FC Ingolstadt:Bis ans Ende der Tage

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Abschied nach Abstieg: Die Ingolstädter danken den Fans. (Foto: Timm Schamberger/dpa)

Die Ingolstädter verabschieden sich nach dem Abstieg im Jubel von der Bundesliga. In den kommenden Wochen will sich der Klub intensiv nach Verstärkungen umschauen.

Von Daniel Timm

Obwohl die letzte Ingolstädter Flanke im Toraus endete, brandete Jubel auf im Sportpark. Minutenlang würdigten die Zuschauer eine Mannschaft, die die letzte halbe Stunde der Saison damit verbracht hatte, mutig auf das Tor von Ralf Fährmann anzurennen. Wie ein schon sicher abgestiegener Bundesligist spielte der FC Ingolstadt gegen Schalke nicht, er bot noch einmal eine starke Leistung, die Fans nach dem Schlusspfiff würdigten. Es war ein emotionales Ende des zweijährigen Bundesliga-Aufenthalts der Ingolstädter.

Das 1:1 ist der angemessene Abschluss einer Saison, in der der Abstieg nicht unausweichlich schien. "Wir wollen noch einmal zeigen, dass wir Bundesliga können", sagte Kapitän Marvin Matip vor der Begegnung - doch kaum war er fertig mit seiner motivierenden Ansprache, da passierte Donis Avdijaj ungestört das Mittelfeld und traf nach einem Doppelpass mit Leon Goretzka zur frühen Führung für Schalke (2. Minute). Auch, weil die Gäste nach einer Viertelstunde schwächer wurden, erhöhten die Ingolstädter im ausverkauften Sportpark danach den Druck auf die Schalker Hintermannschaft um den Brasilianer Naldo, der sich nach einer missglückten Ballannahme im eigenen Strafraum nur regelwidrig zu helfen wusste: Pascal Groß verwandelte den Elfmeter sicher (41.).

"Schade, dass wir unseren Fans keinen Sieg schenken konnten", sagte Cheftrainer Maik Walpurgis nach der Partie. Vor ihm liegt nicht nur der Gang in die zweite Liga, sondern die Gewissheit, dass ihm viele Leistungsträger dann nicht mehr zur Verfügung stehen werden: Neben dem Spielmacher Groß, den es für eine vereinsinterne Rekordablöse nach Brighton in die Premier League zieht, wurden am Samstag auch Roger (Rückkehr nach Brasilien) und Angreifer Lukas Hinterseer (noch ohne neuen Verein) verabschiedet. Dessen Sturmkollege Darío Lezcano könnte folgen. Denn obwohl er in der zweiten Halbzeit einen Elfmeter verschoss und so den Sieg vergab, war seine Leistung ein weiterer Beleg dafür, dass der sechsfache Torschütze eigentlich in die Bundesliga gehört.

"Wir haben ein gutes Grundgerüst zusammen", sagte Walpurgis, der sich in den kommenden Wochen "intensiv am Markt orientieren" möchte. Doch das massiv gekürzte Budget dürfte die Rekrutierung neuer Spitzenspieler genauso erschweren wie die Tatsache, dass man das übergreifende Projekt des nächsten Jahres nicht so recht aussprechen möchte: "Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, Saisonziele zu formulieren", dämpfte Vorstandschef Peter Jackwerth die Erwartungen im Hinblick auf den direkten Wiederaufstieg. "Wir haben Respekt vor der zweiten Bundesliga und werden uns erst mal zurechtfinden müssen."

Dass die Zuschauer ihrem Team verziehen hatten, auch nach Stamboulis Notbremse (63.) in Überzahl nicht zu siegen, war also auch ein bisschen der umtriebigen Sorge geschuldet, dass Erstligafußball zum raren Spektakel in Ingolstadt werden könnte. "Wia steh'n zu dia, keine Frage", war auf dem Spruchband zu lesen, das die Ingolstädter Fans zum Abschied von ihrer Mannschaft ausrollten. Und - dieser kleine Zusatz könnte bei einem verpassten Wiederaufstieg in der nächsten Spielzeit noch wichtig werden: "Bis ans Ende uns'rer Tage."

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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