Eurocup: FC Bayern gegen St. Petersburg:Spiel gewonnen, Spieler verloren

Lesezeit: 3 min

Mit einem 80:78-Sieg in St. Petersburg verschaffen sich die Münchner die beste Ausgangsposition fürs Weiterkommen. Doch sie bezahlen den Erfolg teuer.

Von Joachim Mölter

Gleich zweimal wurde die Eurocup-Partie zwischen den Basketballern von Zenit St. Petersburg und dem FC Bayern München am Mittwochabend für längere Zeit unterbrochen, beim ersten Mal war's noch lustig: Da streikten die Uhren im Yubileyny Sportpalast, es dauerte und dauerte, bis sie wieder in Gang waren. Beim zweiten Mal war's ernst, vor allem für die Gäste aus München: Da blieb ihr Flügelspieler Milan Macvan nach einem geblockten Korbleger auf dem Boden sitzen, mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt er sich das linke Knie; wenig später wurde er auf einer Trage aus der Halle gefahren und ins Krankenhaus gebracht. Eine genaue Diagnose stand am Abend noch aus, aber "ich habe leider im Moment kein gutes Gefühl", sagte Trainer Aleksandar Djordjevic. Es könnte sein, dass er eine lange Weile auf seinen im Eurocup bislang zweitbesten Schützen und zweitbesten Rebounder verzichten muss.

Devin Booker kommt erst spät in Fahrt - doch am Ende sammelt er 17 Punkte und zwölf Rebounds

Es spricht für die FC-Bayern-Basketballer, dass sie den Schock über Macvans Ausfall schnell wegsteckten. Bei dessen Abtransport waren sie neun Zähler zurück (48:57/28.), aber sie drehten die Partie noch, gewannen 80:78 (38:37) und haben mit nun 3:1 Siegen in der Zwischenrunden-Gruppe F die beste Ausgangsposition, das Achtelfinale dieses Wettbewerbs zu erreichen. Entsprechend fiel das Fazit von Djordjevic aus: "Es war ein unglaublich wichtiger Sieg für uns."

Die Münchner hätten indes auch eine Niederlage verschmerzen können, leichter vermutlich als Macvans Verletzung. Denn im Parallelspiel der Gruppe F hatte Lietuvos Rytas Vilnius das Team von Fiat Turin geradezu deklassiert, 101:68 (54:30). Und dieser Erfolg hätte es den Bayern in jedem Fall ermöglicht, aus eigener Kraft in die K.-o.-Runde zu kommen; nun reicht ihnen ein Sieg in den verbleibenden zwei Partien zu Hause gegen Turin (2:2 Siege/ 31. Januar) und eine Woche später in Vilnius.

Wie wichtig der 28 Jahre alte Milan Macvan für die FC-Bayern-Basketballer ist, wurde in der Anfangsphase der Partie in St. Petersburg deutlich. Beim 95:78-Erfolg im Hinspiel vor einer Woche war Devin Booker der herausragende Mann der Münchner gewesen mit 27 Punkten. Auf ihn hatte Zenits Coach Wassili Karassew seine Profis diesmal besser vorbereitet: In den ersten beiden Angriffen versuchten die Münchner jeweils, den Ball unter den Korb zu Booker zu bekommen, doch jedes Mal zog sich St. Petersburgs Abwehr wie ein Netz um den Amerikaner zusammen und verhinderte einen Wurf. Auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit hielten die Gastgeber den Münchner Center weit weg vom Korb, wo er am gefährlichsten ist.

Bookers Rolle übernahm dann zunächst Milan Macvan, der Serbe sorgte bis zum 9:11 (5.) für alle neun Punkte seines Teams und hielt es damit im Spiel. Später entlasteten Reggie Redding (18 Punkte), Stefan Jovic und Jared Cunningham (jeweils 14) den Flügelspieler. Und am Ende lief auch Booker wieder heiß, mit den letzten seiner insgesamt 17 Punkte brachte er die Münchner entscheidend nach vorne. Der 2,05-Meter-Mann sammelte außerdem zwölf Rebounds ein, was sich zu einem sogenannten Double-Double summiert, zweistellige Zahlen in zwei statistischen Kategorien. Damit war Booker ein weiteres Mal der effektivste Akteur auf dem Parkett.

In der Defensive hielten die FC-Bayern-Profis die nominell besten Scorer des russischen Klubs weitgehend in Schach: Trainer-Sohn Sergej Karassew, vor der Partie mit durchschnittlich 16,5 Punkten unter den Top 3 der erfolgreichsten Korbjäger im Eurocup notiert, kam in der ersten Halbzeit nur zu vier Punkten, zwei davon waren Freiwürfe. Am Ende hatte er elf Zähler gesammelt, zwei weniger als Kyle Kuric, im Hinspiel mit 31 Punkten noch bester Werfer auf dem Parkett. Bei dem Amerikaner wäre in Halbzeit eins fast die Null stehen geblieben, hinter seinem Namen leuchteten erst 19 Sekunden vor der Pause die ersten Zähler auf der Anzeigetafel auf - er benötigte ebenfalls zwei Freiwürfe dafür. Dass die Gastgeber dennoch die meiste Zeit führten, hatten sie Jewgenij Woronow zu verdanken, der in den ersten zehn Minuten wie Macvan ebenfalls neun Punkte erzielte und am Ende als bester Werfer seines Teams auf 17 Zähler kam.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: