Dritte Fußball-Liga:Gedränge auf der Bezirkssportanlage

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Türkgücü sorgt für Sorgenfalten in Trudering.

Von cal

Luxuriös waren die Zustände noch nie, jetzt allerdings wird es auch noch richtiggehend eng. Jahrelang hatte sich Türkgücü München eine Bezirkssportanlage mit anderen Amateurvereinen geteilt, doch ab sofort ist der ambitionierte Drittliga-Aufsteiger eben ein Profiverein. Dessen Trainingsanlage an der Münchner Heinrich-Wieland-Straße wird von der Stadt verwaltet, und diese ist allen Nutzern gegenüber gleichermaßen verpflichtet, den Trainingsbetrieb zu garantieren. Was passiert aber, wenn ein Verein mit einem Schlag deutlich mehr Platz und mehr Zeit benötigt?

Zurzeit würden lediglich ein paar Umbauten an den Umkleiden vorgenommen, erklärt die Stadt auf Anfrage, und das komme ja allen Vereinen zugute. Probleme werden aber bald schon allein deshalb entstehen, weil Türkgücü schlagartig mehr Mannschaften hat als vorher. Denn laut DFB-Statuten muss ein Profiverein mindestens fünf Jugendmannschaften nachweisen können, verpflichtend sind dabei A-, B- und C-Jugend. Beim Sportanlagen-Mitbewohner SV Gartenstadt Trudering waren sie ohnehin nicht gerade erfreut darüber, als Türkgücü ihnen im vergangenen Jahr die U17 quasi wegkaufte, inklusive Trainer. Die Türkgücü-Jugendteams, von denen es nun "sechs bis sieben" geben wird, sollen künftig auch alle an der Heinrich-Wieland-Straße spielen, erklärt Geschäftsführer Max Kothny. Bei der Stadt heißt es allerdings auf Anfrage: "Die Trainingsplätze sind bereits derzeit gut ausgelastet, eine Aufnahme weiterer Mannschaften wird daher nur in begrenztem Umfang möglich sein. Die vorhandenen Vereine und Mannschaften haben (...) Priorität."

Der SV Gartenstadt Trudering nutzt seit 40 Jahren die Anlage, er unterhält auch noch eine Gaelic Football- und eine Bogenschützen-Abteilung. Sie alle machen sich nun Sorgen, ob der Platz künftig ausreichen wird, weil die Anforderungen des Profiklubs steigen. So hat Türkgücü bei der Stadt angefragt, ob an einem der Trainingsplätze eine Rasenheizung eingebaut werden könne. Das würde längere Umbauarbeiten bedeuten, also für eine ganze Weile noch einmal mindestens einen Trainingsplatz weniger. Die Stadt beschwichtigt: "Es gibt auf der Sportanlage einen Kunstrasenplatz mit Flutlichtanlage, bei dem die Landeshauptstadt (...) die regelmäßige Schneeräumung zugesagt hatte. Insofern wird für eine Rasenheizung am Hauptrasenfeld seitens der Stadt kein Bedarf gesehen."

Darüber hinaus ist an der Heinrich-Wieland-Straße auch noch der kroatische Verein N.K. Hajduk beheimatet, Firmenmannschaften finden sich ein, und es wird Schulsport abgehalten. Türkgücü mit seinem neuen Trainer Alexander Schmidt will nun aber selbstredend öfter trainieren als zuvor. Ob das am Vormittag geht, wenn Schulklassen Bedarf anmelden, ist fraglich.

Unterdessen ist beim künftigen Drittligisten die Kaderplanung voll im Gange, und offenbar noch lange nicht abgeschlossen. Nun meldete der Verein, dass der Vertrag mit Verteidiger Marcel Spitzer "in beidseitigem Einvernehmen" aufgelöst wurde. Nach SZ-Informationen gehört Spitzer zu jenen Spielern, die einer Gehaltskürzung zugestimmt hatten. Türkgücü hatte lange Zeit öffentlich den Aufstieg aus finanziellen Gründen in Frage gestellt.

© SZ vom 22.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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