FC Ingolstadt:Beförderung mit Verspätung

Lesezeit: 2 min

Einmal alt, einmal neu: Michael Henke (l.) bleibt unter dem neuen FCI-Coach Stefan Leitl Co-Trainer, wie bereits unter dessen Vorgänger Maik Walpurgis. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Stefan Leitl, ehemals Kapitän des FC Ingolstadt, leitet sein erstes Training bei den Profis. Am Freitag in Fürth soll er die Wende beim FCI einleiten.

Von Johannes Kirchmeier

Früher oder später wollte Stefan Leitl einmal eine Profimannschaft anleiten. Das wussten sie beim FC Ingolstadt schon lange. Daher geisterte Leitls Name ja schon durch die Trainerfindungskommissionen, als vor knapp einem Jahr ein Nachfolger für Markus Kauczinski in der Bundesliga gesucht wurde. Der FCI entschied sich jedoch für Maik Walpurgis. Der "Karriereplan", den der Klub für Leitl hatte, ließ es noch nicht zu, sagte der 39-Jährige einmal der SZ. Mit anderen Worten: Die Ingolstädter wollten Leitl lieber behutsam heranführen statt verheizen. Doch nachdem Walpurgis am Dienstag entlassen wurde, ist es für Leitl nun mit etwas Verspätung so weit: Der vormalige Trainer der zweiten Mannschaft ist der neue Coach des Fußball-Zweitligisten - zumindest interimsweise.

Am Mittwochnachmittag hat er sein erstes Training mit der Profimannschaft geleitet. "Für mich gilt wie als Spieler nur das nächste Spiel in Fürth und ein positives Resultat, das zu einer Aufbruchstimmung führen soll", sagte Leitl. Nach drei Niederlagen unter Walpurgis zum Start soll Leitl beim Krisengipfel bei der ebenfalls sieglosen SpVgg Greuther Fürth am Freitagabend die Wende beim Absteiger gelingen.

Leitl ist in vielen Facetten anders als sein Vorgänger: Er ist deutlich emotionaler an der Seitenlinie als der bisweilen unaufgeregte Walpurgis und arbeitet nun schon seit 2007 für den Klub. "Stefan kennt unseren Verein in- und auswendig, er hat die Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren mit vorangetrieben - auf wie neben dem Platz", sagt der Geschäftsführer Harald Gärtner über den neuen Trainer.

Zwei Anfragen für Leitl lehnten die Ingolstädter jüngst ab

Der fühlt sich wohl in Ingolstadt, kennt jeden Mitarbeiter im Klub - vom Hausmeister bis zum Trainer der U15. Obwohl er anfangs schwer in die Stadt zu lotsen war: Als die Ingolstädter Abgesandten sich vor zehn Jahren im Bahnhofscafé in Nürnberg um einen Tisch scharten, da war Leitl gar nicht so angetan. "Ich hatte bessere Angebote", sagte er. Ingolstadt spielte in der Regionalliga. Doch Leitl unterschrieb. Fortan war er der Architekt des Spiels, als Kapitän reifte er zum Torjäger. 2013 beendete Leitl seine Karriere, 35-jährig und als Zweitliga-Fußballer. Noch bei seinem Abschiedsspiel grantelte er: "Genießen kann man seinen Abschied, wenn man sich selbst zu dem Schritt entschlossen hat. Und das war bei mir ja nicht der Fall."

Im Anschluss fand er jedoch schnell seine Bestimmung als Trainer. Zwei Wochen nach dem Karriereende trainierte er die U17 des Klubs und ab 2014 die zweite Mannschaft. Nachdem er im März die Prüfung zum Fußballlehrer absolviert hat, ist nun seine Zeit als Profitrainer angebrochen.

Leitl hat mit seiner Arbeit als U21-Coach des FCI Vereine aus ganz Deutschland auf ihn aufmerksam gemacht. Im Winter wollte ihn Darmstadts Torsten Frings als Co-Trainer holen. Der FCI verwehrte den Weggang. Vor Kurzem kam dann eine Anfrage vom Zweitliga-Konkurrenten Aue. Auch die lehnten die Ingolstädter ab. Sie hatten nach dem eigenen Fehlstart wohl schon damit gerechnet, dass sie Leitl künftig selbst gut gebrauchen könnten. Auch über eine Interimsanstellung hinaus: Denn dem Vernehmen nach hat der Aufsichtsrat des Vereins noch nicht über Alternativen gesprochen. Bei anhaltendem Erfolg könnte Leitl sogar längerfristig bleiben. Mit einem Sieg in Fürth könnte er den hohen Herren im Klub eine Entscheidung zumindest erleichtern.

© SZ vom 24.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: