Erik Zabel:Neue Mannschaft für Ete

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Der Radprofi soll eine deutsch-italienische Gemeinschaft zur Tour de France führen.

Andreas Burkert

Weinheim - In der Vergangenheit ist Jan Ullrich häufig Gesprächsinhalt gewesen, auch wenn er nicht zugegen war. Erik Zabel hat die latente Präsenz des einzigen deutschen Tour-de-France-Siegers stets genervt, der Berliner Sprinter fühlte sich in diesen Momenten noch weniger gewürdigt als sonst schon.

Insofern wird sich Zabel, 35, am Montag gefreut haben, dass schon wieder über ihn geredet wurde und nicht über Ullrich, obwohl sich der Kapitän von T-Mobile auf das Einzelzeitfahren der Deutschland-Tour vorbereitete.

Bereits bei den Hamburger Cyclassics hatte Zabel am Abend medienwirksam seinen Abschied vom Rennstall T-Mobile bekannt gegeben, der ihm dieses Jahr einen Tour-Start verwehrte. Dass Ullrich zuvor in der Spitzengruppe angekommen war, hatte nur noch wenige interessiert.

Ähnlich ist es am Montag gewesen, als weitere Details über Zabels Zukunft bekannt wurden. Wie vermutet, soll Zabel für drei Jahre als Teamkollege des weltbesten Sprinters Alessandro Petacchi zum italienischen Rennstall Domina Vacanze wechseln.

Deutscher Co-Sponsor

Doch womöglich fährt die Mannschaft künftig sogar unter deutscher Flagge. Denn Zabel bringt einen deutschen Co-Sponsor mit.

"Ich kann sagen, dass wir Interesse haben", äußerte Harald Schomacker, Sprecher des Bremer Nordmilch-Konzerns; er bestätigte damit eine Meldung der Frankfurter Rundschau. Der Molkerei-Konzern (Jahresumsatz: zwei Milliarden Euro) wolle mit seiner Marke Milram bei Domina Vacanze einsteigen.

Schomacker betonte jedoch, dass "noch keine Verträge unterschrieben sind". Vor allem mit dem künftigen Partner wird man ausgiebig sprechen müssen. Denn Domina-Teamchef Gianluigi Stanga hat angeblich dem bisherigen Hauptsponsor, einem italienischen Reiseunternehmen, die alleinigen Namensrechte zugesichert. Der norddeutsche Investor möchte jedoch im Teamnamen aufgenommen werden, möglichst als Erstgenannter.

Erik Zabel werden diese Details einerlei sein, denn er erhält außer der Startgarantie für die Tour de France ein neues Zuhause nach seinen Vorstellungen. Während Petacchi bisherige Weggefährten von Fassa Bortolo mitnimmt, sollen Zabel einige deutsche Profis begleiten.

Neben vertrauten Kompagnons wie Rolf Aldag und Jan Schaffrath soll ein Teil des Teams Wiesenhof zu ihm wechseln, womöglich auch der bisherige Kapitän Jens Heppner, 41, als Sportchef. Der Geldgeber der Leipziger Zweitliga-Equipe steigt zum Jahresende aus, und Teammanager Jörg Strenger, 57, hat nun offenbar den Deal mit Zabel eingefädelt.

Er besitzt gute Beziehungen zur Molkerei-Branche, Milram etwa ist derzeit Co-Sponsor seiner Mannschaft. Auch zum Mutterkonzern Nordmilch besitzt Strenger Verbindungen, als Mitorganisator hatte er ihn ehedem für die Friedensfahrt akquiriert.

Zu den Plänen mit Zabel wollte sich Strenger, der Anteile am neu entstehenden Team besitzen soll, nicht äußern. Er sagte nur: "Ich will das Wiesenhof-Team irgendwie retten."

Dessen Sportlicher Leiter Michael Schiffer reagierte zurückhaltend auf die Meldungen um sein Team, das in der neuen Saison angeblich auf Zabels ProTour-Team sowie die kleinere deutsche Pro-Continental-Crew Akud Arnolds aufgeteilt wird. "Das ist eines von dreizehn Gerüchten der letzten Woche", sagte er, "für mich ist das jedenfalls alles neu."

Schiffner ergänzte: "Die Verunsicherung in der Mannschaft ist inzwischen natürlich groß." Dagegen bestätigte Zabels Freund Rolf Aldag gelassen, er habe bereits mit Strenger verhandelt. Der sächsische Manager werde "wie früher Walter Godefroot bei Telekom eine eigene GmbH für das Team gründen", sagte Aldag und ergänzte: "Es geht eben um eine neue Mannschaft, um Ete (Erik Zabel/Anm. d. Red.) und die Tour."

Aldag hatte sich für Montagabend kurzfristig im Etappenort Weinheim angesagt, um dort - wie übrigens auch Jan Ullrichs Trainingspartner Tobias Steinhauser - auf einer Pressekonferenz über seine sportliche Zukunft Auskunft zu geben.

Zabels neuer Partner, der ihm für die Zeit nach seiner Karriere ein Engagement als Repräsentant zugesagt hat, will sich Anfang September öffentlich präsentieren. Bis dahin wird er aus der Ferne Schlagzeilen und Spekulationen genießen. Er reist zur Wochenmitte nach Spanien, dort beginnt am Wochenende die Vuelta.

© SZ vom 23.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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