Ein Duell mit Tradition:Vorteil Frankreich

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Am Sonntag in Berlin treffen Italien und Frankreich zum sechsten Mal in einem internationalen Titelturnier aufeinander.

Der letzte Vergleich auf dieser Ebene war das EM-Finale 2000 in Rotterdam, in dem sich die Equipe Tricolore 2:1 nach Verlängerung durchsetzte und das Double aus globalem und kontinentalem Titel perfekt machte. Die Italiener gewannen nur die ersten beiden Begegnungen (1938 und 1978).

1986 beendeten die Franzosen in Mexiko-Stadt die Ära der Mannschaft von Enzo Bearzot und entlarvte deren defensive Taktik als nicht mehr zeitgemäß. 1998 hatte die Franzosen auf dem Weg zum WM-Titel im Elfmeterschießen die besseren Nerven

12. Juni 1938, Paris: WM-Viertelfinale

Vor offiziell 58 455 Zuschauern (tatsächlich war das Stade de Colombes krass überfüllt, und nach inoffiziellen Angaben sollen sich mehr als 70 000 Besucher auf den Tribünen gedrängt haben) ließ sich Italien auf dem Weg zur Titelverteidigung von der Mannschaft der Gastgeber nicht aufhalten und siegte 3:1 durch Tore von Colaussi und zweimal Piola. Beim 1:0 für Italien knallte Torhüter Di Lorto nach einem krassen Fehler an den Pfosten und war fortan angeschlagen. Dennoch kamen die Franzosen noch einmal ins Spiel zurück und zum 1:1 durch Hausserer, aber am Ende war der Weltmeister zu stark. Im dritten WM-Turnier holte der Ausrichter erstmals nicht den Titel.

2. Juni 1978, Mar del Plata: WM-Vorrunde

Italien wurde im Parque Municipal frenetisch angefeuert (gut ein Fünftel von 250 000 Einwohnern der Stadt sind italienischer Herkunft) und siegte 2:1. Erst einmal musste der zweimalige Weltmeister allerdings den Schock eines frühen Gegentors verdauen: Schon nach 31 Sekunden hatte Lacombe die Franzosen in Führung gebracht. Enzo Bearzot setzte im Sturm auf Jungstar Paolo Rossi, der nach 29 Minuten den Ausgleich schaffte; Zaccarellis Fernschuss brachte die Entscheidung. Italien gewann die Gruppe 1 und belegte am Ende Platz drei, für die Franzosen war das Turnier nach der Vorrunde beendet.

17. Juni 1986, Mexiko-City: WM-Achtelfinale

Trotz der Mitwirkung von fünf Spielern aus der Weltmeister-Elf von 1982 war Italien vor 70 000 Zuschauern chancenlos und schied mit 0:2 aus. Angeführt von Michel Platini, dem nach 15 Minuten das erste Tor gelang (das zweite besorgte Stopyra/57.), ließen die Franzosen keine Zweifel offen, spielten sich in einen Rausch und hätten höher gewinnen müssen. "Che disfatta!" (Was für eine Niederlage!) titelte der Corriere dello Sport.

3. Juli 1998, Paris: WM-Viertelfinale

Zinédine Zidane kehrte zurück ins Team nach seiner Sperre wegen der roten Karte für eine Tätlichkeit im zweiten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien (4:0). Auch er fand kein Mittel, um das italienische Abwehrbollwerk zu durchdringen. Das wurde organisiert von Fabio Cannavaro, der nach einem Ellbogencheck von Stephane Guivarc'h mit Kopfverband weiter spielte. Nach 120 torlosen Minuten kam es zum Elfmeterschießen. Luigi di Biaggio als fünfter Mann der Italiener traf nur die Querlatte, Frankreich gewann 4:3 und war auf dem Weg zum Titel nicht mehr zu stoppen.

2. Juli 2000, Rotterdam: EM-Finale

Italien, 1:0 in Führung seit der 57. Minute durch Delvecchios Treffer, sah im Stadio De Kuip nach 90 Minuten immer noch wie der sichere Sieger aus. Die Einwechslungen durch Frankreich Trainer Roger Lemerre erwiesen sich jedoch als späte Glücksgriffe: Sylvain Wiltord rettete den Weltmeister in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit in die Verlängerung, dann erzielte David Trézéguet in der 103. Minute das Golden Goal, das für die Franzosen den zweiten Titel binnen zwei Jahren bedeutete.

© SZ vom 7.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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