FC Bayern gegen Borussia Dortmund:Der freundliche Rivale

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Torsten Frings kehrt für einen Nachmittag an seinen alten Arbeitsplatz nach Dortmund zurück - und vermeidet neue Disharmonien.

Von Andreas Burkert

München - Manchmal können Fußballprofis ziemlich naive Dinge von sich geben, ohne dass man sie deshalb gleich auslachen muss. Weil sie in solchen naiven Momenten wirklich überzeugend klingen.

Torsten Frings bekommt solche Momente ziemlich gut hin, auch am Freitag wieder, als er gefragt wird, ob seine samstägliche Rückkehr ins Dortmunder Westfalenstadion nicht etwas Spezielles für ihn habe, nach all dem Ärger vor, während und nach seinem Transfer von der Borussia zum FC Bayern.

Frings schaut dann ganz unschuldig und versichert, im Grunde habe es doch gar keinen Ärger gegeben, er spiele jetzt eben für die Münchner, "und ich hatte nie Probleme mit Dortmund".

Glatt gelogen, könnte man ihm entgegnen, doch vielleicht hat Torsten Frings das wirklich alles so empfunden. Dass ihm die Dortmunder im Frühjahr, als die Bayern plötzlich öffentlich über einen Transfer sprachen (nachdem ihnen die Dortmunder Frings zum Kauf angeboten hatten), gar nicht böse gewesen sind, dass sie ihm, wie der damals noch wortgewichtigere BVB-Sportdirektor Zorc, im Grunde doch nicht verboten hatten, sich vorfreudig zu einem Vereinswechsel zu äußern.

Was allerdings nur zu verständlich gewesen wäre, schließlich verdarb der Nationalspieler der Borussia damit das preistreibende Pokerspiel. "Ich habe nicht für den Wechsel kämpfen müssen", sagt Frings heute gelassen.

"Sehr viel Geld reingebracht"

Kürzlich hatte er noch geäußert, die Borussia müsse ihm eigentlich doch dankbar sein, auch wenn das "krass" klinge: "Ich habe sehr viel Geld reingebracht, mit dem Dortmund überlebt hat."

Mehr als neun Millionen Euro Ablöse sind das gewesen, und dieser Hinweis des lebenserhaltenden Retters Frings hat die Dortmunder wieder auf die Palme gebracht.

"Sein Vorwurf, er hätte uns die Lizenz gerettet, ist einfach falsch", betont Dortmunds Manager Michael Meier gerne aufs Neue, letztlich habe der Wunsch des Spielers nach Veränderung den Ausschlag gegeben. Meier und Präsident Niebaum wollen Frings am Samstag bitten, künftig doch wieder ihre Freundschaft zu betonen.

Am Freitag hat Frings, 27, also damit angefangen, er schwärmte vorab von der Atmosphäre im Westfalenstadion. "Die ist überragend", weiß er - "besonders dann, wenn du für Dortmund spielst."

Von einem "Hass-Spiel" ( Sport-Bild) will er nicht reden; er hofft, die Fans mögen sich darin erinnern, "dass ich immer alles für den Verein gegeben habe".

Andere Sorgen

Und womöglich hält sich das Geschrei beim Wiedersehen mit Frings wirklich in Grenzen, denn in Dortmund haben sie zurzeit andere Sorgen.

Die angekündigte Kapitalerhöhung des börsennotierten Klubs und die offiziell ausgewiesenen rund 67 Millionen Euro Bilanz-Verlust für das abgelaufene Geschäftsjahr dominieren die Gespräche in der Stadt.

Zudem ist der Verleger Norman Rentrop, der bislang knapp 15 Prozent des Aktienkapitals hielt, abgesprungen; von seinem Anteil hat die FM-Fund Management plc. vorerst gut elf Prozent übernommen.

Dass die Dortmunder mit ihren Rochaden offenbar nur wenige Budgetlöcher flicken, dräut inzwischen auch dem naivsten BVB-Gänger.

Aus München indes dringt in den Stunden vor dem nächsten Treffen mit dem liebsten Rivalen, der sich in seinem Streben nach einem Machtkampf auf Augenhöhe am Rande der Insolvenz bewegt: kein böses Wort.

Nicht von Frings, und auch die Münchner Vordenker halten sich seit längerem mit spitzen Kommentaren zurück. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge meint, er wolle ja auch nicht, "dass die Dortmunder über uns reden".

Er wünsche der Borussia wirklich alles Gute. "Ich hoffe, dass da nichts zusammenbricht, denn Borussia Dortmund ist ein Protagonist der Bundesliga."

Das klang keineswegs naiv, sondern aufrichtig, und überhaupt hat der FCBayern genug Probleme. Auch nach der Rückkehr aus Tel Aviv klagte Trainer Felix Magath, seiner Elf mangele es momentan "am Selbstbewusstsein".

Er erklärt sich das mit der massiven Kritik des letzten Jahres, "so 'was bleibt wohl bei den Spielern haften". Abhilfe könne nur ein echtes Erfolgserlebnis schaffen - wie ein Dreier in Dortmund, wo ihm allerdings Sebastian Deisler blessiert ausfällt. Man dürfe sich, so Magath, nur "nicht so verstecken wie in Israel".

Den Job des Antreibers könnte Torsten Frings übernehmen, wegen seines aggressiven Stils haben ihn die Bayern geholt. Am Freitag hat er seinen Kollegen Mut gemacht.

83.000 Fans, sagte er, bilden eine tolle Kulisse, "doch das kann auch schwer sein für die Dortmunder - wenn's nicht läuft."

© SZ vom 18.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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