ernie Els, verlor 1994 in einem Dreier-Playoff in Oakmont ebenfalls gegen den Südafrikaner. 1992 in Pebble Beach machte er sich nach einer 70er Schlussrunde Hoffnungen auf den Sieg, um anschließend zu erleben, dass Tom Kite ihn holte.

Colin Montgomerie ist nicht der Einzige in Winged Foot, der die Hoffnung schürt, ein Europäer könne erstmals nach 1970, als der Brite Tony Jacklin gewann, wieder um den Titel spielen.

Der Engländer David Howell lag am Donnerstag bis zum 14. Loch bei vier unter Par, bis er auf den letzten Bahnen auf eine 70er Parrunde zurückrutschte, die Platz zwei unter anderem mit Phil Mickelson bedeutet.

Nach seinem Sieg beim HSBC Champions Turnier und der BMW Championship bleibt der 30-Jährige zumindest aus europäischer Sicht einer der heißesten Kandidaten auf einen vorderen Platz, zumal sich Luke Donald mit einer 78 wenig profilieren konnte.

"Außerhalb der Komfortzone"

Der junge Brite war nur einer von vielen bekannten Gesichtern, die mit den Tücken des Platzes kämpften. Handtuchschmale Fairways, vor allem aber schwierige Anspielwinkel ins Grün und extreme Ondulationen auf den Puttflächen machten die Auftaktrunde für so manchen Spitzenprofi zu einem unerfreulichen Erlebnis.

Sergio Garcia kassierte eine 78, die ehemaligen Major-Champions Retief Goosen und Davis Love III eine 77 und eine 76. "Die Leute spielen hier außerhalb ihrer Komfortzone", analysierte der Amerikaner Peter Jacobsen. "Wenn man sonst immer unter Par spielt, will man nicht auf das Scoreboard sehen und feststellen, dass Peter Jacobsen mit einer schwarzen 5 über da steht. Und auch Tiger Woods will sich da nicht mit schwarzen Zahlen sehen."

Nichts anderes blieb diesem am Donnerstag übrig. Die 76er Auftaktrunde des Weltranglistenersten war die zweitschlechteste seiner Karriere. Während Woods resümierte "ich habe mich überhaupt nicht an die relativ langsamen Grüns angepasst", ergab sich für den Außenstehenden ein anderes Bild.

Schon das Spiel bis zum Grün war miserabel. Der Amerikaner traf nur vier von 14 Fairways mit dem Drive, verschwand reihenweise hinter Büschen und Bäumen, um sich dort nach seinem Ball umzusehen.

Zum Abschluss der ersten neun Löcher setzte er seinen Schlag Richtung Grün in die Zuschauerränge, um den Ball anschließend aus der Dropzone auch noch über das Grün zu schießen. 40 Schläge auf den ersten Neun hat Tiger Woods erst einmal, bei der US Open in Pebble Beach 2000 gebraucht.

Anschließend spielte er dort 30 auf den zweiten Neun und gewann das Turnier mit zwölf Schlägen Vorsprung. Danach sieht es in Winged Foot nicht aus. Vielmehr kämpft Tiger Woods nach seiner neunwöchigen Turnierpause am Freitag um den Cut.

© SZ vom 17.6.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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