Schlussfazit: Gut, moralisch sind wir bereits Weltmeister. Mit zehn Deutschen gewonnen gegen elf Afrikameister. Das ist schon was, auch wenn Otto, König aller Rehhagels, weiß: "Die Afrikaner können am Ball zaubern, aber Tore schießen können sie nicht."
Dumm nur für König Otto, dass die "die-treffen-nie-ins-Tor"-Afrikaner bei dieser WM insgesamt 12 Buden gemacht haben.
Das kann auch unser Miro Klose gut, der auf dem Weg ist, Zinedine Zidane vergessen zu machen. Klose ist der bisherige Star der WM, daran kann kein Zweifel bestehen. Und so einen Pass wie der zum 1:0 durch Bode hätte einem Zidane gut zu Fuß gestanden.
Schiri-Superstar
Doch der Star des Spiels war nicht Klose, sondern ein anderer: der Schiedrichter! (Gut, Marco Bode war auch nicht schlecht.) Aber der Schiri hat schlicht das Spiel nicht begriffen. Dachte sich wohl, ein Match ist erst dann aus, wenn 20 Gelbe Karten verteilt worden sind. Warum hat ihm niemand das Spiel erklärt? Hat er seinen Job bei einem Sepp-Blatter-Gewinnspiel gewonnen?
Ohne Zweifel war das, was Antonio Lopez Nieto da ablieferte die schlechteste Leistung in 2000 Jahren Fußballgeschichte.
Und das Achtelfinale? Packen wir ohne Hamann und Ramelow auch. Schließlich gibt es noch Jeremies und Ricken. Und Jancker kann mal ne Runde pausieren, am besten mit Ziege. Aber der ist ja ohnehin gesperrt, wegen Gelb.
Sorgen muss man sich um Winnie Schäfer machen, den "weißen Löwen" der Kameruner. In Deutschland will ihn keiner mehr haben. Und in Kamerun? Mach's gut, Winnie! Noch ein Tipp für die nächsten Bewerbungsschreiben: "Ich war der Mann, der Olli Kahn entdeckte." Vielleicht klappt's ja damit.
+++ 92. Minute: Aus is! Achtelfinale für Deutschland am Samstag Morgen um 8.30 Uhr. Begeisterung in schwarzweiß. Das Wörns-Trauma ist abgelegt. Kamerun fährt weinend nach Hause, ihr Trainer Winnie Schäfer bleibt noch und gratuliert seinen Landsmännern.
+++ 88. Minute: Ballack ballert - natürlich mit dem Kopf. Die Frisur sitzt. Die Fans singen schon: "Finale, oh-ho-ho."
+++ 84. Minute: Die Wissens-Redakteurin: "Och komm, ein Tor dürfen's doch schießen, die Kamerunis." Nix da. Die Wirtschaftsredakteurin meint: "Klose, ich will ein Kind von dir!" Hinten anstellen, meint der Kollege.
+++ 79. Minute: Klose der Kopfmensch. Wieder Tor, wieder mit Köpfchen. Aber er schont sich, kein Salto. Wir singen: "Miro Klose - Fußballgott."
+++ 77. Minute: Die Kameruner fallen wie die Bäume - und im Fällen sind sie auch nicht schlecht: Rot für Suffo. Oans, zwoa, gsuffo - und weg isser. Zwischenstand in der Kartenstatistik: 1:1 bei rot, 8:6 für uns bei den gelben. Die nächste rote Karte läuft sich gerade warm: Jeremies soll kommen.
+++ 73. Minute: Kamerun vergibt riesige Chance. Zuvor prügelte einer den armen Ziege. Aber dem Schiri gefiel die gelbe Farbe besser als die rote. Das Spiel verstanden hat er ohnehin nicht. Die 14. Gelbe in der 75. Minute!
+++ 70. Minute: Ein 2:0 wäre jetzt schon gut. Aber ohne Jancker läuft es. Die Moral, werden später alle sagen, die Moral, die hat gestimmt. "Wir haben die im Sack".
