Drittligisten:Moral nach dem Schock

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Schrei und Elfmeter: Adriano Grimaldi (M.) verletzt sich nach dem Zweikampf mit Rostocks Julian Riedel (l.). (Foto: Cathrin Müller/imago/MIS)

Der TSV 1860 München holt beim 2:2 in Rostock einen Punkt in einem umkämpfen Drittliga-Spiel. Der verletzte Stürmer Adriano Grimaldi gibt Entwarnung.

Von Felix Haselsteiner

Eine Zeit lang sah es so aus, als würde eine Locke das Spiel für den TSV 1860 München entscheiden, genauer gesagt die Locke von Außenverteidiger Herbert Paul. In der 31. Minute hatte besagte Haarsträhne einen Freistoß aus dem Halbfeld von Philipp Steinhart noch ein wenig abgefälscht, das reichte zum 1:0 in einem Spiel, das der TSV in der ersten Halbzeit klar kontrollierte. "Wir hatten es gut im Griff", sagte Trainer Daniel Bierofka nachher. Er sprach über die Phase zwischen der 15. Minute und der Halbzeitpause, in denen die Münchner die Gastgeber bereits früh angriffen und Hansa Rostock kaum Mittel fand, nach vorne gefährlich zu werden. Es war die beste Phase im Spiel des TSV, der sich in der ersten Viertelstunde noch schwer getan hatte mit den tief stehenden Rostockern.

Dass Pauls Locke, auf die er beim Torjubel lachend zeigte, am Ende nicht spielentscheidend war, hatte mehrere Gründe. Einer war, dass der TSV seine Überlegenheit in der besten Phase nicht in eine höhere Führung verwandeln konnte. "Wir hatten noch zwei hundertprozentige Szenen", sagte Steinhart nach dem Spiel im Fernsehinterview mit der Telekom. In der 43. Minute wurde Nico Karger nach einer guten Kombination freigespielt, der starke Rostocker Mittelfeldchef Stefan Wannenwetsch konnte in letzter Sekunde klären. Eine Minute später hatte erneut Karger das 2:0 am Fuß, sein Abpraller wurde diesmal von Torwart Ioannis Gelios pariert. An beiden Szenen so wie generell an fast jeder Offensivaktion war der umsichtige und zweikampfstarke Adriano Grimaldi im Sturmzentrum beteiligt, der an der Ostsee seine womöglich beste Saisonleistung ablieferte.

"In der Halbzeit habe ich gesagt, dass Rostock jetzt kommen wird", berichtete Bierofka aus der Kabine - in den ersten Minuten der zweiten Halbzeit wirkte es jedoch, als wäre die Warnung bei der Hintermannschaft des TSV nicht angekommen. Die Offensive der Hansa konnte sich nun mit viel Freiheit durch die Münchner Hälfte bewegen, in der 48. Minute ließ Steinhart eine Flanke von rechts zu, die Stürmer Marco Königs an Torwart Marco Hiller vorbei ins Tor verlängerte.

Nicht einmal zwei Minuten später rollte ein weiterer Rostocker Angriff auf die Sechziger zu, diesmal hatte Anton-Leander Donkor über die rechte Seite zu viel Platz und legte auf Stürmer Pascal Breier ab, der den Ball aus zehn Metern nur noch zum 2:1 über die Linie schieben musste. "Wie man so aus der Halbzeit rauskommen kann, ist mir vollkommen unverständlich", kritisierte Bierofka die katastrophalen Minuten seiner Mannschaft. Auch in der Folge taten sich die Münchner schwer, wieder gefährliche Spielzüge zu entwickeln, stattdessen verhinderte Hiller auf der anderen Seite unter anderem gegen Breier aus kurzer Distanz den dritten Gegentreffer (63.). Erst ab der 70. Minute konnte der TSV die Partie wieder offener gestalten - und kam noch einmal zurück.

Grimaldi erkämpfte sich in der Rostocker Hälfte stark den Ball, der Rostocker Kapitän Riedel konnte ihn nur noch mit einem Foul im Strafraum stoppen. Den fälligen Elfmeter verwandelte Steinhart sicher und erzielte so nach fünf Vorlagen seinen ersten Saisontreffer. Sorgen bereitete allein die verletzungsbedingte Auswechslung von Grimaldi, der nach Riedels Foul nicht weiterspielen konnte und später mit Krücken durch die Katakomben zum Mannschaftsbus humpelte. Am Sonntagvormittag jedoch gab der Verein Entwarnung, es handelt sich lediglich um eine Knieprellung. Ohne Grimaldi vergingen die Schlussminuten allerdings auch ohne große Chancen auf beiden Seiten, das 2:2 war angesichts der unterschiedlichen Halbzeiten ein gerechtes Ergebnis.

Bierofka sah das ähnlich: "Die Jungs haben an sich geglaubt, Moral gezeigt. Das war das Gute an dem Spiel." Dennoch mahnte er an, dass der Auftritt in Rostock und die zwei schnellen Gegentreffer nach der Halbzeit gezeigt hätten, dass man in der dritten Liga "keine Sekunde nachlassen" dürfe. Das gilt insbesondere für das enge Rennen um die oberen Tabellenplätze, in dem der TSV nach dem siebten Spieltag als Fünfter mit elf Punkten gut platziert ist.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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