England - Frankreich:Zidane rettet, was Beckham vermasselt

Lesezeit: 2 min

Nach 90 Minuten feiern die englischen Fans, nach 93 Minuten jubeln die Franzosen. Zwei Last-Minute-Tore von Zinedine Zidane entscheiden das bisher schönste EM-Spiel. Ausgerechnet David Beckham vergibt die Vorentscheidung am Elfmeterpunkt. Portugals Polizei hofft, dass die englischen Fans ihre Nerven behalten.

"Ich kenne das, ich kenne das", sagte Franz Beckenbauer direkt nach dem Spiel. Nicht nur er fühlte sich an die bittere 1:2-Niederlage des FC Bayern im Championsleague-Finale 1999 erinnert. Damals schoss Manchester zwei Tore in der Nachspielzeit, diesmal aber erlebten die Briten den Last-Minute-Supergau.

Das bisher schönste Spiel der EM fand einen glücklichen Sieger. (Foto: Foto: dpa)

Mit seinen Treffern in der ersten und dritten Minute der Nachspielzeit rettete Zinedine Zidane, der Superstar der "Equipe Tricolore", den glücklichen 2:1 (0:1)-Sieg über England. Frank Lampard (38.) hatte die Engländer zuvor vor 65 000 Fans im ausverkauften Estadio da Luz in Führung gebracht. Die Franzosen blieben damit auch im 19. Spiel in Serie unbesiegt, während die unter Wert geschlagene Mannschaft von der Insel weiter auf ihren ersten Sieg in einem EM-Auftaktspiel wartet.

Beckhams Patzer

Gleich nach Anpfiff durch den souveränen deutschen Referee Markus Merk (Kaiserslautern) entwickelte sich zwischen den beiden Erzrivalen eine kampfbetonte Partie. Die "Equipe tricolore" benötigte einige Zeit, um gegen die robusten Briten ihren Rhythmus zu finden. Nur zeitweilig fand die ballsichere Mittelfeldreihe um Zinedine Zidane, der in seinem 90. Länderspiel Marcel Desailly als Kapitän vertrat, und Robert Pires zu ihrem Spiel.

Nach einem perfekt getimeten Beckham-Freistoß stellte ausgerechnet Zidanes Gegenspieler Lampard mit einem sehenswerten und unhaltbaren Kopfballtreffer den Spielverlauf auf den Kopf. Zur Freude von rund 40 000 von der Insel angereisten Fans. Es war das erste Gegentor für Frankreich nach 1078 Minuten.

Nach Wiederanpfiff verstärkte der EM-Champion seine Angriffs-Bemühungen, wirkte dabei aber weder entschlossen noch überlegt. In der Schlussphase fiel dem abbauenden Titelverteidiger eigentlich nichts Produktives mehr ein. Doch mit dem Doppelschlag in der Nachspielzeit kamen die Franzosen noch zu dem nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg.

Die Risiko-Partie der Fans

Im Vorfeld des Schlagerspiels kam es zunächst nicht zu den befürchteten Ausschreitungen. Zu dem als "Risiko-Partie" eingestuften Spiel wurden 30 000 englische Fans im Estádio da Luz in Lissabon erwartet. Die Begegnung galt als die erste große Nagelprobe für die Sicherheitsvorkehrungen. Bei Temperaturen von über 30 Grad floss bei den Fans das Bier in Strömen, aber die Stimmung blieb friedlich.

Vor dem Anpfiff nahm die Europäische Fußball-Union (UEFA) ihre Drohung, England bei einem Ausbruch von Fan-Krawallen von der Europameisterschaft auszuschließen, weitgehend zurück. "Wir sollten den englischen Verband oder die Mannschaft nicht für das Verhalten von Hooligans verantwortlich machen", sagte UEFA-Präsident Lennart Johansson am Sonntagabend dem britischen Sender BBC.

Der Schwede hatte am Freitag noch gedroht: "Wir werden England zurückschicken, wenn noch einmal so etwas passiert wie in Charleroi." In der belgischen Stadt hatten englische Hooligans bei der EM 2000 für schwere Ausschreitungen gesorgt.

(dpa)

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: