EM in Göteborg:Unverhoffter Goldsegen

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Zwei Jahre Pause und dann der große Coup: Die Rostockerin Ulrike Maisch hat in persönlicher Bestzeit EM-Gold im Marathon geholt.

Erst riss sie die Arme in die Luft, dann schlug Ulrike Maisch die Hände vors Gesicht, ließ sich von Kugelstoßerin Nadine Kleinert eine deutsche Fahne geben und ging auf die Ehrenrunde: In 2:30:01 Stunden holte die Rostockerin bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Göteborg sensationell das erste deutsche EM-Gold auf der Marathonstrecke.

"Ich kann nicht glauben, was ich hier geschafft habe. Als ich ins Stadion kam, musste ich fast heulen", sagte die 29-Jährige im Ziel. Das dritte deutsche EM-Gold der Titelkämpfe kam so überraschend wie fünf Tage zuvor der Titelgewinn von Jan Fitschen (Wattenscheid) über 10.000 m. Zum Auftakt hatte auch Kugelstoßer Ralf Bartels (Neubrandenburg) unerwartet triumphiert.

Rennen gegen die innere Uhr

Mit einem Steigerungslauf fing Maisch von Platz elf kommend eine Konkurrentin nach der anderen ab und übernahm knapp zwei Kilometer vor dem Ziel die Spitze: "Ich habe nicht einmal auf die Zeit geschaut und bin nur nach meiner inneren Uhr gelaufen." Diese Konzentration führte dazu, dass in Göteborg für den Schützling von Klaus-Peter Weippert die Goldstunde schlug.

Silber ging an die serbische Boston-Siebte Olivera Jevtic (2: 30:27), Bronze holte sich die russische Hamburg-Dritte Irina Permitina (2:30:53). Köln-Marathon-Siegerin Claudia Dreher (Gänsefurth) wurde in 2:33:53 Elfte, Susanne Hahn (Saarbrücken) kam in 2:36:17 auf Rang 14. Luminita Zaituc (Braunschweig), EM-Zweite von München, stieg zwischen Kilometer 30 und 35 aus.

Im Höhentrainingslager in St. Moritz (Schweiz) und anschließend in Marburg hatte sich Maisch auf die Titelkämpfe vorbereitet. "In Marburg ging es darum, meine Fähigkeit an Anstiegen zu schulen." Das kam ihr auf dem welligen Kurs von Göteborg entgegen: "Ich wusste um meine Stärke." Und weiter erzählte die ehemalige Bonn-Marathon-Siegerin: "Anfangs haben wir ein Bummeltempo eingeschlagen.

Dann wurde es plötzlich schnell. Da habe ich mir schon gedacht, einige übernehmen sich jetzt. Irgendwann war ich plötzlich Vierte. Da habe ich mir gesagt: nee, nee. Vierte willst du nicht werden." Die Sportsoldatin hatte sich erst beim Hamburg-Marathon in diesem Jahr auf der Langstrecke mit einem Ergebnis zurückgemeldet.

Zwischen ihrem 20. Platz beim WM-Marathon 2003 in Paris (2:31:21) und ihrem neunten Rang im April in Hamburg (2:31:56) lag nur der olympische Marathon, bei dem sie aufgegeben hatte. 2005 musste sich Maisch dann einer Operation an der rechten Ferse unterziehen.

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