Drogen und die Tour:Razzia auf der A 51

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Während der Italiener Frigo gegen Kaution freigelassen wird, bekommen zwei weitere Teams Besuch von Drogenfahndern.

Die Tour de France kommt vom Dauer-Thema Doping nicht los. Dario Frigo hat das Problem wieder in den Mittelpunkt gerückt und ist Auslöser eines wilden Krimis. Nachdem vermutlich sein Handy abgehört wurde, ging seine Ehefrau Susanna der Polizei "bei einer Routine-Kontrolle", wie es in französischen Zeitungen am Donnerstag hieß, an der Autobahn-Mautstation in Saint Hélène in den Alpen ins Netz.

Dario Frigo (Foto: Foto: AP)

Nach der Festnahme des Ehepaares wegen des Transports verbotener Medikamente in einer Kühlbox - die Gazzetta dello Sport schrieb am Donnerstag von "Familien-Doping" - sind beide gegen Zahlung einer Kaution von 60.000 Euro wieder auf freiem Fuß, dürfen Frankreich aber nicht verlassen. Frigo, der in Monte Carlo lebt, darf seinen Beruf nicht ausüben, so lange die Ermittlungen der Polizei aus Lyon laufen.

Die französischen Drogenfahnder haben derweil einen Tag nach Frigos vorläufiger Festnahme der Tour de France einen weiteren Besuch abgestattet und zwei Begleitfahrzeuge der Rennställe Phonak und Liberty Seguros durchsucht. Die Razzia wurde auf der A 51 nahe Tallard im Départment Alpes de Haute-Provence vorgenommen. Den Einsatz bestätigte die Direktion der Zollzentrale in Gap; sie ließ aber offen, ob es sich um Routine-Kontrollen oder eine gezielte Aktion gehandelt habe. Kontrolliert wurden ein Phonak-LKW und ein PKW mit Liberty-Betreuern. Im Schweizer Phonak-Team, das den Zeitfahr-Olympiasieger Tyler Hamilton (USA) im vergangenen Jahr wegen Blutdopings entlassen hatte, fährt der deutsche Profi Bert Grabsch aus Wittenberg. In den Farben der spanischen Liberty-Equipe bestreitet der Ansbacher Jörg Jaksche die Tour.

Wiederholt auffällig geworden

Dario Frigo, den 31-jährigen Profi vom Fassa Bortolo-Team aus Italien, erwarten sport- und zivilrechtliche Ermittlungen, weil seine Frau und er gegen das französische Anti-Doping-Gesetz vom 23. März 1999 verstoßen haben. Susanna Frigo drohen drei Jahre Haft. Ihr Mann muss eine lebenslange Sperre befürchten, dazu eventuell eine Haftstrafe.

Der Italiener ist zum zweiten Mal auffällig geworden. Schon beim Giro d'Italia 2001 fand die Polizei in San Remo verschiedene verbotene Medikamente. Daraufhin war Frigo erst sechs Monate, nach Intervention des Weltverbandes UCI dann neun Monate gesperrt worden.

Die bei Frigos Frau gefundenen Substanzen werden zurzeit untersucht. Die Behörden gehen von dem bei Ausdauer-Sportlern als Blutdoping-Mittel verwendeten Präparat Epo aus. "Wir konnten nicht erwarten, dass die Zeit des Dopings vorbei ist. Es ist gut, dass solche Leute mit einem Tritt in den Hintern ausgeschlossen werden", sagte der stellvertretende Tour-Direktor Christian Prudhomme, der im kommenden Jahr Jean-Marie Leblanc als Chef der Frankreich-Rundfahrt nachfolgen wird. Frigo gehöre zur Generation von Fahrern, die "nichts verstanden" hätten und die "aus dem Verkehr gezogen werden müssen", hatte Leblanc zu den Vorfällen gesagt.

In Frigos Team beeilten sich die Verantwortlichen unterdessen mit ihren Beschwichtigungsversuchen, sie erklärten, dass es sich um ein isoliertes Vergehen eines Einzelnen handele. Der ehemalige Profi und heutige Teamchef Bruno Cenghialta sagte: "Das hat nichts mit unserer Mannschaft zu tun. Ich wusste gar nicht, dass seine Frau kommen sollte."

Der enttäuschte Magier

Teammanager Giancarlo Ferretti, 63, seit Jahrzehnten im Metier und der Magier genannt, zeigte sich persönlich tief enttäuscht: "Ich habe ihm in meinem Team vor zwei Jahren wieder eine Chance gegeben. Er ist eine Riesen-Kanaille. Ich hasse ihn dafür."

Der Fall Frigo löste in Italien die Diskussion aus, ob des Dopings überführte Profis für den daraus entstandenen Imageschaden des Teams aufkommen müssten. Der frühere Profi Francesco Moser, Vorsitzender der Fahrer-Gewerkschaft CPA, befürwortet diesen Vorschlag. Wegen der Affäre dürfte es den Verantwortlichen noch schwerer fallen, für die kommende Saison einen neuen Sponsor zu finden, wovon auch Frigos Team-Kollege, der Sprinter Alessandro Petacchi, betroffen wäre.

© SZ vom 15.7.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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