+++ 69. Minute: "Gib dem doch mal eine Gelbe Karte für diese Schwalbenmacherei!"Macht er aber nicht.
+++ 68. Minute: "Wie viele Karten hat so ein Schiri eigentlich immer dabei? Und hat er auch noch andere Farben als Gelb und Rot?" (Violetta S. aus der W.)
+++ 66. Minute: Wer wird eigentlich unserer nächster Gegner? Und gegen wen spielen wir im Finale?
+++65. Minute: Schäfer gibt alles. Er wechselt die Spieler schneller aus als der Schiri Karten zückt. Auf der Tribüne werden indes Geister beschworen. Ein Medizinmann oder ähnliches wird auf der Tribüne aktiv. Seltsam, das.
+++ 62. Minute: Beitrag aus der Außenredaktion Hamburg: "Die Trikots der Kameruner sind Klasse. Nicht so Zelte wie bei all den anderen." Ja. das stimmt. Aber sie werden heute gewaschen, gebügelt und in Koffer gepackt. In den Zelten stecken halt die besseren Kicker.
+++ 57. Minute: Die Redaktion ringt noch immer um Fassung. "Der Schiri kriegt 'nen Tennisarm, vor lauter Karten ziehen", sagt die Kollegin. Aber jetzt bekommen sie die anderen. 2:0 bei Irland gegen die Saudis. Wen interessiert's?
+++ 52. Minute: Das Tor. Es wirkt immer noch. Was Tilman sagt, stimmt. Das war eigentlich Kloses Tor. Vier Leute drumrum. Der Teufelskerl. Der rote Teufel. "Leckomio", sagt der Chef. Bode ("Ist der nicht süß?"). Jancker hätte in den Boden getreten...
+++ 49. Minute: TOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOR!!!!!!!!!!!! BOOOOOOOOOOOODEEEEEEEEEEEE!!!!!!!!!!!!!!
+++ 47. Minute: Frankreich und Deutschland planen Mini-WM auf dem Flughafen in Amsterdam. Mit Holland als Auftaktgegner. Als viertes Team könnte Italien dazustoßen. Doch jetzt klärt erstmal Linke. Immer noch nullzunull. "Deutsche Tugenden sind gefragt", meint der eine.
+++ Immer noch Halbzeit. Draußen gewesen. Gewundert. Das Leben geht weiter. Menschen, die über die Straße gehen. Autos, die hin und her fahren. Menschen, die in der Sonne sitzen. Hab ich die erste Halbzeit doch geträumt? Leider nicht: "Das gibt ne Bestattungs-Halbzeit", meint der Kollege. "Ob's Deutschland diesmal schafft?" fragt einer in der Werbung. Naja, immerhin geht Jancker und Bode kommt, unser Gut-Mensch. Vielleicht wird ja doch noch alles gut.
+++ Halbzeit. Kerner sagt: "Deutschland hat ein gutes Spiel gemacht." Lä-ch-erlich. Diese Erkenntnis hat er exklusiv. Wir fragen uns: Wer war schlimmer? Kerner oder der Karten spielende Schiri? Kommentar aus der Außenredaktion Hamburg: "Wenn ich Kerner das nächste Mal beim Joggen an der Alster treffe, schubse ich ihn rein. Versprochen." Besser ist das.
+++ 41.Minute: Ramelow fliegt raus, wie '98 Wörns gegen Suker. Das ging in die Hose damals, und jetzt? "Jetzt schaffen sie es nicht mehr." Der Kulturchef ist verzweifelt, bietet wahnwitzige Wetten an, beschwert sich auch noch: "Ich verlier immer, Mann." Die Karten: keiner kommt mehr mit dem Zählen nach. "Was heißt hier Foul? Das ist Zweikampf, ja wo samma denn. Das ist doch hier kein Mädchenpensionat," sagt die Sport-Frau.
+++ 33. Minute: Kaum deutscher Angriff. Klose verhaspelt. Spieler prügeln sich auf offenem Feld. Schiri bekommt Lage nur schwer unter Kontrolle. Guter Freistoß Ziege. Schiri pfeift, Jancker lacht. Niemand hat ein Tor verpasst: Es ist noch keins gefallen. Ramelow Gelb: Jetzt können sie schon Quartett spielen.
