Drittliga-Derby:Wenn es knallt

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Die SpVgg Unterhaching baut vor dem Duell mit dem TSV 1860 München auf seinen aggressiven Spielstil. Nach einer Serie von sieglosen Derbys hat das Team unter dem neuen Coach Arie van Lent frisches Selbstvertrauen.

Von Christoph Leischwitz

„An der Einstellung wird es diesmal nicht mangeln“: Hachings Kapitän Markus Schwabl gelobt Besserung vor dem Drittliga-Derby. (Foto: Oryk Haist/imago images)

Er habe sich noch nichts überlegt, sagt Markus Schwabl, aber gut möglich, dass von ihm noch eine Ansage kommt, in der Kabine vor dem Rausgehen oder kurz vor dem Anpfiff im Kreis. Andererseits, sagt der Kapitän der SpVgg Unterhaching: Wenn irgendein Spieler vor einem Derby noch zusätzliche Motivation brauche, dann sei doch irgendwas schiefgelaufen.

Das ist es aber, was den Unterhachingern zuletzt immer wieder vorgeworfen wurde, wenn sie gegen den TSV 1860 München spielten: mangelnde Einstellung, schlechte Körpersprache. Fast schon eingeschüchtert wirkten die Vorstädter in den vergangenen Jahren gegen den Konkurrenten aus Giesing. Egal, wie viele Zuschauer Stimmung machten, und egal, wer gerade Trainer war: Irgendwie schienen die Hachinger einen Löwen-Komplex entwickelt zu haben. Höhepunkt war sicherlich die 3:2-Demütigung vor elf Monaten im Sportpark, als Sascha Mölders in der Nachspielzeit das Siegtor schoss und von Tausenden Fans gefeiert wurde. Michael Köllner erinnert sich gerne daran, für ihn war es damals der erste Sieg als Sechzig-Coach. Am Montagabend ist es wieder soweit, die Hachinger empfangen die Löwen zum Drittliga-Derby (19 Uhr, Sportpark). "Flutlichtspiele sind eine coole Sache", sagt Kapitän Schwabl, "wenn dann auch noch Zuschauer ins Stadion kommen dürfen, dann gibt das einen ganz anderen Rahmen." Stand Sonntagabend sind bis zu 1500 Besucher im Stadion erlaubt.

Schwabl ist einer, den man aus mehreren Gründen sehr gut bezüglich der Mannschaftspsyche befragen kann. Nicht weil sein Vater, Unterhachings Präsident, einst lange für Sechzig spielte. Noch nicht einmal, weil er selbst ja auch ein Jahr lang Blau trug. Sondern erstens, weil er Michael Köllner kennt: Als 16-Jähriger spielte er unter ihm in der Bayern-Auswahl. "Ich kann mich sehr gut an ihn erinnern. Er hat damals schon einen Spielstil vorgegeben, der noch nicht so verbreitet war. Und er hat Sechzig auch in puncto Aggressivität noch mal weitergebracht", findet der 30-Jährige. Doch zumindest Schwabl wirkt deswegen überhaupt nicht ehrfürchtig, im Gegenteil: "In den letzten Spielen haben sie uns den Schneid abgekauft, das darf im Derby nicht passieren." Der Rechtsverteidiger gilt als Aggressive Leader der Mannschaft. Er liefert eine mögliche Erklärung dafür, warum die vergangenen Partien so mau verliefen: "Es sind viele Jungs mit Sechzig-Vergangenheit dabei, die es dann vielleicht besonders machen wollen und dabei ein bisschen verkrampfen", glaubt er.

Doch er findet eben auch, dass der neue Trainer den Hachingern Selbstvertrauen gibt. Die Ergebnisse haben zuletzt nicht gepasst", sagt er über die beiden knappen Niederlagen gegen Saarbrücken und Duisburg. Aber gerade das 0:1 gegen die Zebras habe er sich gleich danach noch mal in voller Länge angesehen und festgestellt, dass man gut gespielt habe. "Wir spielen hohes Pressing, der neue Trainer macht einen guten Job und hat die Mannschaft gut im Griff", sagt Schwabl. Ihm komme der Stil entgegen. Er ist ein laufstarker Spieler, der keine zusätzlichen Meter scheut. Zweitens mache es ja Spaß, mit mehr Tempo und damit aggressiver zu spielen, "da knallt's dann auch öfter mal". Zum Beispiel könne es im direkten Duell mit Sechzigs Linksverteidiger Phillipp Steinhart knallen, einem ehemaligen Mitspieler Schwabls.

Der neue Trainer Arie van Lent sagt zu dem Duell übrigens, dass er "schon viel darüber gehört" habe und sich darauf freue. Die einzige Schwäche, die er zurzeit sehe, sei die Chancenauswertung seiner Mannschaft. Kollege Köllner, der am Montagabend übrigens auf Offensivkraft Stefan Lex verzichten muss, hat viel Respekt übrig für den Niederländer - und hörte sich zuletzt auch nicht so an, als ob er die Hachinger unterschätzen würde.

Hachings Spielstil, da ist sich Schwabl sicher, wird sich über kurz oder lang auszahlen. Und vielleicht ja auch schon im Derby. "An der Einstellung wird es diesmal nicht mangeln, dafür werde ich sorgen", sagt Schwabl.

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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