Eiskunstlauf der Männer:Nach 21 Jahren wieder eine deutsche WM-Medaille

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Angetrieben von 9000 Zuschauern hat Stefan Lindemann die Sensation bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften in Dortmund perfekt gemacht. Der deutsche Meister aus Erfurt gewann eine nie erwartete Bronzemedaille.

Lindemann trat damit die Nachfolger von Norbert Schramm an, der vor 21 Jahren WM-Silber in Kopenhagen und damit die letzte deutsche WM-Medaille bei den Herren gewonnen hatte.

"Ich habe mir meinen Traum erfüllt und musste dafür eigentlich gar nichts machen, denn das Publikum hat mir unendlich geholfen", sagte Lindemann, der von einem Blumenregen begleitet die Eisfläche verließ. Gold holte sich erwartungsgemäß Titelverteidiger Jewgeni Pluschenko aus Russland ab.

Kaum jemand blieb sitzen

Der Olympia-Zweite von Salt Lake City revanchierte sich damit für seine Niederlage bei den europäischen Titelkämpfen in Budapest gegen den Franzosen Brian Joubert, dem diesmal nur Silber blieb.

Kaum einen hielt es noch auf seinen Sitz, nachdem der Schützling von Trainerin Ilona Schindler seine Kür zum Thema "Der kleine Prinz" beendet hatte. Dem EM-Fünften gelang nahezu alles, er wurde von Sprung zu Sprung sicherer. Die Preisrichter belohnten den 23-Jährigen mit Noten zwischen 5,5 und 5,9 Punkten, das Publikum skandierte: "Stefan, Stefan."

Schon beim sechsminütigen Einlaufen hatte der ehemalige Junioren-Weltmeister sehr sicher gewirkt. Jeder gelungene Sprung wurde mit frenetischem Beifall bedacht. Ein Transparent mit dem Spruch "Lindemann, geh Du voran", sollte dem EM-Fünften Mut machen.

Trotz eines temperamentvollen Originaltanzes waren schon am Nachmittag die Medaillenhoffnungen von Kati Winkler und Rene Lohse ein wenig geschrumpft. Nach einem geteilten dritten Platz nach der Pflicht nehmen die beiden Berliner vor der Kür-Entscheidung am Freitag (18.30 Uhr) nur noch Rang vier ein.

Die sechsmaligen deutschen Eistanz-Meister präsentierten ein Medley aus Swing, Blues und Jive, mussten aber trotz Noten, die zwischen 5,3 und 5,8 Punkten lagen, Elena Gruschina und Ruslan Gonscharow aus der Ukraine an sich vorbei ziehen lassen.

Auf Goldkurs tanzen die Europameister Tatjana Nawka und Roman Kostomarow aus Russland, die Bulgaren Albena Denkowa und Maxim Stawiski nehmen nach wie vor die zweite Position ein.

Die Olympia-Achten von Salt Lake City, deren WM-Start wegen einer Knieverletzungs Lohse zeitweise fraglich gewesen war, gaben sich trotz des kleinen sportlichen Rückschlags optimistisch und zufrieden. "Ich habe mich auf dem Eis toll gefühlt, weil wir eine tolle Show für das Publikum gemacht haben", sagte die 30 Jahre alte Winkler, ihr gleichaltriger Partner ergänzte:

"Wir sind gar nicht traurig, denn es gibt viele gute Paare, die ganz eng beieinander liegen."

Trainer Martin Skotnicky war ebenfalls des Lobes voll: "Rang vier ist außergewöhnlich gut. Wenn sie in der Kür weiter kämpfen, kann noch alles passieren." Eine ganz besondere Ehre wurde der mittlerweile 75 Jahre alten Chemnitzerin Jutta Müller zuteil.

Die mit 55 Medaillen erfolgreichste Trainerin aller Zeiten, die auch Katarina Witt zu zwei Olympiasiegen führte, wurde in die Hall of Fame des amerikanischen Eiskunstlaufs aufgenommen. Die gleiche Auszeichnung erhielten Ex-Weltmeisterin Midori Ito aus Japan und der Kanadier Toller Cranston.

Die WM wird mit dem Kurzprogramm der Damen fortgesetzt. Als 19. nach der Qualifikation geht die deutsche Meisterin Annette Dytrt aus München in die Konkurrenz.

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