FC Ingolstadt:Punkte für Leitl

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Aggressiv und torgefährlich: Ingolstadts Sonny Kittel (r.) kämpft gegen St. Paulis Waldemar Sobota um den Ball – und trifft am Ende zweimal. (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)

Der Absteiger FC Ingolstadt spielt beim FC St. Pauli endlich überzeugend und gewinnt 4:0 - was auch die Position des Interimstrainers stärkt.

Von Johannes Kirchmeier

Sonny Kittel machte den Anhängern bereits vor dem Auftritt in Hamburg große Hoffnung. Der Ingolstädter Mittelfeldspieler berichtete am Donnerstag, dass es in den Übungseinheiten mit dem Toreschießen "schon sehr gut ausgesehen" habe. Beim Heimspiel gegen Aue vor einer Woche schoss der Fußball-Zweitligist ja 30 Mal aufs Tor des FC Erzgebirge - und verlor trotzdem 1:2. Das Unvermögen im Abschluss war das große Ärgernis der Oberbayern. Kittel forderte zudem: "Wir müssen vor dem gegnerischen Tor einfach abgezockter sein." Die Forderung hat zwei Tage später dann vor allem Kittel selbst beherzigt.

"Ich hoffe, dass er noch lange bei uns bleibt", sagt Kittel über Leitl

Denn am Samstag hat der FC Ingolstadt sein schweres Auswärtsspiel beim Aufstiegskandidaten FC St. Pauli 4:0 (4:0) gewonnen. Zweimal getroffen hat Sonny Kittel. Bereits in der sechsten Minute jubelte er über die Führung per Freistoß, in der Nachspielzeit der ersten Hälfte erzielte er den letzten Treffer des Spiels: "Wir haben uns einen guten Plan zurechtgelegt gehabt, diesen komplett durchgezogen und sind so auch zu unseren Toren gekommen", sagte Kittel später gut gelaunt. Er ist in diesen Wochen der stärkste Ingolstädter mit nun vier Saisontoren. Was durchaus unerwartet war: Kittel galt zwar schon bei seinem früheren Verein Eintracht Frankfurt als großes Talent, nur war er dort als Profi in etwa so lange verletzt wie einsatzfähig. Beim FCI scheint es so, als würde die Misere zu Ende gehen.

Neben Kittel trafen am Millerntor noch Zugang Christian Träsch und Stürmer Dario Lezcano für das Team von Interimstrainer Stefan Leitl. Den beiden Toren von Träsch und Lezcano ging jeweils ein Ballverlust von Paulis Bernd Nehrig voran - jeweils erzwungen vom FCI-Rückkehrer Thomas Pledl, der unter Leitls Vorgänger Maik Walpurgis keine Chance erhalten hatte und nun zum Stammpersonal zählt. Pledls erkämpfte Bälle sind nur ein Zeichen dafür, dass die Ingolstädter, die lange brauchten, um in der zweiten Liga anzukommen, endlich so aggressiv spielen, wie man es in der kampfbetonten Liga tun muss. "Wir haben an das System und das Pressing geglaubt und es mit elf Mann durchgezogen", sagte der Ingolstädter Abwehrspieler und Kapitän Marvin Matip.

Die vier Tore dürften nun gleichzeitig vier Gründe dafür sein, dass der Verein Leitl von der Interims- zur Dauerlösung befördert. Den Spielern macht die Arbeit mit Leitl, der den Klub wie kein Zweiter kennt, zumindest Spaß. Seit 2007 ist der 40-Jährige im Verein - erst als Spieler, dann als Coach. "Er ist ein guter Trainer", sagt Kittel. "Ich hoffe, dass er noch lange bei uns bleibt." Auch der Vorstandsvorsitzende Peter Jackwerth äußerte sich bereits des Öfteren positiv über Leitl. Bisher blieb eine Beförderung jedoch aus.

Am Millerntor erhob Leitl wie schon in den vergangenen Wochen keine öffentlichen Ansprüche. Vielmehr versuchte er, den Blick schon nach vorne zu richten. Schließlich ist bis zum nächsten Liga-Spiel wenig Zeit: "Wir nehmen den verdienten Sieg gerne mit, denn das erarbeitete Selbstvertrauen können wir im Hinblick auf die schwere Partie am Dienstag gegen Duisburg sehr gut brauchen", sagte er.

Statt des zuvor unsicheren Romain Brégerie verteidigt Hauke Wahl

Ähnlich erleichtert waren seine Spieler, die erstmals seit dem Bundesliga-Abstieg vollends überzeugten. "Wir haben uns in einer tollen ersten Halbzeit endlich mit Ertrag für unseren hohen Aufwand belohnt", sagte Matip. Gegen Aue war ja neben der schwachen Chancenauswertung auch die anfällige Abwehr aufgefallen. Diese stellte Leitl in Hamburg um: Neben den erfahrenen Spielern Marcel Gaus, Matip und Träsch kam der 23-jährige Innenverteidiger Hauke Wahl statt des zuletzt unsicheren Romain Brégerie zum Einsatz. Der Wechsel funktionierte, Wahl agierte so tadellos wie die Kollegen: "Darauf können wir aufbauen", meinte Matip. Am besten schon am Dienstag gegen Duisburg, denn daheim hat der FCI bisher noch nicht gewonnen.

© SZ vom 18.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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