+++ 30. Minute: Hamann bekommt die zweite Gelbe und kann wohl erst in vier Jahren wieder WM spielen. Kamerun spielt sich in einen Rausch. Auch Ballack sieht Gelb, der Schiri Rot. Der Mann zückt Karten wie beim schafkopfen.
+++ 27. Minute: "Das wird eine Hosenflatterei." "Flitzkacke" befürchtet. Kahn rettet bei fulminanten Freistoß. "Die Deutsche bauen die Abseitsfalle erst dann auf, wenn der Ball schon im Tor ist", meint einer.
+++ 21. Minute: Endlich mal was los. Song blutet aus der Nase. Klose hat ihn erwischt. Mittleres Gekeile, der Schiri geht dazwischen. Besser wirds davon auch nicht. Wo ist eigentlich der Ballack?
+++ 19. Minute: Auf jeder Bezirkssportanlage ist mehr los als in diesem japanischen Angeber-Stadion. "Wie Haching gegen Schweinfurt", meint der Wirtschaftsredakteur. Wie soll man da auch toll spielen, Mann? Kein Wunder, dass die Alemannen nichts zu stande bringen.
+++ 12. Minute: "Den muss er aber machen." Die Innenpolitik ist mal wieder cool. Hier droht der kollektive Herztod, und der redet von "Musserabermach". Gottseidank steht da hinten der Kahn drin, der die gesammelten Fehlpässe von Linke, Ramelow und Co ausbügelt. Tilman, 9 Jahre (fast), sagt: "Das sieht nicht gut aus!"
+++ 3. Minute: Kameruns Trainer, Winnie Mandela, hat heute eine Brille auf. Muss wohl heute ganz genau hingucken, der Gute! Song, sein Libero, spielt schon fast wie zuhause in Köln: Richtung Eigentor. Schily ist auch da. Wenigstens für die Innere Sicherheit ist gesorgt. Gottseidank sind wir beim Zweiten: Kerner statt Fassbender. Frage aus der Auslandsredaktion: "Warum gibt´s noch kein Tor?" Wissen wir auch nicht. Keine Zeit jetzt für solche Lappalien. Die Kameruner Trikots haben trotzdem Löcher. (Klar, dort, wo der Kopf durch muss.) Jetzt: Irland führt 1:0. Muss das sein?
+++ k.o.-Spiele gibt es eigentlich erst im Achtelfinale. Für uns schon jetzt. Wenn wir verlieren, haben wir auch bald einen Termin am Flughafen. Regen, hohe Luftfeuchtigkeit. Wenn das mal kein Vorteil für die Kameruner ist.
Jetzt die Hymnen. Der Chef sagt: "Eine unglaubliche Unsitte, die Spieler immer mit dem Richtmikrofon abzuhören." - Kamerun singt einig. Jetzt Deutschland. Bei uns singen so viele wie noch nie. Der Chef wieder: "Singzwang gibt's nur in China." Der Kahn kriegt die Zähne wieder nicht auseinander. Aber es ist eh besser, wenn er sie heute zusammenbeißt.
+++ Eine Viertelstunde vor Spielbeginn. Die Trainer von sueddeutsche.de tänzeln nervös an der Redaktions-Außenlinie. Erste Flaschen mit kräftigenden Getränken werden gereicht. Die Wirtschaftsabwehr steht. Nun, ja. Geht so. Politik im Mittelfeld - hält aber zu Argentinien. Kultur stürmt. Einsam - wie immer.
Aufwärmphase. Vor dem Anpfiff noch kurz in die Kantinenkabine. Das ist der Plan.
Vom Gegner immer noch keine Spur. Frankreich ist aber schon draußen. Morgen wichtiger Termin auf dem Flughafen. Torlos. Der Ex-Weltmeister. Ein Treppenwitz. Das kann uns nicht mehr passieren. Wenigstens das. Aber sonst?