FC Bayern:"Santa Cruz im Mutterschutz"

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Uli Hoeneß hat sich in die Diskussion um Michael Ballack eingeschaltet und von allen Seiten mehr Sachlichkeit gefordert. Zudem übte er harsche Kritik am Stürmer aus Paraguay.

"Ballack hat damals nicht so gut gespielt, wie er damals gemacht wurde. Und er ist heute teilweise nicht so schlecht, wie er gemacht wird", meinte der Manager von Fußball-Rekordmeister Bayern München bei einer Veranstaltung des Medien-Forums "O-Ton Süd" in München, nachdem zuletzt vor allem Franz Beckenbauer den Nationalspieler kritisiert hatte.

Hoeneß ging ausführlich auf seinen Spielmacher und dessen Berater ein, was der Manager aber ausdrücklich nicht als Kritik, sondern als "sachliche Analyse der Fakten" verstanden wissen wollte. So stellte er mit Blick auf das zwischenzeitlich überschwängliche Lob fest: "Er ist damals viel zu gut weggekommen. Wir wurden belächelt, auch von seinem Berater."

Wenig Leistung

Ein Super-Star definiere sich aber über Leistung, und "das ist in meiner Sicht in den letzten zwölf Monaten zu kurz gekommen." Wichtig sei nun vor allem, dass die Nummer 13 des deutschen Meisters sich köperlich regeneriere.

"Er hat gedacht, dass es so weiter geht", sagte Hoeneß. Von "Montag bis Donnerstag" habe Ballack nicht richtig trainieren können und sei "samstags wie Phönix aus der Asche" auferstanden: "Die fehlende Trainingszeit rächt sich jetzt.

Es wäre besser gewesen, das ein oder andere Test-Länderspiel sein zu lassen und gnadenlos zu trainieren - bis man kotzt." Einen Streit mit dem DFB-Teamchef will der Manager indes nicht: "Das hat mit Rudi Völler nichts zu tun. Das muss vom Spieler kommen." Dem Zuschauer am Samstag sei Ballack mehr schuldig "als dem in Kroatien".

Gleichzeitig nahm Hoeneß Ballack aber auch in Schutz und ging auf die Position des 27-Jährigen auf dem Platz ein. "Wir haben nie davon gesprochen, dass er der Nachfolger von Effenberg sein soll. Er wurde da auch teilweise in eine Rolle gedrängt", äußerte der Manager Verständnis und verwies zudem auf die höhere Torgefährlichkeit und größere Kopfballstärke im Vergleich zu Effenberg: "Der größte Trugschluss war zu glauben, er sei ein offensiver Mittelfeldspieler.

Er ist ein defensiver Mittelfeldspieler, der überraschend nach vorne kommt." Dazu sei es aber notwendig, "dass er körperlich fit ist, da muss er auch Zweikämpfe bestreiten und gewinnen".

Selbstkritisch räumte er ein, dass der FC Bayern in dieser Diskussion nicht früh genug gegengesteuert habe. Aber auch Ballacks Berater Dr. Michael Becker trage eine bestimmte Verantwortung. "Vielleicht hat der Dr. Becker bei seinen sonntäglichen Anrufen in den Redaktionen auch den Eindruck vermittelt, dass er (Ballack) offensiver spielen muss", sagte Hoeneß und vermutete dahinter eine mögliche Marketing-Strategie.

Klare Worte

Auch für die Stürmer des Rekordmeisters hatte Hoeneß in seiner "sachlichen Analyse" klare Worte parat. "Manchmal habe ich den Eindruck, er ist in Mutterschutz - und nicht seine Frau", erkärte die Münchner "Abteilung Attacke" zu Roque Santa Cruz: "Der muss absolut einen Tritt in den Hintern kriegen, sonst wird das nichts." Claudio Pizarro habe sich dagegen nach dem Wechsel von Giovane Elber ausgeruht und danach an Selbstvertrauen verloren.

Ferner stellte Hoeneß mit Blick auf den hoch verschuldeten Konkurrenten Borussia Dortmund und dessen mögliche Transfer-Einnahmen kategorisch fest: "Die Ablösen, die da im Raum stehen, werden nicht erzielbar sein."

Es sei "nicht unsere Aufgabe, einen Fußball-Klub zu entschulden", erklärte der Manager, fügte aber hinzu: "So wie es heute aussieht, gibt es in Dortmund einen Spieler, der uns interessiert." Um wen es sich dabei handelt, wollte er nicht verraten. Nach der Absage an den Brasilianer Dede dürfte aber Nationalspieler Torsten Frings gemeint sein.

Für Sebastian Kehl, der sich 2001 schon mit den Münchnern einig war, dann aber doch nach Dortmund wechselte, gab es derweil einen erneuten Seitenhieb. "Der muss froh sein, wenn er überhaupt was kriegt. Heute wäre er froh, wenn er bei uns wäre und nicht 20 Prozent seines Gehalts abgeben müsste", zürnte Hoeneß: "Der hat das Kraut bei uns ausgeschüttet."

Prinzip Hoffnung

Darüber hinaus äußerte sich der Manager zur Zukunft von Trainer Ottmar Hitzfeld. "Unsere Hoffnung ist, dass wir den Vertrag erfüllen", meinte Hoeneß. "Wenn wir die Saison gut überstehen", werde man sich im Herbst in aller Ruhe Zusammensetzen und über eine Vertragsverlängerung über 2005 hinaus reden.

Sollte es - aus welchen Gründen auch immer - nicht zu einer Verlängerung kommen, sei nach dem derzeitigen Stand der Dinge immer noch möglich, auch mit dem Stuttgarter Coach Felix Magath zu sprechen. Schließlich sei dieser ebenfalls noch bis 2005 gebunden. Einschränkend erklärte Hoeneß zu seinen Überlegungen: "Ob das so bleibt, wenn wir Fünfter werden, weiß ich nicht." Das scheint aber eher unwahrscheinlich.

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