FC Ingolstadt:Zum Glück schon 19 Punkte

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Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl mosert nach dem 0:4 in Hannover. Weil er erkennt, wie überaus chancenlos sein Team ist.

Von Carsten Eberts

Es war klar, dass solche Spiele kommen würden. Das war der meistgesagte Satz jener Ingolstädter, die am Samstagnachmittag versuchten, das überaus deprimierende 0:4 (0:3) bei Hannover 96 zu erklären. Abwehrmann Benjamin Hübner hat den Satz gesagt, auch Trainer Ralph Hasenhüttl. Und Torwart Ramazan Özcan, der nach dem Spiel besonders hart mit der Leistung seiner Mannschaft ins Gericht ging. "Schlecht" sei das Spiel gewesen, "einfach nur schlecht", ganz sicher das "schlechteste in diesem Kalenderjahr". Özcan sagte aber auch: "Es war klar, dass solche Tage kommen. Wir dürfen jetzt nicht alles auf den Kopf stellen."

Das will auch niemand in Ingolstadt, zu stolz ist man auf den bisherigen Saisonverlauf, der das Team aktuell auf Tabellenplatz elf geführt hat - satte neun Punkte vom Relegationsrang entfernt, auf den ein kleiner Aufsteiger wie der FCI laut Volksmund ja mindestens gehört. Gegen Hannover gingen, nüchtern betrachtet, einfach viele Dinge schief. Die Mittelfeldorganisation, die Ingolstadt so viel Lob eingebracht hatte, funktionierte nicht. Dazu dieses Gegentor nach fünf Minuten, eine Standardsituation, nach elf Minuten sogar das 0:2, nach einem Konter der Heimmannschaft. Auch tat Hannover, was es zuvor nie getan hatte: 96 spielte guten Fußball. "Wir müssen schätzen, dass wir schon 19 Punkte haben", sagte Hasenhüttl deshalb.

Harald Gärtner vermutet einen "Warnschuss zur rechten Zeit"

Er wirkte verspannt. Weil er natürlich wusste, dass ein Aufsteiger nicht alle 17 Auswärtsaufgaben der Saison zufriedenstellend lösen kann; weil er aber auch gesehen hatte, wie überaus chancenlos sein Team war. "Wir hatten der Wucht der Hannoveraner überhaupt nichts entgegenzusetzen", moserte Hasenhüttl. Das einzig Positive sei gewesen, dass sein Team nicht "fünf oder sechs Stück" bekommen habe. Seine Mannschaft habe leidvoll erfahren müssen, was passiere, wenn nicht jeder abruft, was er zu leisten vermag - dass er in Robert Bauer schon den vierten Linksverteidiger in dieser Spielzeit aufbieten musste, wollte er nicht als Entschuldigung gelten lassen. "Wenn bei uns nicht alles passt, haben wir in dieser Liga nichts zu melden", schlussfolgerte Hasenhüttl.

War das nun eine Frage der Einstellung? Einen "Warnschuss zur rechten Zeit" vermutete Geschäftsführer Harald Gärtner. Auch Hasenhüttl ließ die Chance verstreichen, sich vehement vor seine Spieler zu stellen. Ob sein Team mental bei der Sache gewesen sei, wurde er gefragt. Wo der Coach in einer anderen Situation jegliches Kopfproblem weit ins Fabelreich verwiesen hätte, sagte er nur: "Da müssen sie die Mannschaft fragen."

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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