FC Bayern:Uli Hoeneß' Wutrede

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Erst Berlin, dann Madrid, dann Bremen: Die harten Worte des Managers verdeutlichten, wie angespannt der FC Bayern auf die Ereignisse der kommenden Woche wartet.

Markus Schäflein

Wer zu den Pressekonferenzen des FC Bayern zu spät kommt, fällt auf. Unpünktliche müssen lautstark gegen eine Glastür klopfen und um Einlass bitten. Während Trainer Ottmar Hitzfeld am Donnerstag seine Ausführungen zum Spiel bei Hertha BSC vortrug, klopfte es laut, und dann betrat ein prominenter Zuspätkommer den Raum. Manager Uli Hoeneß nahm hinten rechts in einer Ecke Platz, lauschte dem Frage-Antwort-Spiel, nickte ab und zu und schüttelte den Kopf, wenn ihm Diskussionen unpassend erschienen. Plötzlich unterbrach er einen Fragesteller: ,,Ihr Sachverstand ist relativ.'' Spätestens da war klar: Hoeneß war nicht erschienen, um in der Ecke zu stehen und zuzuhören.

Als Hitzfeld gegangen war, trat der Manager vor. Der Bitte, das Mikrofon zu benutzen, kam er nicht nach - aus gutem Grund. Anlässlich eines Zeitungsberichts teilte Hoeneß sinngemäß mit, dass ihm der Mist auf den Wecker gehe, wobei er anstelle der Wörter Mist und Wecker explizitere benutzte. Die Zeitung hatte die gesamte Investition in José Ernesto Sosa, der im Sommer vom argentinischen Meister Estudiantes de la Plata kommt, auf 33 Millionen Euro für Ablösesumme und Gehalt bis 2011 hochgerechnet. ,,33 Millionen für einen 21-Jährigen? Wir sind doch nicht geisteskrank'', sagte Hoeneß. Sosa soll acht Millionen Euro Ablöse kosten und fünf Millionen Euro Gehalt für vier Spielzeiten bekommen.

Hoeneß' Wutrede verdeutlichte, wie angespannt der FC Bayern auf die Ereignisse der kommenden Woche wartet. Ob alles Mist ist diese Saison oder vielleicht doch nicht, wird sich binnen acht Tagen klären: In Berlin müssen die Bayern am Samstag Kontakt zu den Champions-League-Plätzen halten. Gegen Real Madrid haben sie am Mittwoch nach dem 2:3 in Hinspiel die Chance auf einen beachtlichen Erfolg im europäischem Wettbewerb. Dann spielen sie am Sonntag gegen den Tabellendritten Werder Bremen, der drei Punkte Vorsprung hat. ,,Das ist die Chance, wieder in die Erfolgsspur zu kommen'', sagte Hitzfeld, ,,eine Riesenchance, die wir nutzen müssen.''

Auch Hitzfeld angespannt

Dabei wird auch Mark van Bommel mitwirken, der von Stefan Effenberg unlängst als sein erster legitimer Nachfolger im Bayern-Mittelfeld gelobt wurde und dies mit einer Geste belegte, die an Effenbergs berühmte Geste mit dem Mittelfinger erinnerte. Den Finger hatte van Bommel zwar nicht ausgefahren, als er sein spätes Tor in Madrid bejubelte, das macht dort aber keinen Unterschied, was die Bedeutung angeht. Dennoch erhielt er von der Europäischen Fußball-Union Uefa eine milde Strafe.

Die Sperre für ein Spiel wurde zur Bewährung ausgesetzt, er muss 6200 Euro zahlen und bei einem Junioren-Turnier für Fairplay werben. ,,Ich bin nicht unzufrieden mit dem Urteil, kann aber auch nicht zufrieden sein. Das Wichtigste ist, dass ich mitspielen darf'', sagte van Bommel. Sozialstunden für den Bayern-Profi - ,,das ist ein Urteil, mit dem man leben kann'', meinte Hitzfeld, ,,aber ich finde es immer noch zu hart. Diese Geste ist in Spanien vielleicht verpönt, aber das interessiert uns nicht.'' Van Bommel, einst beim FC Barcelona angestellt, wird jedoch um die Bedeutung der Geste gewusst haben, daher wirkte die Berufung auf kulturelle Differenzen befremdlich - und ungewohnt für Hitzfeld, der für gepflegte Manieren bekannt ist. In diesem Moment war spürbar, dass die Anspannung auch den Trainer belastet.

In Spanien stieß das Urteil auf Unverständnis. ,,Van Bommel wollte in Barcelona gut ankommen und Madrid schaden'', schrieb der ehemalige argentinische Nationaltorwart Hugo Gatti, Kolumnist der Zeitung As. ,,Ich hoffe, dass es das letzte Mal ist, dass die Uefa Bayern hilft.'' Real Madrid hatte zunächst eine Klage gegen das Urteil erwogen. Die Uefa teilte dem Klub jedoch mit, er habe keine Aussicht auf Erfolg, da er nicht der ursprüngliche Kläger gewesen sei.

Was den internen Zwist mit Stürmer Roy Makaay anging, gab sich Hitzfeld hingegen so diplomatisch wie gewohnt. Makaay war am vergangenen Wochenende gegen Wolfsburg auf die Bank versetzt worden und hatte nach seiner Einwechslung laut Hitzfeld ,,nicht gebrannt, da muss man aber brennen''. In zwei Gesprächen hat er Makaay das jetzt erklärt. ,,Er soll sich intensiver bewegen, damit die Mitspieler eine Anspielstation haben'', erklärte Hitzfeld, ,,das hat er im Training schon umgesetzt.''

Vermutlich darf Makaay schon in Berlin beweisen, dass er in der Lage ist, seinen Stil anzupassen - Stürmer Claudio Pizarro musste mit Knieproblemen eine Trainingspause einlegen, sein Einsatz ist fraglich. Auch Owen Hargreaves, dem das Sprunggelenk Sorgen macht, fällt wahrscheinlich aus. Weitere Angaben zum Personal machte Hitzfeld nicht: ,,Es werden die spielen, die in guter Verfassung sind.'' Er hat einen guten Anlass, Geheimnisse zu hüten: Drei Erfolge in der bisher wichtigsten Woche dieser Saison können dazu beitragen, dass den Bayern so leicht kein Mist mehr auf den Wecker geht.

© SZ vom 2.3.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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