Empörung im österreichischen Lager:"Eine unbegreifliche Dummheit"

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Die Emotionen in der Wintersportnation Österreich kochen hoch nach dem Skandal um Biathlon-Trainer Walter Mayer und der Razzia im Olympia-Quartier. Mit Entsetzen und blankem Sarkasmus reagieren die Medien in der Alpenrepublik.

"Das Erscheinen von Walter Mayer auf der olympischen Bühne von Turin - egal ob als Trainer oder Tourist - ist eine unbegreifliche Dummheit", schreiben die Oberösterreichischen Nachrichten.

Ebenfalls unter Schock: Biathlon-Trainer Alfred Eder. (Foto: Foto:)

"Jemand, der ein blutiges Stück Fleisch in das Haifischbecken wirft, darf sich über eine hysterische Reaktion nicht wundern." Sogar auf höchster politischer Ebene war der Fall ein Thema. Man dürfe die Geschichte nicht kleinreden, warnte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in einer Fernsehsendung des ORF am Sonntagabend und beklagte das Vorgehen der italienischen Behörden bei der Razzia im Quartier der Langläufer und Biathleten: "Die jungen Sportler können nichts dafür. Das ist nicht klug und fair gegenüber den Athleten."

Schüssel steckte - wie so viele Österreicher - im Zwiespalt der Gefühle. Denn sportlich läuft es beim Austria-Team, bei der Zwischenbilanz gab es zehn Medaillen. Vor allem der unerwartete Triumph der Skispringer Thomas Morgenstern und Andreas Kofler sorgte für Riesenjubel. "Halbzeitschock bei Österreichs Olympia-Team", titelte die Nachrichtenagentur APA.

Dass die Beziehungen zwischen Italien und Österreich durch das rigide Vorgehen der Behörden in Turin getrübt werden könnten - so weit wollte Schüssel nicht gehen. "Ich möchte dieses keimende Pflänzchen der Völkerverständigung, das bei Olympischen Spielen wächst, nicht durch diesen Schatten riskieren", sagte der ÖVP- Politiker.

"Wir Österreicher sind nicht wirklich böse. Wir mischen nur einen giftigen Cocktail aus Naivität und Provokation. Österreich steht als kriminell patschert agierende Nation unter Doping-Verdacht da", schrieb die Tageszeitung "Kurier" und titelte in Anspielung auf den Verkehrsunfall des flüchtenden Mayer: "Totalschaden". Die "Oberösterreichischen Nachrichten" klagten: "Bei der Razzia wurde der gute Ruf einer Nation, deren Stolz auf Ski steht, in den Dreck gezogen."

Kein Mitleid mit den Funktionären und Verantwortlichen hatten die "Salzburger Nachrichten". "Viel schlimmer ist jedoch, dass man offenbar jüngst im Haus Walter Mayers ähnliche Utensilien zur Bluttransfusion fand wie im Jahr 2002 in Salt Lake City. Angesichts dessen ist die Wehleidigkeit und Empörung, mit der man am Sonntag im österreichischen Lager auf die Razzia reagierte, unangemessen."

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