Düsseldorf jubelt spät:Urlaub nur mit Fragezeichen

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Später Torerfolg: Düsseldorfs Oliver Fink führt sein Team zum Sieg. (Foto: Lukas Schulze/Getty)

Durch einen späten Gegentreffer verliert Hannover 96 gegen Fortuna Düsseldorf und beschließt damit eine katastrophale Hinrunde, die für die Spieler Konsequenzen haben könnte: Der Weihnachtsurlaub ist weiterhin gefährdet.

Das Hinrunden-Desaster ist für Hannover 96 perfekt. Durch ein Gegentor in der Nachspielzeit verlor der Tabellenvorletzte am Samstag auch das Kellerduell gegen Fortuna Düsseldorf mit 0:1 (0:0) und geht nun mit nur elf Punkten aus 17 Spielen auf einem Abstiegsplatz in die Winterpause. Der Aufsteiger dagegen feierte durch das Tor des eingewechselten Oliver Fink (90.+2) den dritten Sieg in Serie und geht mit einem komfortablen Vorsprung von sieben Punkten auf Hannover in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga.

Dieser späte Sieg für Düsseldorf hatte sich mindestens eine halbe Stunde lang abgezeichnet, denn die Fortuna vergab in der zweiten Halbzeit zahlreiche gute Chancen. 96 dagegen stand dagegen nach dem Abpfiff wie unter Schock. Nur der harte Kern der Fans brachte noch vereinzelte Pfiffe gegen die Mannschaft heraus.

Genau für den nun eingetretenen Fall des nächsten Rückschlags hatte Trainer André Breitenreiter vorher angekündigt, seinen Profis den Weihnachtsurlaub zu streichen. Dazu wird der Verein im neuen Jahr noch weitere Baustellen schließen müssen, um nach 2016 nicht erneut aus der Fußball-Bundesliga abzusteigen. Der Tabellen-17. braucht einen Ersatz für den am Knie verletzten Niclas Füllkrug, weitere Verstärkungen für Abwehr und Außenposition sowie eine Entscheidung im Dauerstreit um die Übernahmepläne von Klubchef Martin Kind. Vor 34 200 Zuschauern war Hannover zwar eine Halbzeit lang optisch überlegen und auch sehr engagiert. Ohne die verletzten Füllkrug und Ihlas Bebou fehlte es der Offensive aber an Wucht und Qualität. Beispiel 23. Minute: Eine gute Konterchance für Bobby Wood und Hendrik Weydandt blieb ungenutzt, weil der entscheidende Pass von Wood zu ungenau kam. Beispiel 30. Minute: Wieder war Wood in einer guten Schussposition, bekam den Ball aber nicht unter Kontrolle.

Für Hannovers Mannschaft geht es um den Klassenerhalt - und den Urlaub

Düsseldorf konzentrierte sich zunächst ganz auf die Sicherung des eigenen Tores sowie gelegentliche schnelle Konter. Bei der besten Chance der ersten Halbzeit für den ehemaligen 96er Kenan Karaman wäre diese Strategie in der 36. Minute auch beinahe aufgegangen. Im Vergleich zum völlig überraschenden 2:1-Sieg gegen Tabellenführer Borussia Dortmund setzte Trainer Friedhelm Funkel den Torschützen Jean Zimmer, den wichtigen Mittelfeldspieler Fink und auch den Marco-Reus-Bewacher Marcel Sobottka zunächst auf die Bank. Trotzdem erwies sich die Fortuna erneut als funktionierende Einheit, die vor allem die zweite Halbzeit phasenweise klar dominierte.

In der 61. Minute drehte mit Niko Gießelmann ein weiterer Ex-Hannoveraner bereits jubelnd Richtung Gästefans ab, doch 96-Torwart Michael Esser parierte den Ball noch wenige Zentimeter vor der Torlinie. Nur vier Minuten später rettete Esser erneut gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Karaman (65.). Bereits in dieser Phase hätte die Fortuna das Spiel entscheiden müssen. Hannover baute immer mehr ab. Offensiv ging gar nichts mehr zusammen, auch die Zuschauer wurden immer unruhiger. Das späte 0:1 war die logische Konsequenz aus diesem Spielverlauf.

Möglicherweise könnte die Niederlage für die Mannschaft von Hannover 96 auch abseits der Tabelle Konsequenzen haben. Bis Sonntag will sich das Trainerteam über die diskutierte Streichung des Weihnachtsurlaubs austauschen. Trainer André Breitenreiter räumte nach dem letzten Hinrunden-Spiel in der Fußball-Bundesliga massive Probleme innerhalb des Kaders ein und deutete zumindest an, auf die angedrohte Maßnahme zu verzichten.

"Wir haben über viele Wochen mitbekommen, dass die Mannschaft keine Einheit ist. Das haben wir in der Kabine gesehen, das haben wir in den Gesprächen mit dem Mannschaftsrat gesagt bekommen. Ich hatte es nicht so extrem eingeschätzt, aber die Signale waren eindeutig", sagte Breitenreiter nach dem Spiel. "Der Mannschaftsrat hat uns um Hilfe gebeten. Und die Drohung, den Urlaub zu streichen, war auch ausschließlich als Hilfestellung gedacht. Denn was schweißt eine Mannschaft zusammen? Wenn sie um ihren Urlaub fürchtet."

Nach Meinung von Breitenreiter habe diese Maßnahme auch trotz der beiden sieglosen Spiele gegen Fortuna Düsseldorf (0:1) und den SC Freiburg (1:1) gewirkt. "Die Drohung hat dazu geführt, dass die Mannschaft enger zusammengerückt ist und wieder zusammen gekämpft hat", sagte er. Trotz der miserablen Hinrunden-Bilanz mit nur 11 Punkten nach 17 Spielen glaubt der 45-Jährige auch weiter an eine Chance im Kampf um den Klassenerhalt. Ein Rücktritt kommt für ihn nicht infrage. "Der Abstand zu Platz 16 ist nicht groß", sagte Breitenreiter. "Mit Verstärkungen für die Rückrunde habe ich die absolute Überzeugung, dass wir den Klassenerhalt schaffen können."

© SZ vom 23.12.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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