Dritte Liga und Amateure:Appell aus Bayern

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Die bayerischen Drittligisten wollen die Saison zu Ende spielen, doch die Liga selbst ist bei der Exit-Strategie gespalten. Der Amateurfußball steuert derweil in eine lange Pause - bei einem Saisonabbruch drohen sogar Klagen.

Für die Fußball-Bundesligen ist der Fall klar: Auch wenn Deutschlands Spitzenpolitiker das Thema zurückgestellt haben, gilt der Plan, die Saison zeitnah durch "Geisterspiele" zu beenden. Komplizierter gestalten sich Exit-Strategien aus der Krise für die tieferen Klassen. Weil dort Zuschauereinnahmen für die Klubs noch wichtiger sind als im fernsehgeldgesegneten Spitzenfußball, sind Geisterspiele von der dritten Liga abwärts eine schlechte Option. Das bundesweite Verbot von Großveranstaltungen bis 31. August legt insofern für viele eine Spielpause bis September nahe, vor allem für Amateurligen.

Große Meinungsverschiedenheiten gibt es derzeit in der dritten Liga, die dem DFB unterstellt ist. Mehrere Klubs favorisieren einen Abbruch der Saison - 13 von 20 sind hingegen für eine Fortsetzung mit Geisterspielen. In einem gemeinsamen Aufruf erklärten alle fünf bayerischen Drittligisten (1860 München, Bayern II, Unterhaching, Ingolstadt, Würzburg), eine ordnungsgemäße Beendigung der Saison sei alternativlos: "Es gibt keine andere Lösung, weil nur dann ein sportlich faires Endergebnis zustande kommt. Ansonsten steht der Fortbestand dieser ohnehin wirtschaftlich problematischen Liga auf dem Spiel", sagte Unterhachings Klubchef Manfred Schwabl.

Wer nun einen Abbruch fordere, obwohl Geisterspiele im Profifußball erlaubt werden könnten, "der gefährdet die künftige Existenz der dritten Liga", warnte 1860-Geschäftsführer Günther Gorenzel, zumal auch "in sechs bis acht Monaten" keine Perspektive für Spiele mit Zuschauern sicher sei. BFV-Landesverbandschef Rainer Koch betonte, dass alle fünf Drittklässler aus Bayern "mit einer Stimmen sprechen."

Der DFB muss nun für alle 20 Drittligisten einen akzeptablen Weg finden. Etliche sind gegen Spiele ohne Zuschauer (Mannheim, Münster, Zwickau, Magdeburg, Jena, Halle). "Für uns wären Geisterspiele ein weiterer Genickbruch. Dann wäre der Gang zum Insolvenzgericht unumgänglich", sagt Zwickaus Vorstandssprecher Tobias Leege. Zu einer Saisonfortsetzung tendieren Klubs, die größere Geldgeber haben und/oder in der Tabelle gut platziert sind. Doch viele Argumente sind im Spiel. Offen wäre auch, ob im Falle eines Abbruchs die Saison annulliert wird oder ob es gemäß aktueller Tabelle Auf- und Absteiger gäbe. Im Amateurfußball wäre ein Abbruch mit Nicht-Wertung der Saison für die meisten Vereine zwar sportlich folgenlos oder sogar günstig (je nach Tabellenstand). Dennoch wären Klagen zu befürchten - von jenen Klubs, die derzeit einem Aufstieg entgegensehen. Sie könnten auf Schmerzensgeld für entgehende Mehreinnahmen pochen oder versuchen, sich in die höhere Liga einzuklagen. Dieses missliche Szenario gibt es offenbar bereits in Ländern wie England und Österreich, die ihre Amateur-Fußballsaison vollständig abgebrochen haben (wie am Donnerstag auch Frankreich)

. Deutsche Landesverbände könnten deshalb einen anderen Weg gehen. Dass der Amateurfußball bis 31. August ausgesetzt wird, dürfte unvermeidbar sein. Dennoch müsste die Schlussfolgerung kein Saisonabbruch sein. Die Alternative ist, bei einem Wiederbeginn der Spiele - egal wann, ab 1. September oder notfalls noch später - zunächst die jetzige Saison zu beenden.

© SZ vom 17.04.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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