FC Ingolstadt:Sekundenschlaf

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Eine Unachtsamkeit nach einer Minute beim Auswärtsspiel in Berlin wirft den FC Ingolstadt im Abstiegskampf zurück. Trainer Walpurgis hadert zudem mit der Verletzung von Almog Cohen im Abschlusstraining.

Von Javier Cáceres

Der Blick zurück ist nicht immer angenehm, die Fußballer vom FC Ingolstadt 04 könnten zurzeit davon nicht bloß ein Liedchen, sondern eine ganze Arie singen. Kapitän Marvin Matip etwa, er stand am Samstag in den Katakomben des Berliner Olympiastadions und rief die kleinen Details in Erinnerung, die Ingolstadt zuletzt so dringend benötigte Punkte kosteten.

"Gegen Schalke haben wir in der letzten Minute verloren, heute nach einer Minute", sagte Matip - und spielte damit auf das Gegentor an, das Hertha BSC nach 60 Sekunden durch den Japaner Genki Haraguchi erzielt hatte. Ein langer Ball von Herthas Torwart Rune Jarstein war über Vedad Ibisevic bei Salomon Kalou gelandet - doch das auch nur deshalb, weil Ingolstadts Verteidiger Roger unbeholfen versuchte, den Ball mit der Hüfte zu kontrollieren. Kalou passte auf Haraguchi; der Japaner traf. Was in den verbleibenden 89 Minuten und der Nachspielzeit folgte, trieb Spielmacher Pascal Groß in nicht zu steigernden Zorn: "Wir hatten die besseren Chancen. Hertha hatte nix. Das war eine total unverdiente Niederlage", klagte er und zog von dannen. Doch ob ein Punktgewinn wirklich verdient gewesen wäre?

Almog Cohens Verletzung sorgt für einen "Schock" beim FCI

"Kleinigkeiten auf der letzten Ebene" seien es, die seiner Mannschaft fehlen, erklärte Trainer Maik Walpurgis und meinte damit vor allem die Fähigkeit, sich über die Gesamtdauer eines Spiels zu konzentrieren. Ingolstadt ist eine Mannschaft, die vor allem gegen den Ball arbeitet, das ist für den Gegner unangenehm und mitunter genug für Punktgewinne wie in der Vorwoche gegen den Hamburger SV. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die bloße Aufopferung und die stramme Verfolgung des Gegners nicht ausreicht für einen Sieg, ist vergleichsweise groß. Erst recht ist das der Fall, wenn auch noch begabtere Mittelfeldspieler wie Almog Cohen ausfallen, er hatte sich im Abschlusstraining eine Innenbandzerrung zugezogen und damit für einen veritablen "Schock" unter den Ingolstädtern gesorgt, wie Walpurgis sagte. Umso schwerer fiel es den Ingolstädtern, Haraguchis Treffer zu verdauen. "Der frühe Gegentreffer war für uns schwer zu verkraften", sagte Walpurgis, dessen Mannschaft nun schon zwölf Saisonniederlagen hinnehmen musste und auf Rang 17 zurückgefallen ist.

"Für uns ist klar: Wir werden bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Aber ich bin mir sicher, dass wir mit dieser Mentalität die Klasse halten werden", sagte Walpurgis. Selbst die Aussicht auf das kommende Wochenende, an dem sie den Tabellenführer FC Bayern empfangen, macht die Ingolstädter nicht nervös. "Es gibt nichts Leichteres, als gegen die Bayern zu spielen", sagte Coach Walpurgis, und auch sein Team schöpft Hoffnung aus der Vermutung, dass sie den Bayern als aufreibender Gegner gelten dürfen: "Wir werden nicklig und unangenehm sein", versprach Kapitän Matip.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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