FC Ingolstadt:Kleine Schneestürme

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Trainer Maik Walpurgis muss zum Wiederauftakt auf Innenverteidiger Marcel Tisserand verzichten. Beim Neustart auf Schalke wird ihn Romain Bregerie ersetzen, der in dieser Saison allerdings erst zwei Ligaspiele absolviert hat.

Von Christopher Meltzer

Als Maik Walpurgis am Donnerstagmittag in den Presseraum spazierte, merkte ein Besucher an: "Sie sind ja ganz schön braun geworden." Da blickte der Cheftrainer des FC Ingolstadt etwas verdutzt, und rasch gab der Besucher zu, dass er sich vom Licht hatte täuschen lassen. Tatsächlich konnte Walpurgis sich in den vergangenen Winterwochen nicht sonnen. Weder in Spanien noch in Portugal, und schon gar nicht in Katar.

Walpurgis kam nicht mal in die Verlegenheit, durch Reisekataloge zu blättern, denn als er im November den entlassenen Marcus Kauczinski ersetzte, waren die Winterplanungen seines neuen Klubs bereits eingeleitet. Ingolstadt hielt es - wie übrigens auch Hoffenheim und Köln - für die beste Idee, die Vorbereitung daheim abzuspulen. Und Maik Walpurgis hielt es für die beste Idee, das mitzuverkaufen. Also pries er am Donnerstag die "guten Voraussetzungen" und das "gute Training", ließ jedoch auch nicht unerwähnt, hin und wieder in "kleine Schneestürme" geraten zu sein. "Aber unsere Platzwärter waren unglaublich fleißig", betonte Walpurgis, "die haben schon abends angefangen, den Schnee wegzuschieben." Und als auch die fleißigen Helfer dem Schnee einmal nicht gewachsen waren, lud der Trainer die Mannschaft einfach ins Kino ein. Im Programm: die Nowitzki-Doku "Der perfekte Wurf". Sogar etwas Popcorn durften die Spieler naschen.

So heimelig das daherkommt, so ungemütlich und finster lauert der Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga, der an diesem Samstag fortgesetzt wird. Doch der FC Ingolstadt, der Tabellenvorletzte, glaubt plötzlich wieder, Sonnenstrahlen erkennen zu können. Im November war es nach zwei Punkten aus zehn Spielen den Klub-Strategen zu frostig geworden. der Trainer Kauczinski musste gehen, der Trainer Walpurgis durfte kommen. Der 43-Jährige aus Herford, Nordrhein-Westfalen, hatte zwar nie höher als in Liga drei gearbeitet, wusste aber offenbar ganz genau, wie er den taumelnden Bundesligisten freischaufeln konnte. In der Abwehr installierte er eine Dreierkette, dazu ein Kniff hier, ein Kniff da, und aus sechs Spielen holte Ingolstadt zehn Punkte.

Ersatz für die Innenverteidigung: Romain Bregerie (re.), hier in der vergangenen Saison gegen Schalke im Einsatz, steht in der Startformation. (Foto: Ina Fassbender/Reuters)

Walpurgis hat angedeutet, dass er aus wenig viel machen kann. Diese Qualität ist weiterhin sehr gefragt. Es ist die Verteidigung, die den Trainer im neuen Jahr fordern wird. Der Kongolese Marcel Tisserand, fester Bestandteil von Walpurgis' Dreierreihe, mischt beim Afrika-Cup mit, bis zu drei Spiele wird er verpassen. Beim Neustart auf Schalke an diesem Samstag (15.30 Uhr) wird ihn Romain Bregerie ersetzen, der zwar in dieser Saison erst zwei Ligaspiele absolvierte, laut Walpurgis jedoch "exzellent trainiert" hat.

Ansonsten fehlen in der Abwehr die Alternativen. Tobias Levels kann irgendwie alles spielen, nur bleibt die Frage, ob Walpurgis ihn auch alles spielen lassen will. Eine Minute Einsatzzeit aus den vergangenen vier Partien spricht dagegen. Der Trainer hat die Defensivsorgen schon an Sportdirektor Thomas Linke übermittelt. Eine Lösung hat sich bisher aber noch nicht aufgetan. "Unser Fokus liegt auf der Defensive", wiederholte Walpurgis am Donnerstag. "Das Thema liegt bei Thomas Linke." Doch der Transfermarkt im Januar ist nicht überflutet, einen Spieler zu finden, der "Qualität hat, bezahlbar ist und überzeugt", wie Walpurgis das Anforderungsprofil definiert, sehr knifflig.

Spätestens im Sommer muss Linke ohnehin nachbessern. Dann kehrt der Brasilianer Roger, ein Mittelfeldspieler, den Walpurgis in seine Dreierkette eingefügt hat, in seine Heimat zurück. Der 31-Jährige hatte bundesweit Sympathien ergattert, als er gegen Leipzig den Siegtreffer erzielte. Die letzten Monate, versicherte Roger, wolle er mit "150 Prozent" angehen. Angefangen in Gelsenkirchen, wo der FC Schalke, optimistisch betrachtet, nur sechs Punkte vor Ingolstadt liegt.

Ein Thema auf Schalke ist neben Stürmermangel und Badstuber-Premiere auch der Rasen, der in diesen Tagen nicht so aussieht, als sei er mit der Nagelschere geschnippelt worden. Er soll daher noch im Januar ausgetauscht werden. Aber, und vielleicht freut das den winterfesten Maik Walpurgis ja, erst nach dem Spiel gegen den FCI.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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