EM in Portugal:Deutsch gespielt, griechisch gewonnen

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Autokorsos, Hupkonzerte und Feuerwerk in Athen - Tränen, Enttäuschung und Frust in Porto. Beim 2:1 feierte Griechenland seinen ersten Sieg bei einer EM überhaupt. Ausgerechnet Favorit und Gastgeber Portugal musste dran glauben.

"Alle Griechen sollen am Sontag eine Fahne aus dem Fenster hängen und sich über diesen grandiosen Sieg freuen", sagte Griechenlands Nationaltrainer Otto Rehhagel nach dem Abpfiff. Nach Spielende liefen Tausende Menschen auf die Straßen Athens und anderer Städte Griechenlands und feierten mit Autokorsos, Hupkonzerten und Feuerwerk den ersten EM-Sieg einer griechischen Nationalmannschaft.

Ministerpräsident Kostas Karamanlis hat Otto Rehhagel und seinen Spielern zum 2:1-Sieg zum Auftakt der Fußball-Europameisterschaft gegen Portugal gratuliert. "Sie haben alle Griechen glücklich gemacht. Ich beglückwünsche den Trainer und die Spieler und wünsche weitere Erfolge".

Figo? Welcher Figo?

Georgios Karagounis (6.) und Angelos Basinas (51./Foulelfmeter) schockten mit ihren Treffern die einheimischen Fans unter den 52 000 Zuschauern im Stadio Dragao und machten den ersten griechischen Sieg bei einer EM-Endrunde perfekt.

Cristiano Ronaldo gelang erst in der dritten Minute der Nachspielzeit das Anschlusstor für die Portugiesen, für die es nun im zweiten Gruppenspiel am Mittwoch gegen Russland bereits um Alles oder Nichts geht.

Beim Comeback der Griechen auf der EM-Bühne nach 24 Jahren machte Trainer Rehhagel dem Favoriten mit einem unerwarteten taktischen Schachzug einen Strich durch die Rechnung. Statt sich wie erwartet in die Defensive zurückzuziehen, überraschten die Hellenen ihren Gegner mit geradlinigem, flexiblem Spiel nach vorne. Davon zeigten sich die Portugiesen beeindruckt.

Die Elf von Weltmeister-Trainer Luis Felipe Scolari agierte ohne Kreativität und Ideen und konnte die gut organisierten Griechen nicht in Verlegenheit bringen. Gar nicht zum Zuge kam der hoch gelobte Regisseur Luis Figo, der sich in vielen Duellen mit Panagiotis Fissas von Benfica Lissabon aufrieb.

Die unglückliche Vorlage

"Die Griechen spielen sehr gut organisiert. Man sieht die Handschrift des Trainers, sie spielen Deutsch", lobte der frühere Bundestrainer Berti Vogts als Beobachter auf der Tribüne die Griechen zur Halbzeit. Kritisch äußerte sich der schottische Nationalcoach über das Spiel der Hausherren: "Ohne Tempo kann man nichts gewinnen."

Die Portugiesen hielten dem hohen Erwartungsdruck nicht Stand und konnten ihre Nervosität zum Turnierauftakt nie ablegen. Schon nach wenigen Sekunden konnte Zisis Vrizas ungehindert zur Mitte flanken, wo der Bremer Angelos Charisteas in bester Schussposition über den Ball trat. Und schon den nächsten Fehler des Gegners nutzten die Griechen eiskalt aus.

Als Abwehrspieler Paulo Ferreira den Ball in der eigenen Hälfte Karagounis "vorlegte", lief der 27-Jährige von Inter Mailand noch ein paar Schritte und erzielte aus 20 Metern das 350. Endrunden-Tor. Mit einem Kopfball verpasste Charisteas (23.) die Chance, den Vorsprung noch vor der Pause auszubauen.

Mit den Einwechslungen des auch von Bayern München umworbenen Deco sowie von Cristiano Ronaldo versuchte Scolari, dem leblosen Spiel seiner Mannschaft nach der Pause frische Impulse zu geben. Doch dann wurde ausgerechnet der 19-jährige Ronaldo zum Pechvogel, als er Georgios Seitaridis im eigenen Strafraum umrempelte. Basinas ließ sich die Chance zum 2:0 nicht entgehen. Unglücksrabe Ronaldo (83.) und Nuno Gomes (85.) verpassten in der Schlussphase Chancen, um ihre Mannschaft noch einmal heranzubringen.

(dpa)

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