FCK-Trainer Kurt Jara:Verstecktes Ultimatum

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Die Fans auf dem Betzenberg forderten lautstark die Ablösung von Trainer Kurt Jara. Dabei stoßen sie in der Chefetage des 1. FC Kaiserslautern offenbar nicht mehr auf taube Ohren.

"Man kann auf der einen Seite sagen, dass der Trainer nicht zur Diskussion steht, aber auf der anderen Seite muss die Mannschaft gewinnen. Es gibt keine zwei bis drei Wochen Frist für den Trainer. Es muss einfach eine Reaktion kommen auf diese Leistung", sagte Rene C. Jäggi, Vorstandsvorsitzender des Vereins, nach dem 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC Berlin und konfrontierte den Coach mit seinem versteckten Ultimatum.

Fürchtet um seine Kopf: Kurt Jara. (Foto: Foto: dpa)

Jara selbst war nach der nicht erstligareifen Leistung seiner Mannschaft, die den Gästen ohne großen Widerstand den Weg zum ersten Saisonsieg ebnete, völlig ernüchtert: "Die Enttäuschung ist riesengroß. Das war die schlechteste Leistung, seit ich hier bin. Das Team darf nicht so ohne Gegenwehr untergehen", erklärte Österreicher, der sogar Verständnis für die "Jara raus"-Rufe zeigte: "Ich kann die Reaktion der Zuschauer verstehen. Nach einem solchen Spiel ist es normal, dass der Kopf gefordert wird."

Der Schweizer Jäggi kündigte für die kommenden Wochen dagegen auch eine harte Gangart gegenüber den Profis an: "Wir haben nicht eine richtige Torchance gehabt. Der Trainer muss die Zügel anziehen. Das Klima wird in den nächsten Wochen sicher nicht angenehm für die Mannschaft. Einigen wird es so weh tun, dass sie froh sind, wenn sie am Samstag spielen", erklärte Jäggi nach der fünften Niederlage im siebten Punktspiel.

Während Jäggi sich schon mit den kommenden Wochen befasste, versuchte Jara noch, das Erlebte in einem längeren Vortrag zu verarbeiten: "Wir müssen jetzt Ursachenforschung betreiben. Es gab keine Ordnung, keine Disziplin. Wir hatten elf Einzelspieler auf dem Platz. Es hat von hinten bis vorne, von der ersten bis zur letzten Minute nicht gestimmt. Wir haben alles vermissen lassen. So kann man in der Bundesliga kein Spiel gewinnen. Eine solche Leistung darf nicht akzeptiert werden."

Nicht nur der Trainer, auch die Profis wirkten ratlos: "Wir waren ideenlos und haben keine Laufbereitschaft gezeigt. So kann kein Spiel zu Stande kommen. Mir fällt dazu nichts ein. Wir müssen uns fragen, was wir da 90 Minuten lang abgeliefert haben", erklärte Mittelfeldspieler Marco Engelhardt.

Im Gegensatz zum FCK herrschte bei der Hertha Hochstimmung. "Wir können es noch", sagte Trainer Falko Götz nach dem Erfolg seines Teams vor 30696 Zuschauern durch die Tore von Nico Kovac (18.) und Christian Müller (46.).

Doch selbst die Hertha-Verantwortlichen mussten einräumen, dass in erster Linie nicht die eigene Stärke, sondern die Schwäche des Gegners den lange ersehnten ersten Dreier der Saison ermöglichte. Manager Dieter Hoeneß: "Wir haben die Punkte ungefährdet geholt. Der Gegner hat uns nicht alles abverlangt."

© Süddeutsche Zeitung vom 4.10.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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