FC Bayern gegen Brügge:Den Pflichtsieg erzittert

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Beim Champions-League-Heimdebüt in der neuen Allianz-Arena schafft der FC Bayern trotz großer Dominanz nur ein 1:0 gegen Brügge.

Mit dem zweiten Sieg im zweiten Champions-League-Spiel der laufenden Saison hat der FC Bayern gestern Abend die Weichen für das Achtelfinale gestellt. Der deutsche Rekordmeister feierte gegen den FC Brügge erneut einen 1:0 (1:0)-Sieg und liegt mit sechs Punkten gemeinsam mit Juventus Turin an der Tabellenspitze.

Martin Demichelis (32.) sorgte mit seinem ersten Europapokal-Tor für den verdienten Pflichtsieg, um den allerdings die 66.000 Zuschauer wegen der mangelhaften Chancenverwertung bis zum Abpfiff bangen mussten. "Das war kein Glanzstück", fand auch Bayern-Trainer Felix Magath.

Die Formsuche von Ballack und Makaay, das jähe Adieu des Willy Sagnol - allerlei Randthemen hatten die Vorbereitung auf das Champions-Debüt der Bayern in der Allianz-Arena begleitet, fast so, als teilten sie die Einschätzung ihres früheren Trainers Ottmar Hitzfeld, der den FC Brügge als wunschgemäßen "Aufbau-Gegner" beschrieb, den es nach der 0:2-Niederlage am Samstag in Hamburg zur Restauration des Selbstbewusstseins brauche.

Tatsächlich hängten sich die Bayern von Beginn an entschlossen rein und banden die Belgier fast vollständig in deren Spielhälfte ein, nur ein Kontervorstoß der Gäste (10.) stand zu Buche, doch Balaban fehlte ein Schritt, um vor Kahn an den Ball zu kommen.

Hingegen die Münchner: Angriff auf Angriff rollte Richtung Strafraum, wo zwangsläufig Freund und Feind mit geballter Präsenz ein undurchdringliches Bollwerk aus Leibern und Beinen bildeten. Und Ballacks Freistoß aus 18 Metern flog um Haaresbreite am linken Torwinkel vorbei (12.).

Auf der Gegenseite übte sich Kahn beim zweiten belgischen Konter als Flugkopfballspieler an der Strafraumgrenze (21.), erneut war Balaban auf ihn zugestürmt.

Auf Bayern-Seite war bis dahin von den Sturmspitzen umständehalber wenig zu sehen, Guerrero begab sich in fruchtlose Zweikämpfe, Makaay nahm die Rolle des Phantoms wieder auf, die er in den letzten drei Partien inne hatte: Er war da, man sah es nur nicht.

Die größte Torgefahr ging vom 36-Jährigen Lizarazu aus, dessen erster Gewaltschuss in der Abwehr hängen blieb (19.), den zweiten fälschte Maertens knapp neben den eigenen Torpfosten ab (26.).

Und so brauchte es einen, der bislang zu den stumpfesten Angriffswaffen zählte beim FC Bayern, um die Führung zu erzwingen: Einen Eckball von links, den der permanent unsichere Torwart Butina in amateurhafter Fehleinschätzung über sich hinwegsegeln ließ, schmetterte Demichelis nach gruppendynamischem Abwehrgestocher der konfusen Belgier aus drei Metern unters Tordach (32.).

Immerhin, der Argentinier hatte schon den letzten Heimauftritt der Münchner entschieden, beim mäßigen 1:0-Heimsieg gegen Hannover 96 getroffen.

Als mäßig war im ersten Durchgang gestern Abend nur das Bemühen der Gäste zu bezeichnen, halbwegs gegenzuhalten. Brügge verteidigte mit allen verfügbaren Kräften, nach vorne stand nicht ein geordneter Spielzug zu Buche.

Fast erwartungsgemäß änderte sich das nach Wiederanpfiff nicht, wie auch, der FC Brügge hat es ja auch in der belgischen Liga in bisher acht Punktspielen auf nur acht Treffer gebracht, fünf davon gehen auf das Konto des offensiven Alleinunterhalters Balaban. Bei Bayern kam Scholl für Lizarazu, der einen Muskelfaserriss erlitten hatte, Schweinsteiger musste auf die Linksverteidigerposition rücken (51.).

Weiteres Glanzlicht mit elegantem Schlenzer

Den unvorhergesehenen Rollentausch nutzte sogleich Brügges Spielmacher Leko am rechten Flügel zum ersten nennenswerten Torschuss (54.). Überzeugender fiel Scholls Einstand aus, der einen 18-m-Freistoß an den Torpfosten drehte (58.). Ein weiteres Glanzlicht setzte er gleich darauf mit einem eleganten Schlenzer, den Butina gerade noch aus der Torecke fischte (66.).

Die Bayern drückten und drängten, es fehlte der frühzeitig den Sieg bringende zweite Treffer. Für Guerrero kam Santa Cruz (72.), aber erneut war es Demichelis, der zwei Minuten später frei aus fünf Metern aufs Gäste-Tor köpfen durfte - und knapp darüber.

Brügges Coach Jan Ceulemans brachte nun den 19-Jährigen Stürmer Matondo, es war ein Zeichen, dass die Bayern nervös machte. Sagnol foulte den durchgebrochenen Blondel, der folgende Freistoß ergab die erste Großchance der Belgier durch Vandelannoite - der allerdings traf den Ball unbedrängt aus zwölf Metern nicht richtig (77.).

Auf der Gegenseite brach Ze Roberto über den linken Flügel durch, seine flache Hereingabe brauchte Makaay nur noch ins Tor zu spitzeln, doch dem niederländischen Torjäger fehlte der Impuls, im richtigen Moment die Fußspitze hinzuhalten - die alten Instinkte sind noch verschüttet (80.).

Für Ballack, den eine Muskelverhärtung im Oberschenkel plagte, kam Jeremies, die Gäste setzten nun alles auf Angriff. Zum Glück für die Bayern, die zusehends verunsichert wirkten, blieben die Brügger Offensivbemühungen so bescheiden wie in den 80 Minuten zuvor.

Ein furioses Anrennen bis 30 Meter vors Münchner Gehäuse, der letzte Pass aber kam nie an. Trotzdem handelten sich die Bayern am Ende gar noch Pfiffe ein, als sie ganz auf Nummer sicher gingen und den Ball zu Torwart Kahn zurückspielten.

© SZ vom 28.09.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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