Drittliga-Aufsteiger Jahn Regensburg:Neue Helden

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"Der Aufstieg musste unbedingt her": Regensburg und seine Fans feiern quer durch die Stadt die Rückkehr in die dritte Liga. (Foto: Walter Baehnisch/imago)

Regensburg feiert die Rückkehr seiner Fußballer in die dritte Liga. Die Mannschaft wird sich nun verändern - 14 Verträge laufen aus.

Von Max Ferstl

Die Helden der Vergangenheit haben sich in der Regensburger Gaststätte Kneitinger verabredet. Am Tisch sitzen Tobias Schweinsteiger und Tobias Schlauderer, auch Markus Weinzierl - der wichtigste - ist mit dabei. Es ist Sonntagvormittag. Als sich Weinzierl zum stillen Örtchen aufmacht, wird er um ein Foto gebeten. Schals weisen die Bittsteller als Anhänger des SSV Jahn Regensburg aus. Weinzierl lächelt, die Fans lächeln. In Regensburg hat keiner den 14. Mai 2012 vergessen, als der Jahn durch ein 2:2 gegen den Karlsruher SC in die zweite Liga aufgestiegen war. Weinzierl war damals der Trainer. Vielleicht ist das Treffen der Ehemaligen ein gutes Omen. "Zurück in die Zukunft" lautete das Motto für die Relegationsspiele gegen den VfL Wolfsburg II. Zuletzt erinnerte die vereinseigenen Internetseite an "das Wunder von Karlsruhe". Es hat gewirkt. Seit Sonntag hat Regensburg neue Aufstiegshelden.

Zu ihnen gehören Heiko Herrlich, der neue Aufstiegs-Trainer, Andreas Geipl oder Kolja Pusch, die beim 2:0-Sieg im Rückspiel die Tore schossen. Das genügte, um die 0:1-Niederlage in Wolfsburg zu drehen. "Es war eine sensationelle Leistung", sagte anschließend ein biergeduschter Heiko Herrlich. "Wir haben den Gegner förmlich aufgefressen." Was die Fans dazu brachte, erst nach Schlusspfiff den Rasen zu stürmen und später in der Innenstadt im hupenden Autokorso am Dom vorbei zu fahren. "Wir hatten in den Vergangenheit einige Phasen, in denen wir uns nicht freuen durften - heute dürfen wir uns freuen", meinte dazu Christian Keller, Regensburgs Sportdirektor.

"Der aktuelle Kader ist aufgestiegen, das soll man heute so stehen lassen", sagte Keller

Er glaubt, dass in der dritthöchsten Spielklasse eine "extrem ausgeglichene Liga" auf den Jahn warte. "Die Spitzenklubs der Regionalliga sind konkurrenzfähig" ergänzt Keller. "Ob es dann reicht, ist die andere Frage." Ab Dienstag werde der Klub mit den Vorbereitungen auf die dritte Liga beginnen, deren Spielzeit am 29. Juli beginnt. Wie der Jahn-Kader dann umgebaut wird, darüber machen sie sich jetzt erst einmal Gedanken. Sicher wird Heiko Herrlich an der Seitenlinie stehen. Der Trainer gab außerdem bekannt, dass der auslaufende Vertrag mit Jahn-Urgestein Oliver Hein verlängert werde. Hein weiß, was die Drittliga-Rückkehr für die Stadt bedeutet, beim 2:2 vor vier Jahren in Karlsruhe schoss er das 1:0. "Der Aufstieg musste unbedingt her. Für den Klub, die Stadt und die Fans. Die haben heute auch eine Stimmung gemacht, die unglaublich war. Die Atmosphäre war bundesligatauglich", sagte Hein der Mittelbayerischen Zeitung. Die drittligareife Stimmung lag auch am neuen Stadion, das die Stadt Regensburg erst im vergangenen Sommer für 52,7 Millionen Euro fertig gestellt hatte. Die schmucke Arena wurde immer wieder als Grund genannt, weshalb der Klub eine Liga höher spielen müsse. Präsident Hans Rothammer sprach einmal von einer "Verpflichtung gegenüber dem Steuerzahler". Für den Jahn als Mieter wird sich in der dritten Liga nicht viel ändern. Laut Mietvertrag wird der Jahn weiterhin 5000 Euro Miete pro Spieltag zahlen, erst in der zweiten Liga würde der Betrag auf 15 000 Euro steigen.

Die Infrastruktur in Regensburg ist also Profifußball-tauglich. In den kommenden Wochen wird sich das Augenmerk auf den Kader richten. Zentrale Stützen wie Torhüter Philipp Pentke, Kapitän Markus Palionis oder Torjäger Markus Ziereis stehen eine weitere Saison unter Vertrag. Trotzdem dürfte sich die Mannschaft verändern. 14 Verträge laufen aus, unter anderem der von Außenverteidiger Alexander Nandzik, der vom Chemnitzer FC ausgeliehen ist. Doch es klang so, als wäre Nandzik gedanklich schon ein bisschen bei einer kommenden Saison in Regensburg. "Nun dürfen wir keine Fehler machen und müssen als Mannschaft zusammenhalten, damit wir kommende Saison auch in der dritten Liga bestehen können", sagte er der MZ. Wie genau sich der Kader verändern wird, darüber will Keller jetzt noch nicht reden: "Der aktuelle Kader ist aufgestiegen, das soll man heute so stehen lassen."

Nach der Aufstiegsfeier am Montagabend mit den Fans auf dem Regensburger Haidplatz, wo schon vor vier Jahren gefeiert wurde, hatten die Spieler vor allem ein Ziel im Sinn: Am Dienstag ging es per Flugzeug zum Mannschaftsausflug nach Mallorca. Erst die Gegenwart, dann die Zukunft.

© SZ vom 31.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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