Eiskunstlauf: Unbedingt einschalten:Ist es Liebe oder Hass?

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Wollen Sie wissen, wie es um Ihre Beziehung steht? Dann müssen Sie nicht zur Paar-Therapie, sondern einfach Eiskunstlauf einschalten. Das Kurzprogramm reicht schon.

Beim Eiskunstlauf sind die Rollen verteilt: Sie will die Übertragung sehen, er nicht. Es gibt aber nur einen Fernseher im gemeinsamen Haushalt. Wie das Paar nun diesen Konflikt löst und den Abend bestreitet, sagt mehr aus als hunderte Sitzungen beim Analytiker. Ein dramatisches Beispiel.

Liebe oder Hass? Beim Eiskunstlauf gibt es die Antwort. (Foto: Foto: AFP)

Beide auf dem Sofa. Der Fernseher läuft. Paarlauf. Kurzprogramm. Jedes Paar auf dem Eis hat also zwei Minuten und 50 Sekunden, um zu zeigen was es kann.

Er: Wie lange dauert eigentlich die Übertragung?

Sie: Jetzt reiß dich zusammen. Ich muss auch immer deine dämlichen Fußballspiele ertragen!

Er: Musst du gar nicht. Kannst doch raus gehen!

Schweigen.

Sie: Kannst du dich noch erinnern, als Mandy Wötzel so schlimm auf das Kinn gefallen ist und Ingo Steuer sie ganz behutsam aufgehoben und sie vom Eis getragen hat. Mann, das war romantisch.

Er: Das war doch total berechnend von dem. Dem war sonnenklar, dass dieser Kitsch total gut rüberkommt.

Sie: Das glaube ich nicht. In dieser Situation steht man unter Schock und alle Handlungen sind aus dem Bauch heraus, der Verstand ist ausgeschaltet.

Er: Damit kennst du dich ja bestens aus. Verstand aus, Bauch an.

Sie: Was soll das denn heißen? Das ich nur schwachsinnige Entscheidungen treffe, die mit Logik nichts zu tun haben?

Er schweigt.

Sie: Hey, ich habe dich was gefragt!

Er: Beruhige dich doch. Ich wollte doch nur sagen, dass Steuer es faustdick hinter den Ohren hat. Du hast dich selber darüber aufgeregt, dass seine Stasi-Begünstigten-Akte knüppeldick ist.

Sie: Egal. Ich finde, das war eine ganz starke emotionale Situation damals.

Beide schweigen. Das zweite Paar läuft seine Kür. Der Läufer hebt seine Partnerin hoch, wirft sie weg, sie dreht sich, stürzt aufs Eis, rappelt sich blitzschnell auf. Beide tanzen weiter übers Eis, heben gemeinsam zum Sprung ab, er dreht sich dreifach, sie nur doppelt, stolpert.

Er: Das gibt es doch gar nicht. Wie schlecht ist die denn drauf. Die verpatzt ihm die ganze Note.

Sie: Aber Frauen haben es viel schwerer. Sie haben nicht so viel Kraft in den Beinen, außerdem werden sie durch die Luft geschleudert und müssen stehen wie eine Eins, während der Mann nichts tut.

Die Eisläuferin stürzt wieder.

Sie: Und dann seine fiesen Blicke dazu. Die bauen sie auch nicht gerade auf.

Er: Das machst du doch genaus so. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, unterstützt du mich nicht, sondern wirfst ihn mir bei jeder Gelegenheit vor. Monatelang.

Sie: Das stimmt doch gar nicht.

Er: Na klar. Als ich zum Beispiel geblitzt worden bin, hast du es jedem erzählt. Manchem sogar zweimal.

Sie: Aber das war doch auch zu komisch. Erst prahlst du herum: "Siehst du, so fährt man dynamisch." Und dann: Blitz, zwei Punkte.

Er: Trotzdem hättest du es nicht überall herumerzählen müssen.

Sie: Mann oh Mann, jetzt bist du aber echt empfindlich.

Er: Ja, ja. Ich bin schuld. Wie immer.

Schweigen. Inzwischen gleitet das fünfte Paar über die Eisfläche. Er steht auf, will in die Küche.

Sie ruft hinterher: Bringst du mir die Tafel Schokolade mit?

Er kommt zurück. Mit der Marzipan-Schokolade.

Sie: Die doch nicht. Du weißt ganz genau, dass ich Marzipan nicht mag. Ich will die Nougat-Schokolade.

Er wieder ab, kommt zurück mit der Nougat-Schokolade.

Er: Lass' es dir schmecken.

Sie: Häh?! Gönnst du mir das nicht? Bin ich zu dick, oder was?

Er: Das ist mir jetzt echt zu blöd hier. Ich gehe ins Bett.

Er geht ab.

Sie: Schlaf schön schlecht. Blödmann.

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